Nürnberg - 4:0 im Hinspiel, 3:0 im Rückspiel - eine Derby-Bilanz wie aus dem Bilderbuch konnte der 1. FCN im Vorjahr vorweisen. Cheftrainer Miroslav Klose möchte heute das „Derby-Triple“ vollmachen - was dann wichtig wird.

Im Fußball spricht man gerne von sogenannten „Unterschiedsspielern“. Als solche bezeichnet man gemeinhin diejenigen Akteure, deren individuelle Klasse derart hoch ist, dass alleine ihre Präsenz auf dem Rasen den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage machen kann. Nicht jede Mannschaft hat einen solchen Unterschiedspieler, schon gar nicht in der zweiten Bundesliga; der Club hat sogar zwei davon. Das Problem: Beim Derby könnten sie heute beide fehlen.

Das Personal

Dass der beste Stürmer beim 1. FCN zum Zeitpunkt des 275. Frankenderbys eigentlich ein gelernter Mittelfeldspieler ist, damit hat im Sommer, als Joti Chatzialexiou gleich acht neue Angreifer verpflichtete, wohl niemand gerechnet - außer vielleicht Miroslav Klose. Denn der Ex-Weltklassestürmer stellte den eigentlich fest als Mittelfeldmotor eingeplanten Rafael Lubach nach einer – bis heute – anhaltenden Stürmerflaute zu Saisonbeginn kurzerhand nach ganz vorne. Und Lubach machte seine Sache so gut, dass er zwischenzeitlich zum Nürnberger Top-Torschützen wurde (4 Treffer). Gegen das Kleeblatt aus Fürth fällt Lubach wegen einer Gelb-Roten-Karte aus – der erste Unterschiedspieler, den Klose für die Partie ersetzen muss. Ob für ihn wie zuletzt Artem Stepanov oder wie von einigen Fans gefordert Nachwuchsspieler Piet Scobel ran darf, war bei Redaktionsschluss unbekannt.

Bleibt noch Unterschiedsspieler zwei, hinter dem ein Fragezeichen steht: Spielt Adam Markhiev? Keine Personalie trieb den Club-Anhang in der abgelaufenen Woche so sehr um, wie die des 23-jährigen Finnen. In Magdeburg fehlte Markhiev – und der 1. FCN verlor beim Tabellenletzten. Binnen kürzester Zeit ist der Neuzugang aus Limassol zum Schlüssel für das Nürnberger Spiel geworden. Fehlt Markhiev, fehlt der Motor und Taktgeber. Ersetzen könnte ihn eigentlich Rafael Lubach. Und sonst? Evenutell dürfte bei einer erneuten Markhiev-Abstinenz Tom Baack sein Glück versuchen oder Ayoub Chaikhoun zu seinem zweiten Zweitliga-Einsatz kommen.

Die Ausgangslage

Nach einem Zwischenhoch setzte es für den Klose-Club vergangenes Wochenende wie bereits erwähnt erneut einen Dämpfer. 0:3 unterlag man am Samstagabend beim Tabellenletzten aus Magdeburg, ein per VAR aberkanntes Abseitstor verhinderte eine noch größere Schmach. Augenscheinlich ist aber auch, dass Magdeburg spielerisch bei weitem nicht so schlecht ist, wie es der Tabellenplatz suggeriert. Und: Dem Club fehlte Taktgeber Markhiev mit einer Sprunggelenkverletzung. Gegen Fürth wird sich der 1. FCN dennoch verbessert präsentieren müssen, wenn es mit dem „Derby-Triple“ klappen soll. Ob mit, oder ohne Markhiev.

Der Gegner

„Fürth ist auch nicht wirklich drin in der Saison“, sagte Miroslav Klose über den Derbygegner noch am Freitag. „Auch“ ist in diesem Fall eine interessante Formulierung, ist Kloses Club im Vergleich zum Derbygegner geradezu mittendrin im Zweitligarennen. Das Kleeblatt stellt die mit Abstand schwächste Defensive in Liga 2 (37 Gegentore; Platz 2: Dynamo Dresden mit 26 Gegentreffern) und belegt nach der 0:3 Heimpleite gegen Bochum den direkten Abstiegsplatz 17.

Nur zwei Tage nach der Partie trennten sich die Nachbarstädter von Cheftrainer Thomas Kleine. Jetzt steht Heiko Vogel an der Fürther Seitenlinie – und mit ihm eine Unbekannte, was die taktische Ausrichtung des Gegners angeht. Aus Vogels vorherigen Stationen habe man jedenfalls keine Tendenzen erkennen können, gab Klose zu Protokoll. Beide kennen sich noch aus gemeinsamen Zeiten beim Nachwuchs des FC Bayern.

Die Bilanz

Historisch – anders lässt sich die abgelaufene Spielzeit mit ihren beiden Derby-Siegen für den 1. FC Nürnberg nicht beschreiben. Zwei Siege in einer Saison, noch dazu derart deutliche, mit 3:0 und 4:0, gelangen dem Club zuletzt in den 1970er Jahren.

Blickt man auf die Gesamthistorie aus 274 Partien, zeichnet sich für Club ein ähnlich positives Bild: 142 Siege, 50 Unentschieden und nur 82 Niederlagen setzte es gegen den Nachbarn aus Fürth.

Die Eckdaten

Das 275. Frankenderby beginnt am Sonntag, 7. Dezember, um 13.30 Uhr im Max-Morlock-Stadion und ist seit Wochen ausverkauft. Beinahe zumindest, denn: Während das Heimkontingent an Tickets vollständig vergriffen ist, gibt es für den Fürther Gästeblock noch Restkarten am Stadion. Letzteres öffnet wegen der erwarteten Fanmassen übrigens diesmal bereits zwei Stunden vor Anpfiff.

Lars Erbst aus Gerlingen in Baden-Württemberg leitet die Partie. Der 31-Jährige scheut nicht davor, Karten zu verteilen: In den vergangenen vier Spielen zeigte er insgesamt 20-mal Gelb – sechsmal davon beim Spiel des 1. FCN gegen den VfL Bochum.

Wie gewöhnlich bei Sonntagsspielen liegen die Übertragungsrechte exklusiv bei Sky (Sender: Sport Bundesliga 3). Im Hörfunk läuft die Partie wie immer im Club-Fanradio und in der ARD Audiothek.

Für alle anwesenden Clubfans gibt es obendrein ein weiteres Schmankerl: Nach mehreren Jahren Leerstand öffnet „S‘ Gärtla“, der Kult-Biergarten in unmittelbarer Stadionnähe, pünktlich zum Frankenderby seine Pforten mit neuem Betreiber.

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