
Nur wenige Kilometer und eine Stadtgrenze trennen die Geschäftsstellen von zwei Zweitligisten, die sie näher und ferner zugleich gar nicht sein könnten. Auf der einen Seite die SpVgg Greuther Fürth, der ungeliebte Nürnberger Nachbar, der es seit 2012 zweimal ins deutsche Fußball-Oberhaus geschafft hat, um im Jahr nach dem Aufstieg jeweils wieder in die 2. Bundesliga zu fallen. Auf der anderen der 1. FC Nürnberg - seines Zeichens Rekordabsteiger der 1. Bundesliga. Der letzte tränenreiche Gang ins Unterhaus liegt bereits über sechs Jahre zurück. In der zweiten Liga treffen beide an diesem Wochenende zum insgesamt 275. Mal aufeinander. Es ist - das ist kein Geheimnis im Geflüster zwischen den Stadtgrenzen - das wichtigste Duell des Jahres. Nur das Rückspiel im neuen Jahr nimmt genauso viel Gewicht in der Bewertung ein.
Mit 20 Feldspielern und drei Torhütern sind die Club-Männer am Dienstag in die Vorbereitung auf das 275. Frankenderby am Sonntagmittag gestartet. Davor wurde natürlich auch nochmal die Pleite in Magdeburg aufgearbeitet und „individuell auf jeder Position“ durchgegangen, berichtet Miroslav Klose. Unter der Woche sei „Feuer“ drin gewesen, ließ der FCN über die Intensität auf dem Trainingsplatz verlauten. „Das will ich die ganze Woche sehen“, zeigte sich der Clubcoach erfreut. Was das am Ende tatsächlich wert ist, muss sich am Sonntag ab 13.30 Uhr zeigen, wenn „jeder Moment und jeder Zweikampf entscheidend“ werden. In sein drittes Frankenderby kann der Nürnberger Übungsleiter mit einem psychologischen Vorteil gehen: Beide bisherigen Duelle mit dem Kleeblatt unter Klose hat der Club zu null für sich entschieden (3:0 und 4:0).
Doch vieles hat sich im Vergleich zur Vorsaison verändert, lediglich die Sorgen bei beiden Vereinen sind geblieben - wobei die des Gegners deutlich akuter sind. Die Gäste aus Fürth haben die Reißleine gezogen und den Trainer gewechselt. „Der Gegner ist schwer einzuschätzen. Wie sie sich vorbereiten, was sie anpassen - sie werden sich auf zwei oder drei Dinge konzentrieren. Aber müssen auf uns schauen. Ich habe das Gefühl aus der Mannschaft, dass jeder spielen möchte, das gefällt mir.“ Die Favoritenrolle will Klose sich und seiner Mannschaft dennoch nicht zuschieben lassen, da sei immer eine obligatorische Frage, doch er sehe das nicht so. „Im Derby gibt's keine Favoriten, der Schiri pfeift an und dann musst du da sein. Egal aus welcher Phase beide Mannschaften kommen: Alles, was vorher war, zählt nicht. Wir müssen zeigen, dass wir bereit sind.“
Der Coach will auf „vieles vorbereitet sein, weil wir auch nicht wissen, wie sie agieren.“ Viele Faktoren spielen bei solchen besonders aufgeladenen Duellen eine Rolle. „Taktik, Einstellung, Laufbereitschaft und Momentum“ nennt der Ex-Weltmeister als Beispiele. „Bei Spielen, die so knistern - bei den besonderen Spielen - bist du in der Routine drin und da müssen wir die Jungs hinbekommen.“ Das Rezept für eine Neuauflage des Heimsiegs in der vergangenen Saison: „Die Bilder und die Emotionen vom letzten Mal werden noch im Kopf sein. Die müssen wir herauskitzeln“. Das würde sicher auch die rot-schwarzen Fans im ausverkauften Achteck und an den Bildschirmen entzücken und käme einem vorzeitigen Weihnachtsgeschenk gleich.