
Noch dreimal schlafen, dann ist es wieder soweit: Am zweiten Adventssonntag duellieren sich der 1. FC Nürnberg und die SpVgg Greuther Fürth im 275. Frankenderby. Die Bilanz spricht vor der Begegnung im Max-Morlock-Stadion ganz klar für die Heimmannschaft – oder auch nicht.
Die Bilanz
Der Club verlor nur eines der letzten fünf Duelle mit dem ungeliebten Nachbarn, insgesamt stehen in diesem Zeitraum drei Nürnberger Siege, ein Remis und ein Torverhältnis von 11:3 Treffern, welches insbesondere durch die vergangene Saison in die Höhe geschraubt wurde, zu Buche.
Erweitert man allerdings das Blickfeld, spricht die Bilanz plötzlich eine ganz andere Sprache: In den letzten neun Saisons, in denen sowohl der Club als auch das Kleeblatt in der 2. Bundesliga an den Start gingen, gewann die SpVgg Greuther Fürth exakt die Hälfte aller Derbys – nämlich neun von insgesamt 18 Begegnungen. Der Club holte indes nur fünf Siege.
Der Lieblingsgegner, aber nicht der Angstgegner
Insbesondere aufgrund der starken Derbybilanz des 1. FC Nürnberg bis zum Ende der 1970er Jahre blickt der Club auf eine beeindruckende Siegquote: 44, Prozent der Frankenderbys entschieden die Rot-Schwarzen für sich. Gegen keinen aktuellen Zweitligisten gewann der FCN sowohl in absoluten Zahlen als auch in Relation zu den gespielten Spielen häufiger.
Fürth ist der Lieblingsgegner von Nürnberg, Nürnberg aber nicht der Angstgegner von Fürth: Die Siegquote des Kleeblatts ist gegen fünf andere Zweitligisten – nämlich Elversberg, Hannover, Bochum, Karlsruhe und Kaiserslautern – noch schlechter als gegen den Club (30,5 Prozent). Ob das nun Hoffnung macht, steht auf einem anderen Blatt.
Die Rekordsiege
Der höchste Derbysieg glückte dem Club im Tschammerpokal. Am 1. August 1943 feierte der FCN einen 7:0-Heimerfolg gegen den Erzrivalen. Hinzu kommen zwei 5:1-Triumphe in der Oberliga Süd in den Jahren 1947 und 1962. Der größte Erfolg in der 2. Bundesliga liegt nur gut ein Jahr zurück: Im Oktober 2024 fertigte die Mannschaft von Cheftrainer Miroslav Klose das Kleeblatt in dessen eigenem Wohnzimmer mit 4:0 ab.
Aber: Auch die Spielvereinigung schaffte es das ein oder andere Mal, den Nachbarn zu demütigen – etwa beim 7:2-Auswärtssieg im September 1956. In der 2. Bundesliga glückte zudem unter Cheftrainer Frank Kramer im August 2014 ein sattes 5:1-Statement, Abdul Rahman Baba erzielte einen Doppelpack.
Die Rekordtorschützen und Rekordspieler
In die Liste der Rekordtorschützen schafft es der Ghanaer damit freilich nicht. Das Ranking führt wenig verwunderlich Max Morlock an – laut fussballdaten.de gelangen der größten Vereinsikone des 1. FC Nürnberg 17 Derbytreffer in 28 Spielen. Damit ist er zugleich Rekordtorschütze und Rekordspieler des Frankenderbys.
In Sachen Effizienz überbietet ihn allerdings der beste Fürther Derbytorschütze: In nur drei Partien gelangen Werner Hofmann fünf Treffer gegen den Club. Auch Horst Schade steht bei fünf Derbytreffern – beziehungsweise: bei fünf Derbytreffern für das Kleeblatt. Der Mittelstürmer kennt nämlich auch die rot-schwarze Seite des Frankenduells und erzielte vier Tore im Trikot der Nürnberger.
Abgesehen von Morlock, der mit 28 gespielten Derbys das Tableau anführt, belegen ausschließlich Fürther die Top Five: Richard Gottinger (24), Herbert Erhardt (22), Max Apis (22) und Hans Bauer (20) belegen die Plätze zwei bis fünf.
Derbyhoffnungen im aktuellen Kader
Angesichts der zahlreichen Umbrüche, welche beide Teams in den vergangenen Jahren durchstehen mussten, finden sich kaum mehr Spieler mit umfangreicher Derbyerfahrung geschweige denn vielen Derbytoren in den Kadern der fränkischen Kontrahenten.
Die Fürther Routiniers Branimir Hrgota und Julian Green stehen bei zehn und elf Derbyeinsätzen. Von dieser Marke sind sämtliche Club-Spieler weit entfernt. Im Hinblick auf die Tore gegen den Rivalen kommt es auf Nürnberger Seite zu einer Überraschung. Adriano Grimaldi traf dreimal gegen Fürth – und damit häufiger als jeder Mitspieler. Allerdings erzielte der Sturmhüne diese Tore alle noch im Trikot des SC Paderborn. Mit je zwei Toren und zwei Assists ist somit Julian Justvan der torgefährlichste Derby-Spieler im Club-Kader.
Felix Klaus traf zwar nur gegen Hamburg noch häufiger als gegen den Club, allerdings verbuchte er keinen seiner drei Treffer und zwei Assists im Trikot der Spielvereinigung, sondern im Leibchen von Fortuna Düsseldorf, dem VfL Wolfsburg und dem SC Freiburg. In seinen drei Frankenderbys blieb er indes ohne Scorer.
Der Kartenkönig
In dieser Kategorie gibt es keine Zweifel: Bernd Nehrig sichert sich den Daten von Fussballdaten.de zufolge diesen unrühmlichen Titel, der vielleicht angesichts des erforderlichen Feuers und der Zweikampfhärte in Derbys gar nicht so unrühmlich ist. In fünf Nachbarschaftsduellen kassierte der Ex-Fürther fünf Gelbe und eine Gelb-Rote Karte.

