
Normalerweise schreibt auch der dänische Autor Jussi Adler-Olsen Bücher mit vier bis sechshundert Seiten Umfang. Doch auch Krimifans brauchen mal ein kleines Büchlein für zwischendurch, das einen nicht gleich mehrere Stunden an den Lesesessel fesselt. Aber kann ein Krimi mit nur 128 Seiten ebenso viel Spannung aufbauen?
„Miese kleine Morde“ - Darum geht es
Was braucht es, damit man zum Mörder wird? Oder sogar zum Auftragskiller? In Lars Hvilling Hansens Fall nur ein Wort von seiner mittlerweile Ex-Frau: „Langweiler“. Wie soll er denn damit nur zurechtkommen? Lars entschließt sich, zunächst an seinem Aussehen zu feilen. In einem Beautysalon hübscht ihn François, der Inhaber, ordentlich auf. Lars fühlt sich gleich besser. Doch die Behandlung ist nicht billig und hält noch dazu nicht ewig an. Und seit der Scheidung sehen Lars‘ Finanzen alles andere als rosig aus.
Schnell fällt Lars auf, dass die Damen, die den Salon besuchen, in ihren Ehen eher unglücklich sind. Es reift der Plan, sie von ihren Gatten zu erleichtern und nebenbei die eigene Rentenkasse aufzufüllen. Gesagt, getan, für Lars entwickelt sich alles bestens. Bis er sich vor François verplappert.
Jetzt ist Lars zum Handeln gezwungen, denn er muss sich selbst und sein sauer verdientes Geld schützen. Doch François entpuppt sich als härtere Nuss, als er erwartet hatte. Und am Ende kommt eh alles anders.
Spannung auf 128 Seiten - Kann das klappen?
Die kurze Antwort: Jein. Natürlich kann auf so wenig Seiten nicht eine vergleichbare Tiefe in den Figuren erreicht werden, wie das bei längeren Krimis und Thrillern funktioniert, wie beispielsweise in Stephen Kings neuestem Werk „Kein Zurück“ (640 Seiten) oder in Charlotte Links „Dunkles Wasser“ (576 Seiten). Dennoch fühlt man schnell mit Lars und François mit, die Handlung ist zwar knapp, lässt dafür aber unnötige Zwischenspiele aus. Ganz reduziert eben auf das Wesentliche: die kleinen, miesen Morde.
Man darf also nicht mehr erwarten, als ein so knapper Krimi leisten kann. Doch das Experiment „Krimi im Miniformat“ ist definitiv geglückt. Die Geschichte überzeugt und ist eine schöne, kurzweilige Unterhaltung voll schwarzem Humor. Für die Momente, wenn man mal nicht alle Zeit der Welt zum Lesen hat.
"Miese kleine Morde"
von Jussi Adler-Olsen
- übersetzt von Hannes Thiess
- 128 Seiten
- dtv
- ISBN : 978-3-423-21762-0
- 10 Euro
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