
Eines schon einmal vorweg: Diese Liste ist weder vollständig noch fertig, kann sie auch gar nicht sein. Denn es kommen immer wieder neue Krimis in die Regale der Buchhandlungen, die eine Aufnahme in die Reihe der besten Krimis verdient haben.
Was macht einen Krimi eigentlich aus? Oft werden Krimis und Thriller im gleichen Atemzug genannt. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Krimi und Thriller? Die Grenzen sind oft fließend, manche Thriller lassen sich auch den Krimis zuordnen. Im Zentrum von allen Krimis steht ein Verbrechen. Die Hauptfigur ist immer damit beschäftigt, das Verbrechen aufzuklären. Im Gegensatz zum Thriller steht dabei eher das Rätselhafte im Zentrum, während der Thriller eben eine Art „Thrill“ bietet, Spannung und rasantes Tempo von der ersten bis zur letzten Seite.
„Kein Zurück“ von Stephen King
Fangen wir direkt mit einem Beispiel dafür an, dass die Grenzen zwischen den Genres fließend sind. Auf dem Buchcover von Stephen Kings neuestem Werk steht Roman, bekannt ist der Autor vor allem auch für seine Horrorgeschichten, die erfolgreich verfilmt wurden. In „Kein Zurück“ geht es um die Privatdetektivin Holly Gibney, keine Unbekannte für Stephen King-Fans. Mit einer professionellen Ermittlerin im Zentrum spricht aber vieles für einen klassischen Krimi. Tatsächlich weist das Buch Merkmale aller dieser Genren auf.
Holly muss gleich zwei Fälle unter einen Hut bekommen. Sie soll als Personenschützerin ihre Zielperson beschützen, was an sich schon ein Vollzeitjob ist. Allerdings treibt gerade auch ein Serienmörder sein Unwesen, und obwohl Holly für diesen Fall nicht offiziell engagiert wurde, lässt er sie dennoch nicht los.
Für einen Thriller wäre es typisch, dass Holly selbst das Ziel der Täter wird und in großer Gefahr schwebt. Natürlich ist ihr Auftrag als Personenschützerin nicht ohne, die Konfrontation mit dem Täter oder den Tätern, zu denen es in ihren Fällen immer wieder kommt, sind alles andere als ungefährlich. Doch ist Holly selbst nicht das Opfer, für sie steht die Aufklärung eines Verbrechens im Vordergrund. Damit lässt sich „Kein Zurück“ einwandfrei den Krimis zuordnen.
„Das fehlende Glied in der Kette“ von Agatha Christie
Wir beginnen mit einem absoluten Klassiker, der im Regal von Krimi-Fans auf keinen Fall fehlen darf. „Das fehlende Glied in der Kette“ ist das Debüt zweier Legenden der Krimiliteratur. Es ist das erste Werk von Agatha Christie, die anschließend zur absoluten Krimi-Ikone wurde. Aus ihrer Feder stammen zahlreiche Romane, Kurzgeschichten und mehr, von denen viele auch verfilmt oder in Hörspielen verarbeitet wurden. Ihre bekanntesten Figuren sind wohl Miss Marple und Hercule Poirot.
Der Zweite hat seinen ersten Auftritt in „Das fehlende Glied in der Kette“. Hercule Poirot lebt mit einigen Landsmännern in einem Dorf nahe dem Gut Styles. Wegen des Ersten Weltkriegs mussten die Belgier ihre Heimat verlassen. Als die Hausherrin auf Styles vergiftet aufgefunden wird, muss Poirot herausfinden, wer dafür verantwortlich ist.
„Das fehlende Glied in der Kette“ weist einige Merkmale auf, die für Agatha Christie typisch sein werden. So gibt es beispielsweise einen geschlossenen Kreis an Verdächtigen, die als Täterin oder Täter infrage kommen. So bekommen wir als Leserinnen und Leser die Gelegenheit, direkt mitzurätseln.
„Lavender House“ von Lev AC Rosen
Wer Agatha Christie mag, wird Lev AC Rosen lieben. „Lavender House“ erschien bereits 2022, die deutschsprachigen Leserinnen und Leser mussten aber bis 2025 auf eine Übersetzung warten.
Das Setting scheint direkt aus einem Agatha Christie-Krimi entsprungen zu sein. Ein abgelegenes Anwesen, eine verschworene Gemeinschaft als Bewohner, die aber dennoch ihre Konflikte haben, und am wichtigsten: eine tote Matriarchin. Evander „Andy“ Mills ermittelt hier zum ersten Mal als Privatdetektiv, und ihm ist schnell klar, dass die Tat nicht von Außenstehenden begangen wurde, sondern von einer Person, die im Haus lebt.
Das besondere an „Lavender House“ ist, dass hier die Probleme von queeren Menschen im USA der 1950er-Jahre behandelt werden. Evander Mills war bis zum Beginn der Handlung bei der Kriminalpolizei, bis er mit einem anderen Mann erwischt wurde. Die Folge für ihn: Er verliert seinen Job, er verliert seine Wohnung, er verliert sein ganzes Leben. Dass Andy ohne Prügel davonkommt, ist die einzige Gnade, die ihm seine ehemaligen Kollegen erweisen.
So bekommt die Geschichte im Stile von Agatha Christie eine neue, besondere Dynamik. Wir können uns nur darauf freuen, dass bald auch die weiteren Fälle von Evander „Andy“ Mills in deutscher Übersetzung erscheinen.
„Der Tote in der Crown Row“ von Sally Smith
Ganz neu auf dem Buchmarkt und in unserer Liste: Das Debüt von Sir Gabriel Ward. Der etwas verschrobene, aber messerscharf kombinierende Kronanwalt kennt sich in Rechtsfragen aus wie kein zweiter seiner Kollegen. Im England der Jahrhundertwende lebt und arbeitet er im Londoner Temple-Bezirk.
In „Der Tote in der Crown Row“ (Buch und Kinkle-Book bei Amazon ) taucht plötzlich die Leiche des Lordoberrichters auf der Türschwelle von Sir Gabriels Büro auf. Er erhält den Auftrag, in dem Fall zu ermitteln. Widerwillig nimmt er an und reiht sich so bei den Gentleman-Detektiven hinter Sherlock Holmes und Hercule Poirot ein, mit seinem ganz eigenen Stil und eigenen Methoden.
„Der Malteser Falke“ von Dashiell Hammett
Auf der anderen Seite des Atlantiks entwickelte sich kurz darauf ein Sub-Genre der Krimiliteratur, das ebenso viel Einfluss auf die (Film-)Welt haben sollte, und doch einen absoluten Gegensatz zum europäischen Gentleman-Detektiv darstellen sollte: der Hardboiled-Detective. Anstatt Fälle mit kühler Logik und sachlicher Beweisführung zu lösen, agieren die abgebrühten Hardboiled-Detectives spontan. Sie machen sich die Finger schmutzig und sind nicht selten selbst auf beiden Seiten des Gesetzes unterwegs.
So auch Sam Spade in „Der Malteser Falke“. Er gilt als Prototyp seines Genres. Er ist Privatdetektiv. Nur Stunden, nachdem er und sein Partner einen neuen Fall angenommen haben, wird dieser ermordet aufgefunden. Spade begibt sich in ein Netz von Intrigen, um seinen Partner zu rächen. Im Zentrum des Netzes steht eine Figur, die dem Finder Reichtum verspricht: der Malteser Falke.
Doch auch Sam Spade ist nicht vor allen Verdächtigungen gefeit. Bis zum Ende können wir uns beim Lesen nicht sicher sein, ob er nicht selbst ein doppeltes Spiel treibt und nur für den eigenen Vorteil aus ist. Denn zentraler Aspekt der Geschichten um die Hardboiled-Detectives ist, selbst einen Weg in den harten und undankbaren Städten der USA zu finden und vor allem zu überleben.
„Die drei ??? und das Geheimnis von Black Mesa“ von William Arden und Christian Rodenwald
Dass die Kriminalliteratur ein breit gefächertes Genre ist, wird spätestens bei diesem Werk in unserer Liste klar. Doch wie auch Hercule Poirot sind die drei Juniordetektive Justus, Peter und Bob aus Rocky Beach absoluter Kult. Seit den 1960er-Jahren werden ihre Abenteuer auch in Deutschland veröffentlicht, zahlreiche Hörspiele brachten die Juniordetektive in die Kinder- und Jugendzimmer.
2025 kam ein besonderer Fall raus: Das Manuskript stammt von William Arden und wurde in den 1960ern aufgesetzt, aber nie fertiggestellt. Das hat jetzt der Berliner Autor und Hörspielforscher Christian Rodenwald besorgt und das neue alte Abenteuer veröffentlicht. Es trägt den Titel „Die drei ??? und das Geheimnis von Black Mesa“. Justus, Peter und Bob finden auf einem Camping-Trip in der Sierra Nevada eine verlassene Geisterstadt. Viele Geheimnisse liegen hier verborgen. Perfekte Voraussetzungen also für Spannung und Grusel.
„Dunkles Wasser“ von Charlotte Link
Die Übergänge zwischen Krimis und Thrillern sind fließend, nicht einmal die Buchverlage sind sich da immer einig. So steht auch auf Charlotte Links „Dunkles Wasser“ der Untertitel „Ein Kate-Linville-Thriller“.
Brutale Szenen, Lebensgefahr, düstere Stimmung - all das gibt es in „Dunkles Wasser“, sodass die Bezeichnung Thriller nicht gänzlich fehl am Platz ist. Kates langjähriger Freund und früherer Vorgesetzte Caleb Hale trifft im Urlaub auf Iris, die dringend seine Hilfe benötigt. Ihre Freundin, mit der sie unterwegs war, ist spurlos verschwunden. Und mit ihr Iris‘ Geld, ihre Papiere und ihr Handy. Kate beginnt, aus der Ferne bei der Aufklärung zu helfen, doch hinter Iris verbirgt sich weit mehr, als zunächst zu erwarten war.
Lesen Sie alles Weitere über den bis dato neuesten Krimi von Charlotte Link in unserem Beitrag: Das jüngste Buch von Charlotte Link: Danach ist alles anders
„Die Flüsse von London“ von Ben Aaronovitch
Krimis kommen in vielen Gewändern daher, in diesem Beispiel ist der klassische Krimi die Grundlage für eine Urban-Fantasy-Reihe.
Peter Grant ist Polizist. Da er sich aber vor allem mit übernatürlichen Verbrechen und Gesetzesüberschreitungen auseinandersetzt, ist er auch noch Zauberlehrling. Er ist damit der zweite lebende offizielle Magier, neben ihm gibt es nur noch seinen Vorgesetzten und Lehrmeister Thomas Nightingale. Es gibt aber auch noch inoffizielle Zauberwirker, Feen, Flussgöttinnen, Nachthexen, mörderische Einhörner, Geister und viele andere Wesen und Figuren, denen Peter Grant bei seinen Fällen begegnet.
Ben Aaronovitch, ehemaliger Dr. Who-Autor, verbindet in „Die Flüsse von London“ klassische Krimielemente mit Fantasy und Folklore. So schafft er den Spagat zwischen dem Rätselraten um den Täter eines Verbrechens und dem Eintauchen in eine ganz besondere Subkultur.
„Mörderfinder - Das Muster des Bösen“ von Arno Strobel
Auch ein Thriller kann ein klassischer Krimi sein. „Mörderfinder - Das Muster des Bösen“ behandelt nicht den ersten Fall von Ermittler Max Bischoff, doch es ist sein erster Auftrag als Privatermittler. Schon bevor er mit seinem Kollegen Dr. Marvin Wagner die gemeinsame Detektei offiziell eröffnen kann, wird er mit dem Fall betraut. Dabei dreht es sich um eine grausame Mordserie an Richterinnen, Richtern und deren Angehörigen. Nicht genug, dass die Tochter eines Richters gerade ein weiteres Entführungsopfer darstellt und kaum mehr auf Rettung zu hoffen wagt, denn dann wird auch noch Max Bischoffs Kollege entführt.
„Mörderfinder - Das Muster des Bösen“ bietet die klassischen Elemente von Krimis und Thrillern: Zum einen steht ein Verbrechen im Vordergrund, das unsere Hauptfigur als Ermittler auflösen muss. Gleichzeitig gibt es aber auch den Spannungseffekt, der von der ersten bis zur letzten Seite anhält.
Weitere Buchtipps auf nordbayern.de:
Faszinierende Verwirrung: Dieser Roman wird Sie nicht mehr loslassen
„Achtzehnter Stock“: Ein Roman zwischen Glamour und Plattenbau
Die besten Buchreihen: Buchtipps für Leseratten
Wie bereits eingangs erwähnt, ist diese Liste weder vollständig noch fertig. Schauen Sie also gerne auch in Zukunft wieder rein, denn wir werden diese Liste stetig aktualisieren. Oder fehlt Ihnen Ihr Lieblingskrimi? Dann lassen Sie uns gerne einen Kommentar da!