Nürnberg - Solo Dates sind gerade ein Trend in den Sozialen Medien. Influencer zeigen, wie sie Zeit alleine verbringen. Auch die Community von nordbayern hat Ideen für Solo-Unternehmungen - nicht nur rund um Nürnberg.

Ein frühmorgendlicher Spaziergang am Alten Kanal, ein Gang in die Sauna, das Café in der Stadtbibliothek besuchen oder im Nordostbad schwimmen gehen: Das sind nur einige der Aktivitäten, die in sozialen Medien genannt wurden, nachdem die Redaktion von nordbayern.de bei Facebook und Instagram einen Aufruf nach sogenannten Solo Date-Ideen gestartet hatte.

Solo Dates scheinen sich im Netz gerade zu einem Trend zu entwickeln. Der Hashtag „solodates“ hat bei TikTok knapp 32.000 Einträge. Für den Hashtag „dateyourself“ sind es nochmal so viele.

Hinter den Solo Dates verbirgt sich die Idee, auch mit sich alleine eine gute Zeit verbringen zu können. Das hat den Vorteil, nicht von seinen Mitmenschen abhängig zu sein. Influencer und Influencerinnen teilen in den Sozialen Medien mit ihren Followern und Followerinnen, wie sie Aktivitäten alleine unternehmen. Aus der nordbayern-Community kommen dazu weitere Ideen, wie etwa wandern, bummeln, ins Kino gehen, Moped fahren, ein Museum oder den Kreativmarkt besuchen oder in ein Café gehen.

Allein ins Café oder Restaurant gehen, ist auch unter den Solo-Date-Influencer oft zu beobachten. Sie fragen in einem Lokal nach einem Tisch für eine Person und speisen allein.

Vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga heißt es, „uns liegen keine Zahlen oder Erkenntnisse darüber vor, wie viele Menschen tatsächlich allein in ein Restaurant gehen. Grundsätzlich wächst die Zahl jedoch, was uns unsere Betriebe rückmelden.“

Die Dehoga rief deswegen eine Aktion ins Leben, den sogenannten Mischtisch. Er eignet sich für ein Solo Date, aber auch dafür, neue Leute kennenzulernen: „Der Mischtisch ist eine in Bayern initiierte Kampagne, die Gastronomien unterstützt, einen Gemeinschaftstisch unter einheitlichem Label anzubieten. Das bedeutet für die Gastgeber: mehr Auslastung, mehr Gäste, mehr Umsatz und für die Gäste auch mehr Freude.“ Die Rede ist von einem Stammtisch 2.0.

Social Media Trend Solo Date: Immer mehr Menschen gehen alleine ins Restaurant

Auf einer Webseite sind die teilnehmenden Restaurants verzeichnet. Auch rund um Nürnberg sind einige Adressen gelistet, darunter das Hopfenhaus in Röttenbach (Landkreis Erlangen-Höchstadt), der Brunnerwirt in Mühlhausen (Landkreis Neumarkt), die Schlossschänke Eysölden in Thalmässing (Landkreis Roth) und das Lokal Zum Erdinger Weißbräu in Nürnberg.

Ein ähnliches Konzept bietet auch Fabian Denninger im Nürnberger Sterne-Restaurant Entenstuben an. Ein runder Tisch mit neun Plätzen dient in seinem Restaurant als sogenannter Shared Table. Seit gut drei Jahren gibt es das Konzept. Für Koch Denniger geht es an diesem Gemeinschaftstisch darum, neue Kontakte zu knüpfen, vielleicht Freundschaften zu schließen, mit Menschen, die Interessen, wie gutes Essen und Wein teilen.

Seine Erfahrung zeigt: Nur selten kommen Menschen allein, vor allem säßen kleine Grüppchen oder auch Paare am Shared Table. Denninger nennt den Tisch im Gespräch mit dieser Redaktion „eine Partnerschaftsbörse für Paare mit gemeinsamen Interessen.“ Aber natürlich sind auch Alleinspeisende willkommen, betont der Koch. Dass Menschen in der Realität dann aber nur selten allein in sein Restaurant kommen, kann Denniger verstehen. Er sei selbst ein oder zweimal sehr gut allein essen gegangen, aber habe das nicht als besonders „prickelnd“ empfunden. Einen Stammgast aber gebe es in der Entenstuben, der regelmäßig solo komme.

Auch im Augustinerhof kann man an einer Art Shared Table Platz nehmen. Im Tisane von René Stein gibt es 16 Stühle rund um die Küche - „a chef‘s table“ nennt das der Sternekoch. Hier fällt also optisch gar nicht auf, dass man alleine sitzt und kommt sicherlich mit seinem Sitznachbarn oder seiner Sitznachbarin schnell ins Gespräch.

Menschen sind überwiegend soziale Wesen. Matthias Berking, Inhaber des Lehrstuhls für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), betont daher: Solo Dates gerne - aber nicht ausschließlich. Für den Wissenschaftler ist beides wichtig, die Kompetenz zur Geselligkeit und die Fähigkeit, alleine sein zu können.

Gegen die Einsamkeit in Nürnberg: Seit dem Sommer gibt es die Plauderbank

Für Menschen, die in Nürnberg gerade nicht alleine sein wollen, gibt es in der Innenstadt seit diesem Sommer eine Anlaufstelle: die Plauderbank am Sebalder Platz. Ein gutes Instrument, um Menschen aus der Einsamkeit herauszuholen - so sieht Georg Klietz die Nürnberger Plauderbank, gespendet vom Verein „sechs+sechzig“, in dessen Vorstand er Mitglied ist. Im Juli wurde die Plauderbank offiziell eingeweiht. Mit der Spende des Vereins brachte der Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg (Sör) eine neue Belattung an und befestigte die Plakette, die die Bank zur Plauderbank macht. Ein Sprecher von Sör sagt im Gespräch, die Rückmeldungen auf die Bank seien sehr gut, es gäbe keine Schäden.

Nun kümmert sich der Verein „sechs+sechzig“ zusammen mit dem Seniorennetzwerk Altstadt und Marienvorstadt um das Möbel. „Ehrenamtliche vom Seniorennetzwerk bieten sich für Gespräche an, bespielen die Bank sozusagen. „Wir wollen den Ort mit Leben füllen“, sagt Klietz. Das Angebot richte sich aber explizit nicht nur an ältere Menschen, betont Klietz. Es gehe darum, die Generationen zusammenzubringen. Die Bank könne ein Ort dafür sein.

Renate Backhaus ist Koordinatorin im Seniorennetzwerk Altstadt und sie kommt regelmäßig am Sebalder Platz und an der Plauderbank vorbei. Sie erinnert sich an zwei besondere Erlebnisse. Einmal im Sommer, so erzählt sie es im Gespräch mit dieser Redaktion, habe dort eine ältere Frau gesessen, ganz links vorne auf der Ecke, erinnert sich Backhaus. Die Dame habe in ihrer Tasche gekramt. Backhaus ging auf sie zu, fragte, ob sie Lust auf ein Gespräch habe. Die Reaktion sei eindeutig gewesen: „Nein!“ Backhaus sagt, sie habe sich davon nicht entmutigen lassen und ebenfalls im Sommer einen Herren an der Plauderbank angesprochen. Wieder habe sie die Frage gestellt: „Haben Sie Lust auf ein Schwätzchen?“ In diesem Fall sei die Rückmeldung positiv ausgefallen. Der Herr habe erzählt, er sei gerade in den passiven Teil seiner Altersteilzeit eingetreten und überlege nun, wie er seine neu gewonnene freie Zeit nutzen könne. „Das war ein nettes Gespräch“, erinnert sich Backhaus. Sie hätten sich 20 Minuten unterhalten, über Ehrenamt und über seine frühere berufliche Tätigkeit.

Generell seien die Rückmeldungen auf die Plauderbank überraschend gut, betont Klietz von Verein „sechs+sechzig“. Nun könnte die Bank Schule machen. Auch andere Seniorennetzwerke in der Stadt, darunter in Gostenhof und in Langwasser, wollen das Format wohl aufgreifen. Von Sör heißt es, es gäbe auch den Wunsch nach einer Plauderbank im Stadtpark.

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