Nürnberg - „Eigentlich“, versucht Jonas Reif zu erklären, „ist unser Brot keine Focaccia, eher eine Schiacciata - aber Schiacciata-Sandwiches, das würde niemand verstehen“. Was das Brot - und das Cia‘s selbst besonders macht, hier.

Das Cia’s am Josephsplatz 1 ist von Außen recht unscheinbar und doch zieht das große verspiegelte Fenster immer wieder interessierte Blicke auf sich: Passanten bleiben kurz stehen und betrachten sich selbst, manche machen Fotos mit der aufgedruckten Botschaft „Ciao Amore“ und andere sind weniger an dem verspiegelten Schaufenster und mehr an den Getränken und Speisen interessiert, die hinter der Fassade warten. Denn so etwas gab es in Nürnberg noch nicht in der Art.

Jonas Reif, der Mann hinter dem Cia‘s, kommt die Treppe hinunter. Er war gerade in seinem Büro im ersten Stock über den Räumlichkeiten des Bistros, doch dort oben befindet sich nur ein Teil seines Arbeitsplatzes. Und er ist heute schon länger auf den Beinen: bereits am Morgen hat er im Keller des Hauses am Josephsplatz bereits den Teig für die nächsten Tage vorbereitet - und natürlich auch frisch gebacken.

Seit Ende Juli dieses Jahres betreibt der ehemalige Unternehmensberater gemeinsam mit seiner Freundin Mona Lugbauer diesen neuen Foodspot in Nürnberg. Als „Fans der mediterranen Küche“ wollten sie „etwas machen, das es noch nicht gibt in Nürnberg“ und landeten schließlich bei Focaccia-Sandwiches.

Und die beiden sind alles andere als Unbekannte in der Nürnberger Gastronomie-Szene. Sie führen schon seit mehreren Jahren die beiden Standorte des beliebten Brunch-Cafés Sundays. „Wenn man etwas Tolles anbietet, dann haben die Menschen auch richtig Bock darauf“, erklärt der 30-jährige, wie sie auf das neue Konzept gekommen sind, „das merken wir auch am Sundays“.

Nachdem sie mit ihren Brunch-Läden nicht mehr weiter wachsen wollen, damit die „Seele des Cafés“ bestehen bleibt, „wollten wir etwas in Richtung Bistro machen“, führt der Gastronom weiter aus - und sie hätten eben eine „Passion für Sandwiches“.

Regionalität und Qualität liegen ihnen dabei besonders am Herzen. Der selbstgemachte Teig reift insgesamt 72 Stunden, neben den italienischen Feinkost-Spezialitäten und dem italienischen Olivenöl kommt Ost und Gemüse aus der Region zum Einsatz „und wir machen natürlich so gut wie alles selbst“, beschreibt Reif ihr Vorgehen. Das Brot (eigentlich eher ein Schiacciata, also ein Fladenbrot aus der Toskana, nicht so ölig und knuspriger als das klassisch Focaccia), steht hierbei im Mittelpunkt, wird täglich frisch gebacken, frisch aufgeschnitten und vor dem Belegen im Ofen angetoastet.

Im Hintergrund füllt eine Mitarbeiterin gerade ein frisch gemachtes Pistazien-Pesto aus dem Standmixer in eine Schüssel ab. Von diesen Metallschüsseln gibt es einige in der gläsernen Auslage an der Theke. Diese wenigen, aber hochwertigen und selbstverarbeiteten Zutaten garantieren laut Reif ein „geiles“ Erlebnis.

Genau das sei ihr Ziel gewesen, auch ablesbar in der Subline ihres Logos: „dal cuore“, also zu Deutsch „von Herzen“. Und um ein „Erlebnis mit Herz“ zu schaffen, da ist sich der Gastronom sicher, stehen neben hochwertigen Lebensmitteln, eigener Teigherstellung und eigenem Ofen eben auch „etwas zu machen, das es noch nicht gibt“, denn „Nürnberg hat gastronomisch noch sauviel Potenzial“.

„Schnelles Slowfood“

Mit dem Start und den letzten Wochen ist Jonas Reif soweit sehr zufrieden. Besonders die Zeit, die sie zum Zubereiten und Belegen brauchen, sei in den letzten Wochen immer weiter gesunken. So kommen sie seinem Ideal von „schnellem Slowfood“ immer näher - und das sei natürlich auch eine Voraussetzung, um eine tatsächliche Alternative zu Döner oder Burger dazustellen.

Ab Oktober wird ihre Karte angepasst. Sie soll herbstlicher werden. Auch wegen der Regionalität der Produkte. Auf Tomaten können sie glücklicherweise ganz jährlich zugreifen, da ihre Produzenten in Gewächshäuser anbauen, aber „beispielsweise Aprikosen sind irgendwann nicht mehr saisonal“ und machen dann Platz auf der Karte für gebacken Kürbis, Trüffel und Porchetta.

Etwa die Hälfte der Sandwiches, Reif nennt sie „Klassiker“, soll es immer geben, einige andere werden etwa alle drei Monate durch saisonale Nachfolger ausgetauscht. Insgesamt wollen sie aber dabei bleiben, eine überschaubare Karte mit etwa zehn Sandwiches anzubieten, alleine auch um die Frische und Qualität der Grundzutaten konstant halten zu können.

Das sei dann allerdings eher das Metier seiner Freundin, die aus dem Bereich Hospitality und Hotellerie kommt und in ihrem Team eher der „kreative Geist“ und die „Köchin“ sei, während sein Aufgabengebiet in erster Linie im Bereich Personal, Prozesse und Abrechnung liegt.

Die Innenstadt-Lage des ehemaligen Schuhladen gefällt ihm, wichtig war es ihnen durch das Innendesign der Räumlichkeiten einen „Hangaround“ zu schaffen, also einen Ort, an dem man gerne ist. Das Design ist durch die Bank minimalistisch, aber trotz der vielen Metalloptik nicht ausladend.

Neben der neuen Karte planen sie in Zukunft vor allem ein kleines Weinsortiment aufzubauen, allerdings zum Verkauf und nicht zum Verzehr vor Ort gedacht.

Und noch etwas darf im Cia‘s (Letzte Silbe von Focaccia) natürlich nicht fehlen: Kaffee. „Es muss hier mindestens guten Espresso geben“, sagt der passionierte Kaffee-Trinker und Café-Betreiber. „Viele kommen morgens auch nur wegen des Kaffees vorbei“, stellt er weiter klar.

Riesige Überschneidungen soll es in Zukunft nicht zwischen ihren beiden Projekten geben, aber ein paar Matcha und Punmpkin-Spice Kaffee-Spezialitäten aus dem Sundays haben es schon in das Aufgebot des Cia’s geschaft - und ein Focaccia-Sandwich wartet vielleicht schon bald auch auf der Sundays-Karte auf die Gäste.