
Ermittlungen sollte man nicht immer der Polizei überlassen. Zumindest ist das in Krimis so. Immer wieder stoßen die offiziellen Behörden an ihre Grenzen oder erkennen überhaupt nicht, dass ein Verbrechen vorliegt. Dann müssen andere Instanzen ans Werk, wie Privatdetektive.
Doch es gibt nicht nur einfach „den Privatdetektiv“. Ihre Stile und Arbeitsmethoden unterscheiden sich grundlegend. Was für Privatdetektive gibt es in Krimis?
Hercule Poirot und Co: Der Gentleman-Detektiv
Wir beginnen mit einem absoluten Klassiker. Die ersten großen Detektivfiguren fallen in diese Kategorie. Häufig haben es die Gentleman-Detektive kaum nötig, aktiv in einen Fall einzugreifen, sie lösen ihre Fälle überwiegend im Kopf. Paradebeispiele sind dabei Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes oder Agatha Christies Hercule Poirot, der in „Das fehlende Glied in der Kette“ seinen ersten Auftritt hatte.
Gentleman-Detektiven begegnet man meist in Krimis, die in der Vergangenheit, oft um die Jahrhundertwende, spielen. Jüngere Beispiele wären Sir Gabriel Ward, der in Sally Smiths „Der Tote in der Crown Row“ ermittelt. Zwar ist Ward kein Privatdetektiv, sondern Anwalt, doch auch er muss sich mit unzulänglichen Polizisten herumschlagen und erfüllt auch die weiteren Eigenschaften eines Gentleman-Detektivs.
Ein weiterer Klassiker: Der Hard-Boiled-Detective
Dashiell Hammett begründete mit dem „Malteser Falken“ ein komplettes Subgenre von Krimis. Sein Privatdetektiv Sam Spade unterscheidet sich grundlegend von den britischen Gentlemen. Er schreckt vor Gewalt nicht zurück, hat eine eher graue Vorstellung von Moral und deckt seine Fälle auf, indem er nicht davor zurückschreckt, sich die Hände schmutzig zu machen.
Dabei steht ein gewisser Archetyp einer Männlichkeit im Vordergrund, die sich auf Kraft und Härte konzentriert und eher gestrig ist. In moderneren Interpretationen geraten die Figuren meist eher unbeabsichtigt in ihre Fälle und müssen die Ermittlungen durchstehen, indem sie Zähigkeit und Einfallsreichtum beweisen. Häufig sind sie als Einzelkämpfer unterwegs.
Ein modernes Beispiel dafür ist Jack Reacher. Als ehemaliger Militärpolizist ist er zwar kein offizieller Privatdetektiv, ermittelt aber in seinen Fällen abseits der Polizei. Sein neuestes Abenteuer „Der Puma“ stieg direkt auf Platz 4 der SPIEGEL-Bestsellerliste ein.
Dienst quittiert: von der Polizei in die Privatdetektei
Jack Reacher und Hercule Poirot sind pensionierte Polizisten, doch es gibt noch andere Gründe, warum Ermittler bei der Polizei aussteigen. Max Bischoff, begnadeter Fallanalytiker und Titelfigur der Mörderfinder-Reihe von Arno Strobel, hatte eigentlich vor, junge Polizistinnen und Polizisten auszubilden. Doch seine Fähigkeit, sich in die Köpfe von Tätern hineinzuversetzen, scheint einzigartig ausgeprägt, was ihn zur Ermittlungsarbeit zurücktreibt. In „Das Muster des Bösen“ eröffnet er mit dem Handschriftenexperten Dr. Marvin Wagner eine Privatdetektei. In ihrem ersten Fall müssen sie sich direkt mit einem Serienmörder herumschlagen, der in Selbstjustiz handelt, bis die beiden sogar selbst ins Fadenkreuz geraten.
Max Bischoff kann bei seinen Ermittlungen auf alte Polizeikontakte zurückgreifen. Ganz anders ist das bei Evander „Andy“ Mills. „Lavender House“, sein erster Fall als Privatermittler, spielt im San Francisco der 50er-Jahre. Das unfreiwillige Outing als Homosexueller führt für Andy dazu, dass er nicht nur seine soziale Stellung, sondern auch seine Anstellung als Detective bei der Polizei und sogar seine Wohnung verliert. Im Laufe des Buches fasst er den Entschluss, eine Privatdetektei zu eröffnen und Klienten zu vertreten, die genauso wie er keine Hoffnung darauf haben, dass die offiziellen Behörden sich um ihre Anliegen kümmern.
Female Empowerment: Weibliche Privatdetektivinnen
Evander „Andy“ Mills bringt zumindest etwas Diversität, doch lange waren die Privatermittler in Büchern vor allem eins: männlich. Natürlich gab es auch weibliche Figuren, allen voran Agatha Christies „Miss Marple“. Doch lange wurden Ermittlerinnen als eher schrullig und vor allem als amateurhaft dargestellt. Nicht, dass Miss Marple nicht cleverer wäre, als so mancher Polizist, aber eine professionelle Privatdetektivin ist sie nicht.
Mittlerweile haben sich zum Glück auch einige Frauen in den Polizeidienst gemischt. Doch auch private Ermittlerinnen gibt es, wie zum Beispiel Stephen Kings Holly Gibney. In einer ganzen Reihe von Krimis und Thrillern ermittelt die Detektivin, mittlerweile wurden einige ihrer Fälle sogar verfilmt. Auch das jüngste Buch aus der Feder von Stephen King dreht sich um die Ermittlerin. In „Kein Zurück“ muss Holly gleichzeitig den Personenschutz für eine berühmt-berüchtigte Feministin auf einer Lesereise übernehmen, sondern ganz nebenbei noch eine Mordserie aufklären.
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