
„Wie frisst man einen Elefanten?“, fragte Heiko Vogel, neuer Cheftrainer der SpVgg Greuther Fürth, die Mannschaft in seiner ersten Trainingseinheit am Dienstagnachmittag. Seine Musterlösung: „Stück für Stück. Man kann ihn nicht verschlingen.“ Dieses sprachliche Bild dient als Metapher für den Abstiegskampf, für den zähen und langwierigen Weg aus dem Tabellenkeller, der nicht jedem Spieler schmecken wird.
Dieser Weg beginnt ausgerechnet im Frankenderby: Am Sonntag steht Vogel erstmals als Kleeblatt-Trainer an der Seitenlinie. Anstoß im Max-Morlock-Stadion ist um 13.30 Uhr. „Das ist mit Sicherheit eine schöne Sache, weil es ein ganz besonderes Spiel ist. Die Stimmung wird besonders sein. Schlussendlich geht es trotzdem nur um drei Punkte, aber eigentlich auch noch um viel mehr. Das könnte, wenn es für uns gut läuft, ein Katalysator sein“, sagte der 50-Jährige, der sich einmal selbst als „Fußball-Romantiker“ beschrieben hat, der Bild.
Wie stehen statistisch die Chancen auf einen Derbysieg, der gleichbedeutend wäre mit einem Premierensieg für Heiko Vogel? Blickt man auf die Bilanz des neuen Coaches in seinem jeweils ersten Spiel als Trainer einer Herren-Mannschaft, stehen die Chancen auf einen Erfolg bei 42,9 Prozent. Basel, Bayern II, Graz, Uerdingen, Gladbach, Basel, Basel: Von insgesamt sieben Premierenspielen gewann und verlor Vogel je drei, eine Partie endete remis. Zudem holte Vogel in vier von sieben Stationen im Schnitt innerhalb der ersten drei Spiele jeweils mehr Punkte, als in der entsprechenden Amtszeit generell - das spricht für einen schnellen Effekt und eine Kurzzeitwirkung, einem Aufschwung, nachdem man in der Kleeblattstadt lechzt.
Die Hoffnung, Vogel würde sämtliche angehäufte Defizite im Fürther Spiel binnen weniger Tage ausmerzen, wäre freilich naiv – dennoch zeigen seine bisherigen Stationen im Senioren-Fußball eine tendenziell positive Entwicklung unmittelbar nach seiner Amtsübernahme.
Auch ein Blick auf den allgemeinen Trainereffekt bei der SpVgg Greuther Fürth verspricht einen positiven Derby-Ausgang: Vergleicht man die Bilanz der letzten drei Spiele unter dem jeweils alten Trainer mit jener des Nachfolgers, erzielten Thomas Kleine und Alexander Zorniger einen extrem positiven sowie Stefan Leitl einen stark positiven Effekt.
Insgesamt machten sich Trainerwechsel in der 2. Bundesliga in der jüngeren Vergangenheit oftmals bezahlt – zumindest kurzfristig. Zwei Drittel der 93 Wechsel seit der Saison 2020/21 – berücksichtigt werden nur Trainer, welche mindestens drei Spiele coachten – wirkten sich positiv aus: Die Bilanz in den drei Spielen nach dem Wechsel war zum Teil erheblich besser als in den drei Spielen zuvor. In 22,6 Prozent der Fälle wurde es danach noch schlechter.
Das ist beim Kleeblatt tatsächlich auch möglich, schließlich stehen zumindest drei Punkte aus den letzten drei Spielen zu Buche. Ein Sieg am Wochenende gegen Nürnberg könnte freilich Auftrieb geben. Weil es ein Derbysieg wäre. Weil es ein Premierenerfolg unter dem neuen Trainer wäre. Und weil es der erste Schritt auf der mühsamen Mission wäre, einen Elefanten aufzufressen.
