Fürth - Die SpVgg Greuther Fürth unterliegt dem VfL Bochum nach drei frühen Gegentoren erschreckend harmlos mit 0:3. Rund um Trainer, Geschäftsführer und Sportdirektor wird es immer ungemütlicher.

Der VfL Bochum holt sich am Samstagnachmittag einen 3:0-Sieg am Laubenweg, der schon früh feststand. Ibrahim Sissoko und Philipp Hofmann hatten die Gäste bis zur 17. Minute mit drei Toren in Führung gebracht, auf diesen Rückschlag hatte das Kleeblatt keine Antworten. Es ist allerdings erschreckend, mit welcher Ideenlosigkeit sich die Hausherren ihrem Schicksal ergeben haben. Entsprechend rau wird der Ton nach Schlusspfiff. Sportdirektor Stephan Fürstner diktiert Worte ins Sky-Mikrofon, die nachhallen: „Die Anfangsphase war eine reine Katastrophe, wir haben es nicht auf die Wiese bekommen. Es ist dieselbe Leier, die wir seit Wochen predigen. Alle müssen sich hinterfragen, ob wir die richtigen Schlüsse ziehen, richtig trainieren - jeder muss hart mit sich ins Gericht gehen.“ Damit ist auch Cheftrainer Thomas Kleine direkt angesprochen, unter dem keinerlei Besserung zur Vorwoche, geschweige denn Entwicklung erkennbar ist. War es das für den Fürther Trainer?

Gebetsmühlenartig hat er Reaktionen auf die Pleiten der bisherigen Saison gefordert, explizit vor den starken Standards der Gäste gewarnt - um früh zuzusehen, wie seine Mannschaft nach zwei ruhenden Bällen zwei Treffer kassiert. „Die Argumente werden für jeden weniger, erst vier Gegentore gegen Darmstadt, jetzt drei - so kann man kein Spiel in dieser Liga gewinnen“, legt Sportchef Fürstner nach - und verzichtet auf ein klares Bekenntnis zu seinem angezählten Trainer vor dem Derby: „Ich werde 20 Minuten nach dem Spiel keine Trainerdiskussion führen, wir müssen das erst einmal sacken lassen und analysieren“, antwortet er auf die Frage, ob Kleine am Sonntag in einer Woche noch auf der Fürther Bank sitzt.

Zeit für eine Bestandsaufnahme: 37 Gegentore nach 14 Spielen bedeuten die schlechteste Defensive des Jahrtausends im deutschen Ober- und Unterhaus. Bereits siebenmal – und damit in jedem zweiten Spiel – hat das Kleeblatt mindestens drei Gegentore kassiert. In den insgesamt 18 Spielen seit Amtsantritt hat Thomas Kleine einen Schnitt von nur 1,11 Punkten pro Partie eingefahren - nur seine Vorgänger Jan Siewert (1,10) und Leonhard Haas (0,75) waren zuletzt noch erfolgloser. Zur Wahrheit gehört aber auch - mit Simon Asta, Marco Meyerhöfer und Gideon Jung haben wichtige Abwehrsäulen den Verein im Sommer verlassen. Angemessen ersetzt wurden sie nicht. Das liegt zu einem erheblichen Teil auch daran, dass dem Kleeblatt die Mittel auf dem Transfermarkt fehlen. Allein für das abgelaufene Geschäftsjahr musste Geschäftsführer Holger Schwiewagner ein Minus von 4,7 Millionen Euro verkünden.

Im Oktober 2024 musste Rachid Azzouzi (nach einem 0:4 im Derby) seinen Posten als Geschäftsführer Sport nach knapp sieben Jahren im Verein räumen, Geschäftsführer Holger Schwiewagner übernahm zusammen mit Sportdirektor Stephan Fürstner die Geschicke. Logisch also, dass sich der Druck und Frust der Fans auch auf diese beiden Personalien richten. Teile der 10.879 Zuschauer skandierten am Samstagnachmittag nach Abpfiff deutlich hörbar „Schwiewagner raus“. Der Rest versammelte seinen Unmut - mit Ausnahme der feiernden Bochumer - in einem gellenden Pfeifkonzert. Das lässt auch die Spieler nicht kalt. Philipp Ziereis fasst die Stimmungslage nach dem Spiel deutlich zusammen: „Uns fliegt dasselbe um die Ohren wie letzte Woche, Standards. Das ist alles in allem zu wenig, wir müssen uns alle hinterfragen.“ Hinterher schiebt er die Worte, die viele Fürther Anhänger wohl genauso fühlen: „Es kann nicht schlimmer werden“. Dabei kann es das aus Fürther Sicht sehr wohl - mit einer Pleite im Derby am Sonntag in einer Woche.

Kleine selbst geht laut Sky-Informationen davon aus, dass er im Max-Morlock-Stadion noch auf der Bank sitzen wird und gibt sich kämpferisch: „Wir haben das Spiel in den ersten Minuten verloren, das habe ich der Mannschaft knallhart gesagt. Jetzt geht's darum, den Kopf hochzunehmen. Wir wissen, wenn wir die Fehler nicht abstellen, werden wir in dieser Liga nur schwer punkten. Aber es geht auch darum, alles reinzuschmeißen, Fokus auf Zweikämpfe, um am Sonntag dann ins Derby zu gehen.“ In der vergangenen Saison zog Fürth nach dem Hinspiel personelle Konsequenzen, Trainer Alexander Zorniger und Geschäftsführer Sport Rachid Azzouzi wurden freigestellt. Verlieren die Fürther in Nürnberg erneut, könnte sich spätestens dann Geschichte wiederholen.