Nürnberg - Es ist eines der markantesten und bekanntesten Gebäude im Nürnberger Stadtteil Gostenhof. Jetzt steht es für eine Millionensumme zum Verkauf.

Das Foyer ist leergeräumt. Nur eine kleine Theke steht noch im Vorraum des ehemaligen Kinos, darauf eine verstaubte Popcorn-Maschine. Auf dem Tresen liegt ein Schlüsselbund. Draußen, über der Leuchttafel, baumelt ein großes Transparent des Immobilienmaklers McMakler: „Zu verkaufen“. Für 1.490.000 Euro ist das rund 745 Quadratmeter große Grundstück gelistet, das einen Mix aus Gewerbe- und Wohnfläche bietet. Der Makler bewirbt das denkmalgeschützte Gebäude als „legendäre Kultimmobilie mit Potenzial“.

Potenzial hatte das Haus in der Fürther Straße 61 schon immer. Vor allem seine markante Architektur mit der sich bis in den dritten Stock schraubenden Freitreppe macht es zu einem Blickfang. In den 1950er-Jahren ließ Familie Ach das vierstöckige Gebäude bauen. Geplant hatte es der Architekt Hans Huthöfer. 1955 eröffneten dann die Achs das Filmtheater. In den oberen Etagen entstanden drei Wohnungen. Trotz des Kinosterbens hielt sich der Rio-Palast lange und wurde zu einer festen Größe im Viertel. Über Jahre richtete es das Mittelfränkische Jugendfilmfestival aus. Familie Ach führte das Lichtspielhaus über Jahrzehnte, bis sie es aus Altersgründen verpachteten.

Mitte der 2010er-Jahre übernahmen Bülent und Yasemin Terzioğlu sowie Cumali Durukan das Kino. Doch der Neustart verlief mehr als holprig. Die denkmalgeschützte Architektur wurde zur bürokratischen Hürde. Genehmigungen ließen auf sich warten, Renovierungen zogen sich hin. Nach fast zwei Jahren Pause flimmerten ab 2017 wieder Filme über die Leinwand, allerdings nur im oberen, kleinen Kinosaal mit 80 Plätzen. Die neuen Verantwortlichen setzten auf internationales Kino mit Fokus auf türkische Filme und internationale Produktionen, die es sonst nicht in deutsche Kinos schaffen.

Der große Saal mit 300 Plätzen blieb zunächst geschlossen. Die Genehmigung der Denkmalschutzbehörde traf erst Ende 2019 ein - kurz bevor die Corona-Pandemie weite Teile des öffentlichen Lebens lahmlegte. Lockdowns und Kontaktbeschränkungen bremsten das Projekt weiter aus. Als dann auch noch die Strompreise infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in die Höhe schnellten und türkische Produktionsfirmen zunehmend nur noch für Streamingdienste produzierten, wurde es endgültig eng.

Trotz aller Rückschläge kämpfte Bülent Terzioğlu weiter. Anfang des Jahres kündigte er noch ein Kinderkino im kleinen Saal und ein Gastro-Kino im großen Saal an. Doch im Mai kam dann das endgültige Aus. Nun steht das traditionsreiche Gebäude zum Verkauf.