
Die Anhänger schwören auf ein natürlicheres Körpergefühl und mehr Kontrolle bei jeder Bewegung.
Nach dem Joggen auf der Stelle kommt der nächste TikTok-Trend. Millionen Aufrufe befeuern die Diskussion, ob dieser Ansatz tatsächlich Fortschritt bedeutet oder nur der nächste Fitness-Hype ist, der mehr Likes als Ergebnisse liefert.
Ergibt das Barfuß-Training Sinn oder ist es gar gefährlich?
Fitness ohne Schuhe - der natürliche Ansatz
Die Idee klingt bestechend einfach: Wer barfuß trainiert, stärkt automatisch Fußmuskeln, Sehnen und Gleichgewicht. Im Functional-Fitness-Bereich gilt das als sinnvoll, weil so Muskeln im ganzen Körper zusammenarbeiten.
Ohne Dämpfung spürt man den Boden direkter, die Stabilität verbessert sich - so zumindest die Theorie. Manche Sportler berichten sogar, Kniebeugen und Deadlifts fühlten sich sicherer an.
Laut einer Studie der University of California ist nicht nur ein positiver Effekt für die Fußgesundheit vorhanden, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden.
Doch was nach Natürlichkeit klingt, birgt auch ungeahnte Risiken.
Fitness-Risiken: Wenn Barfußtraining zu viel wird
Aktuell fehlt es noch an ausreichend Studien. Dennoch berichtet das Luzerner Kantonsspital beispielsweise von einem Risiko für Überlastungsschäden.
Der Fuß ist ein komplexes Gebilde aus Knochen, Gelenken und über hundert Muskeln. Wer plötzlich auf stützende Schuhe verzichtet, fordert Strukturen heraus, die oft jahrelang geschont wurden. Sehnenschmerzen, Schwellungen oder gar kleine Frakturen können die Folge sein.
Auch die Hygiene im Studio oder herabfallende Hanteln machen das Barfußtraining nicht ungefährlich. Auf der Straße oder im Wald sind scharfe Gegenstände eine ständige Gefahr.
Klar scheint das Folgende: Barfußtraining kann tatsächlich die Muskelaktivität im Fuß erhöhen und das Gleichgewicht fördern. Doch das gilt nur, wenn Intensität und Technik stimmen. Wer zu schnell zu viel will, riskiert mehr Schaden als Nutzen. In Disziplinen wie Gewichtheben oder Crossfit kann der Bodenkontakt Vorteile bringen, beim Laufen oder Springen dagegen überfordern die ungewohnten Belastungen schnell die Gelenke.
Zudem kommt es eben auch auf den Einzelfall an. Wer an Fehlstellungen leidet, sollte einen stützenden Schuh verwenden.
Fitness-Fazit: Ein Trend mit zwei Gesichtern
Barfußtraining ist kein Allheilmittel, aber auch kein Unsinn. Es kann helfen, Körperbewusstsein und Stabilität zu verbessern, wenn es kontrolliert umgesetzt wird. Nicht die bewährten 10.000 Schritte pro Tag, sondern Barfuß-Training ist der neue Trend.
Social Media zeigt jedoch meist nur das schnelle Ergebnis, nicht den langen Weg dahin. Wer den Trend ausprobieren möchte, sollte auf weichen Untergründen beginnen und insbesondere auf Körpersignale achten.
So wird aus einem viralen TikTok-Trend vielleicht tatsächlich eine sinnvolle Ergänzung moderner Fitness-Routinen.


