Nürnberg - Zwei Traditionsclubs in der Krise, einer davon mitten im Umbruch, der andere beim vielleicht letzten Versuch, diesen abzuwenden: Heute Abend trifft der 1. FC Nürnberg auf den VfL Bochum. Was dann wichtig wird.

Ausgerechnet Dieter Hecking - hätte ein Text zum Kellerduell am Samstagabend wohl noch vor einer Woche begonnen. Seit Montag ist aber klar: Der „Entlassico“ fällt aus – so hatten User das Duell zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem VfL Bochum noch vergangenes Wochenende vorschnell getauft. Er entfällt aber nicht wegen der zaghaften Job-„Garantie“, die Sportvorstand seinem Trainer Miroslav Klose unter der Woche ausgesprochen hat. Nein, er fällt aus, weil sie im Ruhrpott noch schneller die Nerven verloren haben – und neben dem Ex-Club-Verantwortlichen Dieter Hecking auf der Trainerbank auch Sport-Geschäftsführer Dirk Dufner vor dem Kellerduell am Samstagabend gefeuert haben.

Der Gegner

Wenn am Samstag die Gäste aus dem tiefen Westen nach Franken reisen, trifft der Tabellensechzehnte auf den -letzten. Die Ruhrpottler treten dann erstmals mit dem neuen Interimstrainer David Siebers an. Der 38-Jährige trainierte bis Wochenbeginn noch die A-Jugend des VfL, jetzt soll er in Nürnberg die Trendwende einleiten. Entsprechend unklar ist, wie die Bochumer taktisch auftreten. Klose: „Wir wissen nicht wirklich, was auf uns zukommt. Umso mehr lag der Fokus auf meiner Mannschaft.“ VfL-Trainer Siebers versprach seinerseits jedenfalls „mitreißenden Fußball“ und Angriffe über den Flügel: „Daran haben wir in den letzten Tagen schon gearbeitet und das wird man am Samstag auch sehen.“

Die Ausgangslage

Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos – so könnte man die Stimmen aus dem administrativen Umfeld des Vereins zusammenfassen. Fakt ist: Der Club steht nach fünf Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz, hat nur einen Punkt und zwei erzielte Tore auf dem Konto. Hoffnung macht der Auftritt gegen des KSC vergangenen Freitag, der zwar letztlich fruchtlos blieb, wohl aber auch dem größten Klose-Kritiker zeigte, das der Weltmeister seine Spieler noch erreicht. Eine Mannschaft, die gegen den Trainer spielt, tritt jedenfalls nicht so engagiert wie der Club in Baden.

Das Personal

Wer für den 1. FCN die sprichwörtlichen Kohlen aus dem Feuer holen soll, ist nicht klar. Coach Klose kann aber auf beinahe den gesamten XXL-Kader zurückgreifen, um seine Elf für diese „spezielle Situation“ zu finden. Noah Mabolou und Tarek Buchmann fehlen verletzt, auch Neuzugang Mustapha Hindolo ist laut Klose noch keine Option für den Spieltagskader. Dass der nominelle Jander-Nachfolger Adam Markhiev zu seinem Startelf-Debüt, oder wie Klose es nannte „auf die Platte“, kommen dürfte, ist nach den Aussagen des Cheftrainers in der Pressekonferenz jedoch sehr wahrscheinlich. In der Pressekonferenz vor dem Match machte Klose außerdem klar, dass er derzeit eher auf mental stabile Spieler statt auf Individualisten mit vermeintlich höherer Qualität setzen möchte.

Die Bilanz

Der Blick in die Jahrbücher macht wenig Mut: In Liga 2 trafen die beiden Traditionsclubs bislang 16-mal aufeinander, ein Club-Sieg sprang dabei nur einmal heraus. Fünfmal teilte man sich die Punkte, alle anderen Partien gewannen die Gäste aus dem tiefen Westen. Immerhin: Die Gesamtstatistik über alle Wettbewerbe hinweg sieht etwas besser aus: In 54 Partien gewann der Club ebenso oft, wie die Spiele Remis endeten (jeweils 14), 26-mal gewannen die Bochumer.

Die Ecktdaten

Bei dem nominellen Topspiel der 2. Bundesliga werden 34.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet. Anpfiff ist um 20.30 Uhr im Max-Morlock-Stadion, Lars Erbst (30) leitet die Partie (Kicker-Durchschnittsnote in dieser Saison: 2,5). Auch Club-Fans ohne Pay-TV kommen diesmal in den Genuss, die Partie live zu sehen: RTL überträgt die Topspiele der 2. Bundesliga in dieser Saison zur Primetime im Free-TV. Ansonsten zeigt Sky die Partie wie gewohnt ebenfalls, wer dem Treiben lauschen möchte, kann das wahlweise im Club-Fanradio oder der ARD-Audiothek tun.