Obwohl man den ganzen Sommer mit dieser Nachricht rechnen musste, kommt sie nun überraschend. Der 1. FC Nürnberg verliert seinen wohl besten Spieler: Caspar Jander wechselt – unter anderem nach der wochenlangen Hängepartie mit dem VfB Stuttgart - zum FC Southampton. Zunächst berichtete Sky-Transferexperte Florian Plettenberg von diesem „Done Deal“.
Wie ist der aktuelle Stand?
Eine komplette Einigung ist bereits erzielt worden. FCN-Sportvorstand Joti Chatzialexiou bestätigte das Gerücht gegenüber der Bild. Mittelfeldmann Jander reist demnach am Donnerstag auf die Insel, um sich dem Medizincheck zu unterziehen und dann einen langfristigen Kontrakt beim englischen Zweitligisten zu unterzeichnen.
Welche Ablöse kassiert der Club?
Nach Sky-Informationen überweist der FC Southampton eine Sockelablöse in Höhe von zwölf Millionen Euro nach Franken, hinzu kommen Boni. Damit ist Jander der zweitteuerste Abgang in der Nürnberger Vereinshistorie – nach Stefanos Tzimas, für den aber zuvor auch eine Kaufoption für 18 Millionen Euro gezogen wurde. Bei Jander, der im Sommer 2024 ablösefrei vom MSV Duisburg an den Valznerweiher gewechselt war, macht der Club damit sogar mehr Plus – verliert aber einen absoluten Unterschiedsspieler.
Wer wird Janders Nachfolger?
Vielleicht die einfachere Frage ist: Wer wird Janders Nachfolger nicht? Pelle Mattsson, ein 24-jähriger Däne von Silkeborg IF, der lange als potenzieller Nachfolger galt, hat sich offenbar für einen Wechsel nach Norwich entschieden.
Bei der Suche nach einem Nachfolger nimmt der 1. FC Nürnberg – das legen die Gerüchte um potenziell neue Sechser nahe – ein anderes Profil ins Visier: Der Club scheint verstärkt klassische Sechser zu suchen, die sich über ihr Spiel gegen den Ball auszeichnen, als Stabilisator vor der Abwehr fungieren und deren Beitrag im Offensivspiel eher die Rolle des Ballverteilers statt des Initiators beschreibt. Die bisher kursierenden Gerüchte brachten folgende Kandidaten ins Spiel: Mateusz Legowski (22, US Salernitana), Yohann Magnin (28, vereinslos), Yannik Keitel (25, VfB Stuttgart), Dejan Petrovic (27, HNK Rijeka), Andi Fannar Baldursson (23, Kasimpasa) und Tim Breithaupt (23, FC Augsburg).
Letzterer gilt als Top-Kandidat – und würde ins gesuchte Profil passen: Er ist laufstark, überzeugt defensiv insbesondere dank seines Stellungspiels und seiner Antizipation, und beschränkt sich im Spiel mit Ball auf kurze, aber einfache Pässe. Der gebürtige Offenbacher müsste sich anders als andere Kandidaten nicht erst an Land und Sprache gewöhnen – und kennt sogar die 2. Bundesliga bestens: Beim Karlsruher SC schaffte er den Durchbruch, zuletzt war er in der Rückrunde an den 1. FC Kaiserslautern ausgeliehen, wo er als Stammspieler gesetzt war. Eine Leihe wäre möglich: Beim FC Augsburg besitzt Breithaupt einen Vertrag bis 2028, kam aber in den vergangenen Jahren kaum zum Zug und scheint auch unter Cheftrainer Sandro Wagner wenig Perspektive auf regelmäßige Spielzeit zu haben.
Wohin wechselt Jander?
Zum FC Southampton. Die Saints gehen in der Saison 2025/26 in der Championship an den Start, nachdem sie vor drei Jahren aus der Premier League abgestiegen, dann direkt wieder aufgestiegen und im Folgejahr erneut abgestiegen sind. Die Mannschaft von Cheftrainer Will Still startete mit einem Sieg, einem Remis und einer Niederlage in die neue Saison. Mit Damion Downs (1. FC Köln) und Joshua Quarshie (SpVgg Greuther Fürth) trifft Jander in Southampton auf zwei Spieler, die in der vergangenen Saison ebenfalls noch in der 2. Bundesliga gespielt haben.
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Was bedeutet der Transfer für den Club?
Natürlich verzeichnet der 1. FC Nürnberg zwar erneut satte Einnahmen, die sich sicherlich in neue Spieler reinvestieren lassen – allerdings wird wohl kein Spieler mit der gegenwärtigen Qualität eines Caspar Jander zum Club wechselt. Mit dem 22-Jährigen verliert die Mannschaft von Cheftrainer Miroslav Klose den wohl wichtigsten Spieler der Vorsaison, der auch in seinen wenigen Einsätzen in der laufenden Saison direkt als absoluter Unterschiedsspieler auftrat. Seine clevere Positionierung im Ballbesitz, zahlreiche Balleroberungen und insbesondere seine progressive Spielweise machten den 22-Jährigen nahezu unersetzbar.
Als Jander den Saisonbeginn aufgrund einer Knieblessur verpasste, spielte Rafael Lubach an seiner Stelle im defensiven Mittelfeld – und machte es im Rahmen seiner Möglichkeiten gut, zeigte aber in jenen Phasen, in denen er doch auf seiner gewohnten Position spielen durfte, welchen deutlich größeren Wert er im offensiven Mittelfeld für den Club hat. Ein Nachfolger für die Sechs ist demnach dringend erforderlich – und seine Qualität könnte maßgeblich darüber entscheiden, ob sich der Club wieder fängt oder eine Saison im Abstiegskampf verbringen wird. Das Zentrum ist schließlich das Herz einer Mannschaft – und Jander war der Taktgeber.