Nürnberg - Kein Bedürfnis nach einer neuen Fantasy-Reihe? Diese Fantasy-Bücher kommen ganz ohne Fortsetzungen und Cliffhanger aus.

Die meisten Fantasy-Fans sind es gewohnt, Bücher in langen Reihen zu lesen. Von kurzen Dilogien, die nur zwei Bände umfassen, kann sich eine Serie auch deutlich länger ziehen, wie zum Beispiel Terry Pratchetts Scheibenwelt mit über 40 Bänden.

Das hat vieles für sich. Gerade in Fantasy-Geschichten lernt man oft eine ganz neue Welt kennen, da macht es Sinn, noch weitere Fortsetzungen in der gleichen Welt lesen zu können. Man lernt Charaktere kennen und begleitet sie manchmal über ihr ganzes Leben lang.

Doch nicht immer will man sich auf eine lange Buchreihe einlassen. Vielleicht hat man gerade eine lange Serie zu Ende gelesen und will nicht gleich mit der nächsten beginnen, vielleicht braucht man auch mal ein Buch zur Abwechslung mitten in einer Reihe: Manchmal braucht es auch mal einen Stand-Alone Roman, für den kein Vorwissen nötig ist und der auch nicht in einem Cliffhanger vor der Fortsetzung endet.

Auch wenn die meisten Fantasy-Bücher Teil einer Serie sind, gibt es doch auch im Fantasy-Genre Stand-Alone-Romane. Theoretisch können natürlich auch die Bücher in unserer Auswahl Fortsetzungen bekommen, im Moment gibt es aber noch keine.

„Shigidi“ von Wole Talabi

Anders als in vielen anderen Fantasy-Büchern orientiert sich Wole Talabi nicht am europäischen Mittelalter, sondern an afrikanischer Mythologie. Das macht dieses Buch besonders spannend. Der Handlungsort der Haupthandlung ist London, da spart man sich schon einmal das Hintergrundwissen um eine spezielle Fantasy-Welt.

Durch die ausgeklügelten Hintergrundstories der verschiedenen Charaktere bewegen wir uns aber quer über den ganzen Globus, bis hin in andere Dimensionen, die beispielsweise Göttern wie der Hauptfigur Shigidi vorbehalten sind.

Shigidi ist ein Albtraumgott im Ruhestand. Er und seine Partnerin Nneoma, freiberufliche Sukkubus, sind die Helden der Handlung. So ganz astreine Helden sind die beiden allerdings schon aufgrund ihrer Natur nicht, denn sie ernähren sich von den Geistern mehr oder weniger unschuldiger Menschen. Dennoch gelingt es dem Autor Wole Talabi, dass wir mit seinen Figuren mitfiebern.

Shigidi und Nneoma müssen eine Schuld begleichen, sonst werden sie keine Ruhe vor Olorun, dem obersten Gott von Shigidis Pantheon, haben. Sie sollen ein Artefakt aus dem britischen Museum in London stehlen, das Olorun braucht, um sich die Herrschaft über sein Pantheon zu sichern. Das ist eigentlich nur gerecht, denn die Kolonialisten hatten das Objekt zuerst entwendet. Natürlich stellt sich der Auftrag als kniffliger heraus, als ursprünglich angenommen, und es hilft nicht gerade, dass sich Shigidi in Nneoma verliebt hat.

Shigidi“ hat eine geschlossene Handlung, die tatsächlich einigermaßen überschaubar ist. Durch die aufwendigen Hintergrundgeschichten über die einzelnen Figuren und wie sie sich begegnet sind, mutet das Buch fast ein wenig wie eine Sammlung von Kurzgeschichten an. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, würde aber natürlich noch Potenzial für eine Fortsetzung bieten.

„Shigidi“

von Wole Talabi

  • übersetzt von Andreas Helweg
  • 352 Seiten
  • Penhaligon
  • ISBN: 978-3-7645-3330-4
  • 18 Euro

„Yumi and the Nightmare Painter“ von Brandon Sanderson

Eine weitere Möglichkeit, sich eine aufwendige Erklärung einer besonderen Fantasy-Welt zu sparen, ist, mehrere Geschichten in einem Universum unterzubringen. Das „Kosmeer“ ist eine solche Welt, in der einige Bücher von Brandon Sanderson spielen, darunter Buchreihen und auch Einzelromane.

Ein solcher ist „Yumi and the Nightmare Painter“. Man muss kein anderes Buch aus der „Kosmeer“-Welt kennen, um die Geschichte verstehen zu können. Tatsächlich hat sich Sanderson laut seinem Nachwort vom modernen Japan und historischem Korea inspirieren lassen.

Im Zentrum der Geschichte stehen Yumi und Nikaro, genannt Maler. Nikaro ist erst 19, aber in seinem Job ist er schon an einer Art Nullpunkt angelangt. Nikaro ist Albtraummaler, eigentlich definiert er sich so sehr mit seinem Beruf, dass er sich selbst lieber mit „Maler“ vorstellt als mit seinem Namen. Dennoch übt er seinen Job nur mit dem absolut notwendigen Minimum aus. Albtraummaler sind für die Gesellschaft, in der Maler lebt, unerlässlich, denn sie bannen mit ihren Gemälden die Albträume, die jede Nacht versuchen, seine Heimatstadt heimzusuchen. Doch für Maler wurde aus der Berufung nur ein Job.

Yumi ist dagegen eine Auserwählte, die dafür lebt, ihrem Volk zu dienen. Ihre Kunst besteht darin, Steine aufeinanderzustapeln. Diese Steinstapel gefallen den Geistern so sehr, dass sie den Menschen Dienste erweisen. Nach einem besonders erfolgreichen Tag der Meditation und des Dienstes an den Geistern und ihrem Volk erreicht Yumi ein Hilferuf: Ein Geist ist gefangen und muss befreit werden. Als Hilfe für ihre neue Aufgabe schicken die Geister ausgerechnet Maler.

Abwechselnd wachen Yumi und Maler in der Welt des jeweils anderen auf, Maler sogar im Körper von Yumi. Das macht das normale Leben der beiden schon mehr als schwierig, ihre besonderen Aufgaben, die sie zu erfüllen haben, allerdings noch komplizierter. Wenn sich Anime-Fans jetzt an den Film „Your Name“ erinnert fühlen, kommt das nicht von ungefähr. Denn auch dieser Film war eine Inspiration für Brandon Sanderson.

„Yumi and the Nightmare Painter“

von Brandon Sanderson

  • Illustrationen von Aliya Chen
  • übersetzt von Paula Telge
  • 480 Seiten
  • Kanur HC
  • ISBN: 978-3-426-56284-0
  • 26 Euro

Weitere Tipps für Stand-Alone-Fantasy-Bücher

Natürlich gibt es noch mehr Bücher, die in einer solchen Auswahl ihren Platz verdient hätten, darum werden wir die Liste in den kommenden Wochen und Monaten noch weiter ergänzen.

Noch mehr spannende Buchtipps auf nordbayern.de:

„Secrets of Dublin“: Urban-Fantasy Krimi trifft auf irische Mythologie - Ermittlerin wider Willen

Schwarzer Humor trifft auf Fantasy: Das neue Buch von Django Wexler - Böse und Witzig

„Skyward - Der Ruf der Sterne“: Dystopisches SciFi-Abenteuer um eine junge Sternenpilotin