Nürnberg - Thriller leben von ihrer Spannung. Manchmal wird diese langsam aufgebaut, viele arbeiten aber auch mit dem Überraschungsmoment, den ein ungeahnter Twist in der Handlung erzeugt.

Zugegeben, man könnte sich an dieser Stelle fragen, ob die Twists in den hier vorgestellten Thrillern überhaupt noch überraschend sind, wenn man zuvor schon weiß, dass Twists bevorstehen. Ein solcher Spoiler könnte die Spannung gehörig versauen.

Allerdings sind die Twists in diesem Titel so überraschend, dass man nicht mit ihnen rechnet, selbst wenn man weiß, dass welche bevorstehen. Das bedeutet ein besonderes Lesevergnügen, gerade für alle jene, die viel lesen. Denn irgendwann beginnt man, den Verlauf der Handlung schon früh zu erahnen, und die Geschichte hält wenig Überraschendes mehr bereit.

Das wird Ihnen mit unserer Auswahl nicht passieren. Selbstverständlich werden wir aber trotzdem nicht verraten, wie oder wann der Twist vorkommt.

„Die stumme Patientin“ von Alex Michaelides

Theo Faber ist fasziniert. Der Psychotherapeut hat extra eine neue Stelle angestrebt, um mit einer bestimmten Patientin arbeiten zu können. Alicia Berenson soll Jahre zuvor ihren Mann getötet haben, seitdem spricht sie kein Wort. Sie wurde neben seiner Leiche gefunden. Trotz der Schnitte an ihren Handgelenken konnte sie gerettet werden. Nicht nur das deutete auf sie als Täterin hin, und ihr beharrliches Schweigen half ihrer Verteidigung nicht gerade.

Theo macht sich auf die Suche nach einer Erklärung für ihr Verhalten. Er versucht nicht nur direkt zu ihr durchzudringen, sondern spricht auch mit den Menschen, die Alicia damals in ihrem Umfeld hatte.

Beim Lesen von „Die stumme Patientin“ können wir allerhand Vermutungen anstellen, was sich damals in der Nacht, in der Gabriel Berenson getötet wurde, zugetragen hat. Doch der tatsächliche Ausgang der Geschichte kommt völlig überraschend.

„Das Kalendermädchen“ von Sebastian Fitzek

Was nicht überraschend ist, ist, dass der deutsche Thrillerkönig in dieser Auflistung nicht fehlt. Sein neuer Thriller, „Der Nachbar“ kommt im Oktober 2025, doch auch sein letzter Thriller hat es in sich.

Das Kalendermädchen“ ist dabei irgendwie ein Mix aus zwei Horrorgeschichten und einem Psychothriller. Denn er spielt auf drei Zeitebenen. Im Jetzt dreht es sich um Olivia Rauch. Die Psychotherapeutin ist verzweifelt auf der Suche nach der leiblichen Familie ihrer Adoptivtochter, die an Leukämie leidet und dringend eine Knochenmarkspende braucht. Doch die Akte ist unter Verschluss. Olivia findet heraus, dass das „Kalendermädchen“, ein urbaner Mythos, damit zusammenhängt.

In den anderen beiden Zeitebenen erfahren wir mehr über die Geschichte des Horrors, den die junge Frau, die später als „Kalendermädchen“ bekannt wurde, durchgemacht hat.

Durch diese versetzten Zeitebenen wissen wir beim Lesen oft mehr als unsere Protagonistin Olivia und wissen, wann ihre Schlussfolgerungen falsch sind. Das schützt uns aber nicht davor, selbst auch Vermutungen anzustellen. Und einen Spoiler können wir an dieser Stelle schon einmal geben: Diese Vermutungen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch. Am Ende hat dieser Thriller so viele Twists, dass es beinahe schon etwas zu konstruiert wirkt. Überraschend ist er aber in jedem Fall.

„Die Kollegin“ von Freida McFadden

Freida McFadden ist derzeit in aller Munde, wenn es um Thriller geht. Sie ist Dauergast auf den Bestsellerlisten des SPIEGEL und der New York Times, 2025 kommen insgesamt drei neue Thriller von Freida McFadden in deutscher Übersetzung in die hiesigen Buchläden. Der erste davon, „Die Kollegin“ bietet Twists, die uns beim Lesen völlig überrascht haben.

Als Erstes überrascht ist Natalie Farrell. Sie ist die beste Verkäuferin ihrer Firma, erfolgreich und beliebt. Und damit das absolute Gegenteil ihrer etwas verschrobenen Kollegin Dawn Schiff. Diese überrascht Natalie mit ihrem Nicht-Erscheinen. Denn Dawn ist immer pünktlich, man könnte eine Uhr danach stellen, wann sie in ihrer kleinen Bürozelle sitzt. Natalie macht sich Sorgen um ihre seltsame Kollegin, und weil keiner der anderen Mitarbeitenden ihre Sorge ernst nimmt, macht sie sich selbst auf die Suche nach Dawn Schiff.

Wir erleben diesen spannenden Thriller zum einen aus der Sicht von Natalie, zum anderen durch E-Mails von Dawn an ihre beste Freundin. Doch beide Erzählerinnen sind unzuverlässig, wodurch wir beim Lesen immer wieder von Wendungen überrascht werden. Nämlich immer dann, wenn unsere Erzählerinnen von der Realität eingeholt werden.

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