Nürnberg - Der 1. FC Nürnberg sucht immer noch einen Hauptsponsor – wenige Wochen vor Saisonbeginn. Bereits die Partnerschaft des Clubs mit einem Rüstungskonzern war umstritten. Jetzt stellt sich die Frage: Welches Unternehmen kommt als Hauptsponsor infrage?

Seit Juli 2022 vermarktet sich der 1. FC Nürnberg selbst. Das war nicht immer so. 24 Jahre war die Sportrechteagentur „Sportfive“ dafür zuständig, Sponsoren für den 1. FC Nürnberg zu finden. Unter dem FCN-Vorstand Niels Rossow entschied man sich 2021 für die Trennung von „Sportfive“. „Für unser großes Ziel, ein fester Bestandteil der Bundesliga zu werden, brauchen wir zwingend die Eigenvermarktung“, sagt der kaufmännische Vorstand Rossow damals.

Seit der Eigenvermarktung hat der Club drei Saisons absolviert – sportlich bisher alle in der Zweitklassigkeit. Der Mann, der sich seit 2021 für die Umsetzung der Eigenvermarktung hauptverantwortlich zeichnet, ist Dirk Schlünz. Im Streit-Podcast des Verlags Nürnberger Presse „Bratwurst mit Chili“ zieht der Geschäftsführer der „1. FC Nürnberg Marketing GmbH“ Bilanz.

Er betont: „Um das klar zu sagen: Wir haben jetzt drei Saisons in der Eigenvermarktung und wir haben den Gewinn um mehr als 50 Prozent gesteigert.“ Die 1. FC Nürnberg setze in der Vermarktung auf viele, teils auch kleinere Partnerschaften. Ärmelpartner, Exklusiv-Partner oder Club-Freunde: Allein auf der Webseite des Clubs werden knapp 80 Partner genannt.

Findet der FCN bis Saisonstart einen Hauptsponsor?

In einer Vermarktungsdisziplin tut sich der Club in dieser Saisonvorbereitung jedoch schwer. Obwohl die Saison für den FCN bereits am 2. August gegen Elversberg startet, ist die Brust der Clubspieler noch leer. Nach dem Ausscheiden der „Nürnberger Versicherung“ als Hauptsponsor und dem Platzen eines möglichen Deals mit dem Fahrzeughersteller „MAN“ ist der Platz vorne auf dem Trikot noch frei.

„Wenn wir etwas haben, werden wir es vermelden. Wir brauchen noch ein bisschen Geduld“, sagt Schlünz im Gespräch mit NN-Chefredakteur Michael Husarek und Audio-Redakteur Lukas G. Schlapp. Doch er versichert: „Wir arbeiten daran mit vollem Fokus und voller Hochdruck. Es ist das zentrale Thema, mit dem wir uns derzeit beschäftigen.“

Ein Deal, der in den vergangenen Wochen für Aufruhr sorgte, war die Partnerschaft mit dem schwedischen Verteidigungs- und Rüstungsunternehmen „Saab“. „Es ist immer eine Diskussion. Es gibt immer Abwägungen. Grundsätzlich war das aber kein Prozess, in dem wir uns lange die Köpfe heißgeredet haben“, verrät Dirk Schlünz. Der 1. FC Nürnberg sehe in der Partnerschaft keinen Widerspruch mit dem eigenen Leitbild, so Schlünz. Vielmehr stehe "Friedenssicherung und das Bewahren einer offenen, liberalen Gesellschaft“ im Fokus.

Warum der FCN nicht mit Erotik werben will

Im Gespräch macht Dirk Schlünz auch deutlich, dass die Entscheidung für oder gegen einen potenziellen Sponsor pauschal nur schwer zu beantworten ist. „Es gibt ein paar Branchen, die stehen dann nicht für mehr für die Werte, die der 1. FC Nürnberg propagieren möchte", sagt Schlünz. Ein Beispiel, das er nennt: „Erotikangebote“.

„Das ist legal und man kann das machen, aber wir haben uns entschieden, dass wir nicht dafür stehen wollen." Das Ziel sei es, junge Menschen und auch Kinder für den Club zu begeistern. „Da weiß ich nicht, ob Erotik-Angebote ein gesamtgesellschaftliches Thema sind, zu dem wir uns jetzt zwingend verhalten müssten.“

Dass der Club kurz vor Saisonbeginn noch ohne Hauptsponsor dasteht, ist für den Verein keine unbekannte Situation. Auch zu Beginn der Saisons 2008/09 und 2012/13 konnte der Club noch keinen Hauptsponsor präsentieren. Leer blieb das Trikot trotzdem nicht: 2008 stand „Wir sind der Club“ in der Vorbereitung auf dem Jersey. In der ersten Pokalrunde stand „Der Club“ auf den Trikots der FCN-Mannschaft. Welchen Slogan der 1. FC Nürnberg in der aktuellen Saison auf dem Trikot präsentieren würde, ist derzeit noch ungewiss.