Nürnberg - Manche Bücher überzeugen mit spannenden Geschichten, andere mit ganz intensiven Gefühlen - und wieder andere mit faszinierenden Figuren. Drei Romantipps.

Ganz egal, ob sie auf wahren Begebenheiten beruhen, Legenden nachempfunden und ganz neu erdacht sind: Manche Romane begeistern uns ganz ohne Hochspannung, wie das in Thrillern vorkommt oder dem besonderen Rätselraten in Krimis. Manchmal reicht eine faszinierende Figur, die in den Vordergrund gestellt wird, um für ein ganz besonderes Leseerlebnis zu sorgen.

Wir haben drei solche Romane für sie ausgesucht, für die wir ganz uneingeschränkt Lesetipps aussprechen können. Übrigens haben auch andere Bücher tolle Figuren, zum Beispiel die besonderen Detektive Evander Mills in „Lavender House“ oder Sir Gabriel Ward in „Der Tote in der Crown Row“. Doch geht es in diesen Büchern eher darum, Kriminalfälle aufzuklären, hier steht das Verbrechen und das Ermitteln im Vordergrund.

Doch hier haben wir drei andere Leseempfehlungen, in denen es vorrangig um die faszinierenden Figuren geht.

„Ósmann“ von Joachim B. Schmidt

Ósmann bedeutet frei übersetzt so viel wie „Der Mann an der Flussmündung“, und das ist es, was Jón Magnússon im Grunde ist. Seine Aufgabe ist es, Menschen in seiner Fähre über einen Fluss an der Nordküste Islands zu bringen. Wer im Island der Jahrhundertwende an dieser Küste entlang reisen will, der kommt unweigerlich bei Ósmann vorbei. Und somit ist er auch im ganzen Land bekannt. Denn Ósmann ist nicht nur ein Fährmann, er ist auch für seine Gastfreundschaft, sein Pflichtgefühl, seine unglaubliche Herzlichkeit, Fröhlichkeit und auch seine Melancholie bekannt.

Tatsächlich hat es diese Figur gegeben, ihr ist eine Statue gewidmet, die ganz in der Nähe seiner alten Fährstelle steht. Alles Wichtige über diesen wunderschönen Roman mit viel Tiefe, schweren Schicksalsschlägen, aber auch einer beeindruckenden Leichtigkeit lesen Sie in unserem Beitrag:

Überlebensgroß und übermenschlich: Die Geschichte vom isländischen Fährmann „Ósmann“ - Buchtipp

„Ósmann“

von Joachim B. Schmidt

  • 288 Seiten
  • Diogenes
  • ISBN: 978-3-257-07330-0
  • 25 Euro

„Die Frau im lila Rock“ von Natsuko Imamura

Wir fliegen einmal quer über den Globus von Island nach Japan, dem Schauplatz dieses Romans. Was Hino-San, unsere Hauptfigur, so besonders macht, ist vor allem die Perspektive, aus der wir sie sehen. Hino-San ist die Frau im lila Rock, die dem Roman seinen Namen gibt, doch wir erleben die Handlung aus der Sicht der „Frau in der gelben Strickjacke“. Eine seltsame Figur, die nicht so recht Anschluss in der Gesellschaft findet und sich unbedingt mit der Frau im lila Rock anfreunden will.

Was diesen Roman so faszinierend macht, ist, dass wir bis zum Ende nicht so recht wissen, was eigentlich real ist, denn unsere Erzählfigur wirkt nicht besonders zuverlässig in ihrer Schilderung. Was bleibt, ist eine Faszination und eine Verwirrung, mit der uns dieser Roman wesentlich länger beschäftigt, als es der Umfang von gerade einmal 128 Seiten hergibt.

In unserem Beitrag lesen Sie weitere interessante Informationen zum Roman und auch einige Theorien, wie die beiden faszinierenden Hauptfiguren zueinander stehen.

Faszinierende Verwirrung: Dieser Roman wird Sie nicht mehr loslassen

„Die Frau im lila Rock“

von Natsuko Imamura

  • übersetzt von Katja Busson
  • 128 Seiten
  • btb Verlag
  • ISBN: 978-3-442-77486-9
  • 13 Euro

„Achtzehnter Stock“ von Sara Gmuer

Wanda lebt in verschiedenen Welten. Nicht wie in einem Fantasyroman oder romantisch ausgefallen wie zum Beispiel in „Die wunderbare Welt der Amelie“, dem Film von 2001 mit Audrey Tautou. Wandas Welten unterscheiden sich anders. Auf der einen Seite ist sie eine mittellose alleinerziehende Mutter, die mit ihrer Tochter im 18. Stock eines Berliner Plattenbaus haust. Hier sitzt sie rauchend und billigen Prosecco trinkend mit ihren Nachbarinnen im Hof, während die Kinder miteinander spielen. Wandas andere Welt ist die glamouröse Welt der Schauspielerei. Das nächste Engagement lässt anfangs auf sich warten, doch als sie eine neue Rolle bekommt, muss Wanda den Spagat zwischen Glamour und Plattenbau hinbekommen.

Dieser Roman bewegt sich irgendwo zwischen düsterer Absturzgeschichte und Feelgoodstory, was Wandas Spagat noch weiter verdeutlicht. Ihre Tochter Karlie ist gleichzeitig ihr größter Halt und auch ihre Bremse. Ein faszinierender Roman mit einer Hauptfigur, die ständig die Balance zwischen starken Gegensätzen halten muss, bis sie beinahe daran zerbricht. Weitere Informationen lesen Sie in unserem Beitrag:

„Achtzehnter Stock“: Ein Roman zwischen Glamour und Plattenbau

„Achtzehnter Stock“

Von Sara Gmuer

  • 220 Seiten
  • Hanserblau
  • ISBN: 978-3-446-28375-6
  • 15,99 Euro

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