
Es war ein Vorfall vor wenigen Tagen, der in Windeseile deutschlandweit für Schlagzeilen und Aufregung sorgen sollte. Weil ein 90 Kilogramm schwerer Wels am Brombachsee mehrere Badegäste gebissen haben soll, wird das Tier zunächst von der fränkischen Polizei angeschossen und am Ende durch einen Angler getötet.
Mehrere Kugeln wurden dabei auf das Tier gefeuert, der Fisch ist aber nicht sofort tot. Ein Angler fischt das verwundete Tier schließlich aus dem See und erlegt es fachgerecht, wie die Polizei dazu im Anschluss erklärte.
Zahlreiche Medien quer durch die Bundesrepublik nahmen das Thema anschließend auf. Auch das RTL-Format SternTV hat nun eine Folge zu dem Thema veröffentlicht. Was vor allem für Kritik sorgt: Ein Foto, das durch das Polizeipräsidium in den Sozialen Netzwerken verbreitet wird. Es zeigt den toten Waller – wie Welse im Volksmund genannt werden – und einen lachenden Polizisten dahinter.
In den Kommentaren hagelt es im Anschluss massenhaft Kritik für die Art und Weise des Vorgehens. Im RTL-Interview erklärt Michael Petzold, Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken, noch einmal: „Wir hätten bis zum Erfolg dieser Maßnahme den Strand sperren müssen und auch gewährleisten müssen, dass während dem Musikfestival niemand mehr ins Wasser geht“. Hintergrund: Vergangenes Wochenende fand das „Burning Beach“-Event am Brombachsee statt. Auch deshalb waren noch einmal weitaus mehr Menschen im Wasser, als sonst eh schon üblich bei warmen Temperaturen.
Demnach hätten die Beamten vor Ort einen großen Fisch angetroffen, der sich „sehr aggressiv verhielt und am Ende die Badegäste auch angriff“. Wenn ein Fisch dieser Größe einen Badegast eingreifen würde, könnte es zu einer Panikattacke kommen, im schlimmsten Falle könnte der Badegast dann ertrinken, versucht Petzold noch einmal, die rein juristische Lage sowie die daraus resultierenden Maßnahmen für die Öffentlichkeit klarer zu machen.
Weiter Kritik an Vorgehen
Für viele Menschen reichen diese Begründungen jedoch auch weiter nicht aus. Gegenüber SternTV erklären Besucher des Brombachsees, dass es schade sei, dass so ein „Prachtstück“sterben habe müssen. Immerhin handele es sich um den Lebensraum des Fisches – und nicht den der Menschen. Eine weitere Frau erklärt ebenfalls, dass sie es traurig finde, dass ein Tier sterben müsse, damit die Menschen im Wasser Spaß haben können.
Die Tierschutzorganisation Peta geht hier noch einen Schritt weiter. Im Interview mit RTL erklärt Jana Hoger, dass man mittlerweile offiziell Strafanzeige gestellt habe. Man hätte, so die Sprecherin, auch Schilder aufstellen und so Menschen vor dem Tier warnen können.
„Ich glaube, man hätte ihn auch übersetzen können in den kleinen Brombachsee. Man hätte ihn nicht abschlachten müssen“, erklärt zudem Andreas Karg, Angler und regelmäßiger Gast am Brombachsee, der ebenfalls mit dem Sender zu diesem Thema gesprochen hat.
Expertin geht gegen Polizei in Offensive
Im Studio geht die Diskussion dann weiter: Moderator Steffen Hallaschka hat hier nun mit Barbara Kijewski eine Profi-Anglerin zu Gast. Sie kann das Töten des Tieres ebenfalls nicht verstehen und gibt zudem noch einmal eine ganz andere – bislang kaum diskutierte Tatsache – preis. Dabei geht sie verbal durchaus auch in die Offensive: „Ich bin auch hier, um aufzuklären. Der Wels an sich ist nicht aggressiv. Er beißt auch keine Menschen. Welse haben eigentlich keine richtigen Zähne, sie haben lediglich Kauplatten.“
Diese Platten seien vergleichbar mit Schmirgelpapier. Sie selbst sei in der Vergangenheit bereits von einem Wels gebissen worden „und das hat fast gar nicht weh getan“, erklärt Kijewski dann in den TV-Studios des Senders weiter.
Es gebe demnach „Kratzer“, wenn man von diesem Tier gebissen werde. Von „Fleischwunden“, wie in den Medien immer wieder berichtet werde, könne man ihrer Meinung nach hier aber nicht wirklich sprechen. Für sie seien Welse eher „sanfte Riesen“.
Stresste Festival das Tier zusätzlich?
Auch sie äußert zudem den Verdacht, dass die Techno-Beats des Festivals das Tier im Wasser verunsichert haben könnten. Zudem habe der Fisch wohl einfach während der Brutzeit sein Revier verteidigen wollen – am Ende hat der Wels hier jedoch mit seinem Leben bezahlt. Wenn auf einmal wegen des Festivals auch nachts massenhaft Menschen im Wasser schwimmen würden, könne das durchaus bei dem Tier eine Anspannung auslösen – weil es solch eine Situation das ganze Jahr über schlichtweg nicht gewohnt sei, so die Fisch-Expertin weiter.
Auf die Frage des Moderators, ob die Profi-Anglerin die Schüsse der Polizei nachvollziehen könne, heißt es klar und deutlich: „Absolut nicht.“
Netz diskutiert weiter heftig
Auch in den Kommentaren unter dem Video von RTL, das bislang über 55.000 Menschen in weniger als 24 Stunden gesehen haben, geht es weiter heiß her. Über 500 Personen haben bislang (Stand Samstag, 28. Juni 2025) ihre Meinung zum Ausdruck gebracht. Auch hier der Tenor überwiegend: Die Menge findet, dass das Tier nicht unbedingt hätte gleich sterben müssen.
Ein User gibt beispielsweise auch zu bedenken: „Will man jetzt jeden Schwan und jedes andere Tier ‚erschießen‘, welches sein Nest oder seine Brut verteidigt?“. Fest steht – das Thema wird wohl auch weiter deutschlandweit heiß diskutiert werden.
Weiteres Video mit über 300.000 Aufrufen
Auch Meeresbiologe Robert Marc Lehmann hat sich deutlich zu dem Thema geäußert. Der Kanal, der allein auf YouTube fast auf eine Million Follower kommt, greift den Vorfall ebenfalls durchaus kritisch auf. Dieses Video hat bereits mehr als 300.000 Klicks eingesammelt. Was genau hier gesagt wurde, können Sie hier in voller Länge verfolgen.
Warum der Wels nun übrigens definitiv auf dem Teller eines fränkischen Restaurants landet und warum einem Polizisten eine Gratis-Mahlzeit winkt, haben wir hier unter diesem Link noch einmal für Sie zusammengetragen: