Nürnberg - Böllern zum Jahreswechsel gehört für viele einfach dazu. Das Hauptzollamt Nürnberg warnt aber: Illegale Feuerwerkskörper sind gefährlich. Wer sich in Polen oder Tschechien damit eindeckt, der riskiert schlimmste Verletzungen.

Über Arbeitsmangel kann sich Michael Letterer nicht beklagen: Er leitet beim Hauptzollamt Nürnberg die "Kontrolleinheit Verkehrswege". Seine Kollegen durchsuchen in Mittelfranken Autos und Laster, auch nach illegal eingeführter Pyrotechnik. Im Dezember haben sie alle Jahre wieder viel zu tun, weil Unvernünftige auf der Suche nach Knallkörpern für den ultimativen Silvester-Kick zu Einkaufsfahrten nach Polen oder Tschechien aufbrechen. Besonders dramatisch: Häufig werden im Ausland Mittel- und Großfeuerwerke gefälscht, die gar nicht ohne Erlaubnisschein und nur von einem ausgebildeten Pyrotechniker gezündet werden dürfen. "Wer die einkauft, weil er an Silvester besonders laut knallen will, und damit umgeht wie mit den üblichen Raketen und Böllern, begibt sich in größte Gefahr."

 

Seine Kollegen an der polnischen Grenze hätten schon ganze Kleinlaster voll mit nicht zugelassenen Feuerwerkskörpern sichergestellt, sagt Letterer. In Mittelfranken seien es vor allem Privatleute, die im nahen Ausland für den Jahreswechsel einkaufen. Wer illegale Pyrotechnik einführt, gefährdet nicht nur sich und andere, sondern macht sich auch strafbar. Doch nicht nur im Dezember werde nicht zugelassenes Feuerwerk eingeführt, schon im Sommer kommt verbotene Pyrotechnik nach Nürnberg und Mittelfranken. Und zwar per Post. Seit April, nach einer Änderung des Zollverwaltungsgesetzes, darf das Hauptzollamt auch Pakete kontrollieren. Und die Mitarbeiter fanden seitdem 20 gefährliche Sendungen mit knapp 100 Kilogramm Feuerwerkskörpern darin. Michael Letterer geht davon aus, dass die Leuchtkörper von Fußballfans fürs Abfackeln im Stadion bestellt wurden.

Er rät dazu, Raketen und Böller nur im deutschen Fachhandel zu kaufen. Ab Freitag, 28. Dezember, bis zum 31. Dezember stehen in den Kaufhäusern wieder die Tische mit Batterien, Böllern und Raketen. "Es ist wichtig, auf das CE-Zeichen zu achten." Eine deutsche Gebrauchsanweisung und die Registriernummer zeigen ebenfalls an, dass die Raketen ordnungsgemäß hergestellt wurden. Die Registriernummer beginnt mit einer vierstelligen Zahl, dann folgt der Hinweis auf die Kategorie: Vor Silvester dürfen nur Kleinstfeuerwerke wie Wunderkerzen und Tischfeuerwerk verkauft werden, die mit F 1 gekennzeichnet ist, sowie Raketen, Böller und Batterien der Kategorie F 2. Die Registriernummer endet mit einer weiteren vierstelligen Zahl.

Feinstaubbelastung bereitet Sorgen

Die Silvesterknallerei ganz zu lassen, rät das Umweltbundesamt. 100 bis 150 Millionen Euro jagten die Deutschen jedes Jahr in die Luft. Mit der Konsequenz, dass die Belastung durch Feinstaub ebenfalls in die Höhe schießt. "Es werden rund 4500 Tonnen Feinstaub und damit 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Menge frei", warnt das Umweltbundesamt. In Nürnberg habe die Feinstaubkonzentration am Neujahrsmorgen 2018 um ein Uhr bei 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gelegen. Zum Vergleich: Der Tagesgrenzwert liegt bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter und darf pro Messstation in der Stadt nur an höchstens 35 Tagen im Jahr überschritten werden.


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Doch Prof. Dr. Joachim Ficker, Chefarzt der Universitätsklinik für Pneumologie am Klinikum Nürnberg, will die Feinstaubbelastung in der Silvesternacht nicht überbewerten. "Die Zahlen des Umweltbundesamtes klingen dramatisch, wichtig ist aber nicht nur die Konzentration, sondern auch, wie lange und wie tief der Feinstaub eingeatmet wird." Durch Raketen und Böller entstehe der gesundheitsschädliche Feinstaub jedoch vor allem in großer Höhe, und auch wer draußen steht und Knaller loslässt, sei ihm nur kurze Zeit ausgesetzt. An Neujahr sinke die Konzentration dann rasch wieder. Wer empfindliche Atemwege habe oder Asthma, könne jedoch an Silvester draußen beim Ballern Beklemmungsgefühle oder einen Hustenreiz spüren. Erst kürzlich hatte ein leitender Oberarzt aus Berlin gefordert, den Verkauf von Feuerwerkskörper für Laien zu verbieten. Er ging dabei auch auf die Angriffe von Rettungsdienstmitarbeitern und Polizisten mit Böllern ein.