Prag/Karlsbad - In diesem Jahr ist die Anzahl der Hepatitis-A-Erkrankungen in Tschechien stark angestiegen. Experten vermuten, der Höhepunkt der Infektionswelle sei noch nicht erreicht. Weihnachtsmärkte sehen sie dabei als Hotspots.

Noch vor wenigen Jahren waren zahlreiche öffentliche Veranstaltungen geprägt von den Folgen der Corona-Pandemie, auch in der Weihnachtszeit mussten Vorschriften eingehalten werden.

Nun wecken besorgniserregende Nachrichten aus Tschechien die Erinnerungen aus dieser Zeit. Dort grassiert aktuell eine Hepatitis-A-Welle. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes würde die Zahl der Infektionen schon seit Anfang des Jahres steigen. Bereits im November berichteten zahlreiche Medien über das Thema. Die Zahlen steigen weiterhin.

Wie die Tagesschau berichtet, wurden bis Anfang Dezember bereits fast 3000 Infektionen registriert. 32 Menschen sind bereits gestorben. Im November waren es noch etwa 2400 Infektionen und 28 Verstorbene. Im Vorjahr waren hingegen nur 676 Menschen erkrankt, zwei sind gestorben.

Hepatitis-A-Welle in Tschechien - Weihnachtsmärkte als Hotspots

Zunächst hatte sich die Infektionswelle unter Menschen ohne festen Wohnsitz und Drogenabhängigen verbreitet. Inzwischen hätte sie aber "längst die breite Bevölkerung erreicht" erklärt Kateřina Fabiánová, Epidemiologin am Staatlichen Gesundheitsamt, gegenüber der Tagesschau. Der Höhepunkt der Infektionszahlen sei demnach noch nicht erreicht, so Fabiánová. Laut Milan Kubek, Präsident der tschechischen Ärztekammer, handele es sich um die größte Epidemie seit 1979.

Besonders betroffen sind unter anderem die Hauptstadt Prag, sowie die Regionen Mittelböhmen und Karlsbad, welche schon grundsätzlich beliebt bei deutschen Touristen sind. Zusätzlich finden aktuell zahlreiche Weihnachtsmärkte statt. Experten stufen diese als Risikoschauplätze ein.

Hepatitis A überträgt sich nämlich über Schmierinfektionen. Aus diesem Grund sind ungewaschene Hände, verschmutze Oberflächen oder Lebensmittel mögliche Überträger – und auf Weihnachtsmärkten reichlich vorhanden.

Hepatitis-Welle in Tschechien: Wie kann man sich schützen?

Bei Hepatitis-A, auch Gelbsucht genannt, handelt es sich um ein einzelsträngiges RNA-Virus aus der Familie der Picornaviridae (Genus Hepatovirus), so das Robert-Koch-Institut (RKI). Betroffene können eine Ansteckung durch die gelbliche Verfärbung von Haut und Augen erkennen. Zudem könnte sich der Stuhl hell und der Urin dunkel verfärben. Fieber, Bauchschmerzen und Juckreiz an Händen und Füßen sind ebenfalls ein Anzeichen der Infektion. Eine Lebervergrößerung kann zu Druckgefühl oder Schmerzen im Oberbauch führen, bei etwa 25 Prozent der Erkrankten ist auch die Milz vergrößert.

Grundsätzlich gilt Hepatitis A als mildeste Form der Hepatitis und kann in vielen Fällen ohne weitere Folgen ausheilen. Infiziert sich aber eine Person mit geschwächter Immunität oder einer Vorerkrankung, sind auch schwere Verläufe möglich.

In Deutschland gehört die Schutzimpfung gegen Hepatitis A zu den Impfungen, die nur für gefährdete Personen empfohlen werden, so das RKI. Das Auswärtige Amt empfiehlt bei Reisen nach Tschechien eine Impfung gegen die Infektionskrankheit.

In Tschechien selbst gibt es aktuell jedoch nicht genug Impfstoff, berichtet die Tagesschau weiter. Vorräte sollen daher vor allem für Kontaktpersonen von Erkrankten reserviert werden. Das Gesundheitsministerium versuche aktuell, Impfstoff aus dem Ausland zu besorgen.

Eine Epidemie sei aber aufgrund der notwendigen direkten Kontaktübertragung nicht wahrscheinlich, erklärte der Infektiologe Christoph Spinner vom Münchner Klinikum Rechts der Isar gegenüber dem Bayerischen Rundfunk (BR). In Deutschland seien in den Novemberwochen sieben Hepatitis A-Fälle in Bayern gemeldet worden, die Zahl sei aber wieder gesunken. In dem an Tschechien angrenzenden Sachsen seien ebenfalls keines auffällig steigenden Infektionszahlen vermeldet worden.

Unterdessen empfiehlt das Auswärtige Amt "auf grundlegende Hygienemaßnahmen, insbesondere konsequente Handhygiene" zu achten. Auch Kubek ist der Meinung: "Der beste Schutz sind saubere Hände."

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