
Bei manch einem Urlauber in einem beliebten Ski-Gebiet an der deutsch-tschechischen Grenze werden derzeit Erinnerungen aus Zeiten der Corona-Pandemie wach: Der Ort Boží Dar weist seine Gäste seit einigen Tagen daraufhin, Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und Desinfektion einzuhalten. Die Gemeinde reagiert damit auf die steigende Zahl von Hepatitis-A-Infektionen in Tschechien, insbesondere im Raum Karlsbad. Bild berichtete zuerst darüber.
Dem Nationalen Gesundheitsinstitut sind bis Anfang November dieses Jahres fast 2400 Erkrankungen bekannt. 28 Menschen sind bereits verstorben, und Experten gehen davon aus, dass wir uns noch jahrelang mit der aktuellen Situation auseinandersetzen müssen, heißt es in einem Bericht auf der Website der Gesundheitsbehörde. Wie Merkur berichtet, hatte das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) erst im Sommer auf Todesfälle in Tschechien im Zusammenhang mit Hepatitis A hingewiesen. „Ein Vergleich: Im Vorjahr waren 676 Menschen erkrankt und zwei gestorben“, heißt es in dem Bericht.
Offenbar keine akute Gefahr für Allgemeinheit
„Eine Gefahr für die sächsische Bevölkerung besteht aus infektionsepidemiologischer Sicht derzeit nicht“, sagt ein Sprecher von Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping zur Freien Presse.
Wie Bild mitteilt, gehen die Infektionen laut Ministerium auf Schmierinfektionen, von Personen aus, „die ohne festen Wohnsitz oder unter schlechten hygienischen Bedingungen leben bzw. Drogen konsumieren.“ Eine Weiterverbreitung in der übrigen Bevölkerung beruhe auf den dort vorherrschenden niedrigen Impfquoten. Das erkläre auch einen Anstieg von Fallzahlen in Prag.
Hepatitis-A: Symptome und Verlauf
Laut Robert Koch Institut handelt es sich bei Hepatitis-A, auch unter dem Namen Gelbsucht bekannt, um einn einzelsträngiges RNA-Virus aus der Familie der Picornaviridae (Genus Hepatovirus). Der Erreger wird über den Darm ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral durch Kontakt- oder Schmierinfektion, entweder im Rahmen enger Personenkontakte, z.B. im Kindergarten oder im gemeinsamen Haushalt oder bei Sexualkontakten, sowie durch kontaminierte Lebensmittel, Wasser oder Gebrauchsgegenstände.
Eine Ansteckung kann sich durch die gelbliche Verfärbung von Haut und Augen-Lederhaut bemerkbar machen. Weitere Symptome sind Hellfärbung des Stuhls und Dunkelfärbung des Urins. Diese Symptome halten laut RKI wenige Tage bis mehrere Wochen an, häufig begleitet durch einen ausgeprägten Juckreiz. Eine Lebervergrößerung kann zu Druckgefühl oder Schmerzen im Oberbauch führen, bei etwa 25 Prozent der Erkrankten ist auch die Milz vergrößert.
Die meisten Erkrankten erholen sich demnach innerhalb von zwei bis drei Monaten vollständig. Bei etwa zehn bis fünfzehn Prozent werde eine über Wochen und Monate anhaltende Verlaufsform beobachtet, chronische Infektionen kommen aber nicht vor, so das RKI auf seiner Website.