Würzburg - Politiker oder Prominente empfehlen vermeintlich „geheime“ Finanzprodukte, doch am Ende steht ein großer finanzieller Schaden. Einer Ermittlergruppe mit Beteiligung aus Franken gelang nun ein Schlag gegen diese Masche.

Es ist eine perfide Masche: Menschen versprechen Kunden online hohe Gewinne, beispielsweise durch KI-optimierte Anlagestrategien oder automatisierten Kryptohandel. Mit großen Kampagnen wird auf Social Media und vermeintlichen Nachrichtenseiten damit geworben, dass angeblich auch Politiker und Prominente diese bislang „geheimen“ Finanzprodukte nutzen und empfehlen. Doch dahinter verbirgt sich kein lukratives Geschäft, sondern eine Betrugsmasche.

Nun, so heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung, konnten nach umfangreichen Ermittlungen der Zentralstelle Cybercrime Bayern sowie der Kriminalpolizeiinspektion Würzburg in Israel und in Deutschland zahlreiche Objekte durchsucht und umfangreiches Beweismaterial in Sachen des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs sichergestellt werden.

Insgesamt seien 14 Haushalte, darunter überwiegend Privatanschriften, durchsucht worden, teilt die Ermittlergruppe mit. Der Schwerpunkt der von Europol unterstützten und begleiteten Operation habe auf der israelischen Metropole Tel Aviv und Düsseldorf gelegt, heißt es in der Mitteilung weiter. Zusätzlich wurden weitere Objekte in Nordrhein-Westfalen, ein Objekt in Winnenden (Baden-Württemberg) und ein Objekt in Berlin durchsucht.

Die polizeilichen Ermittlungen werden zentral durch die Kriminalpolizei Würzburg geführt, bei der im Juli 2023 eine eigene Ermittlungsgruppe eingerichtet wurde.

Und die Masche geht noch weiter: Nach erfolgter Registrierung erhält der Investor Zugang zu einem Account auf einer vermeintlich seriösen Handelsplattform oder lädt sich eine angebliche Trading-App herunter. In aller Regel steht – so die bisherigen Erkenntnisse der Polizei nach vermeintlich hohen Kursgewinnen in der Anfangsphase – am Ende der Totalverlust des investierten Kapitals. Mit diesen Tricks erbeuten Betrüger allein in Deutschland mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr.

Aus Franken gegen den Online-Betrug: Mindestens 120 Opfer in Deutschland

Im Fokus des stattgefundenen „Action Days“ stand laut Information der Polizei die mit den eigentlichen Betrugsnetzwerken eng zusammenarbeitende Affiliate-Marketing Branche. Die Akteure, gegen die sich die Maßnahmen am 25. November richteten, sollen nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen zumindest in den Jahren 2019 bis 2022 in unterschiedlichen Funktionen die persönlichen Daten potenzieller deutscher Investoren gewonnen beziehungsweise diese Daten wissentlich an betrügerisch arbeitende Callcenter vermittelt haben.

Die Ermittlungsmaßnahmen in Düsseldorf und Winnenden richteten sich gegen zwei sogenannte Publisher. Ihnen wird zur Last gelegt, gezielt auf den deutschsprachigen Markt gerichtete irreführende Online-Werbekampagnen verantwortet zu haben. In diesen wurde zum Beispiel wahrheitswidrig behauptet, die beworbenen Anlagestrategien seien Gegenstand der Berichterstattung in öffentlichen Medien und TV-Sendungen (beispielsweise der Sendung „Höhle der Löwen“) gewesen. Auch wurde häufig – frei erfunden – damit geworben, dass prominente Personen aus der Politik beziehungsweise der Unterhaltungsindustrie mit den entsprechenden Anlageprodukten innerhalb kürzester Zeit viel Geld verdient hätten. Abbildungen, Logos und Lichtbilder wurden hierbei rechtswidrig verwendet, um Seriosität vorzuspiegeln, heißt es von Seiten der Polizei.

Die Ermittlungsmaßnahmen in Israel richteten sich gegen die Betreiber eines sogenannten Affiliate-Netzwerks. Ihnen wird zur Last gelegt, von einer Vielzahl im Netzwerk angebundener Publisher Kundendatensätze bezogen und diese sodann wissentlich an betrügerisch arbeitende Callcenter gegen Entgelt weitergegeben zu haben. Aufgrund der bisherigen Ermittlungen besteht der Verdacht, dass allein 3300 Datensätze deutscher Opfer über das Affiliate-Netzwerk betrügerisch arbeitenden Callcentern zur Verfügung gestellt wurden. Im weiteren Verlauf verloren nach bisherigen Erkenntnissen mindestens 120 deutsche Opfer einen Gesamtbetrag von über 1,3 Millionen Euro.

Es ist allerdings von einem beträchtlichen Dunkelfeld und damit von einer Vielzahl weiterer Fälle auszugehen, teilt die Polizei mit. Zahlreiche Investoren wurden im fünf- oder sechsstelligen Bereich geschädigt. Erste Erkenntnisse aus den operativen Maßnahmen legen nahe, dass das Affiliate-Netzwerk im hohen dreistelligen Millionenbereich Umsätze generieren konnte.

Im Mittelpunkt der Arbeit der bayerischen Ermittler stehen nun die Sichtung und Analyse des umfangreichen elektronischen Beweismaterials. Es zeichnet sich ab, dass die Ermittlungen in Anbetracht der Komplexität der Täterstrukturen noch längere Zeit in Anspruch nehmen werden.