
Eine alarmierende Entwicklung mündet in einer Entlassung: Die SpVgg Greuther Fürth trennt sich von Cheftrainer Thomas Kleine und seinen Co-Trainern Milorad Pekovic und Marco Konrad. Nach der Niederlage gegen den VfL Bochum hat der Verein alle drei von ihren Aufgaben entbunden.
„Wir danken Thomas, Milorad und Marco für ihren Einsatz. Thomas hat es in der vergangenen Saison mit dem Team geschafft, uns in einer schweren Phase über die Ziellinie zu bringen. Leider ist es uns aber in dieser Spielzeit nicht gelungen, wiederkehrende Fehler abzustellen und notwendige Punkte zu holen“, wird Sportdirektor Stephan Fürstner in einer Mitteilung zitiert. Ein Nachfolge-Trio hat der Verein jetzt ebenfalls enthüllt.
Überraschend kommt die Entscheidung nicht. Cheftrainer Kleine stand seit Wochen massiv in der Kritik. Nachdem Sportdirektor Stephan Fürstner lange noch Rückendeckung aussprach und betonte, dass man dem Prozess und der Entwicklung Zeit geben müsse, zählte er den Coach nach der jüngsten 0:3-Heimpleite gegen den VfL Bochum bereits an. So sprach er nach der Partie von einem „Kassensturz“ und davon, „alles sacken zu lassen und dann die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen“. Außerdem gab der 38-Jährige, der selbst nicht unumstritten ist, zu Protokoll: „Wir müssen uns alle hinterfragen. Wir sind alle in der Verantwortung. Jeder muss hart mit sich ins Gericht gehen.“ Seine Anmerkung, dass die „Argumente für jeden weniger werden“, richtete sich wenig verwunderlich, insbesondere an den Cheftrainer.
Thomas Kleine hatte die Mannschaft in einer schwierigen Situation übernommen und mit dem Team letzte Saison den Verbleib in der 2. Liga gesichert. „Jetzt sind wir wieder in einer brenzligen Situation, ich hatte aber die maximale Zuversicht, dass wir es auch diesmal wieder gemeinsam geschafft hätten. Dementsprechend bin ich natürlich sehr enttäuscht und wäre den Weg gerne weitergegangen“, äußert sich Kleine in dem Vereins-Statement. Er wünsche Mannschaft und Verein „alles Gute“ und sei fest davon überzeugt, „dass die Mannschaft sich belohnen wird, am besten schon im Derby.“
Heiko Vogel wird Nachfolger
Neuer Cheftrainer bei der Spielvereinigung ist Heiko Vogel. Sein Arbeitspaper läuft bis Sommer 2027. Der 50-Jährige war zuletzt bis Oktober 2023 beim FC Basel tätig, wo er nach Tätigkeiten als Sportdirektor und Interimstrainer entlassen wurde. „Heiko bringt sehr viel Erfahrung mit, sowohl im Profibereich als auch in der Arbeit mit Talenten. Wir sind überzeugt, dass er der Mannschaft zusammen mit seinem Trainerteam Struktur vermitteln und auch die Entwicklung jedes Einzelnen vorantreiben kann“, erklärt Stephan Fürstner.
Vogel bringt für sein Trainerteam Danny Schwarz (zuletzt Cheftrainer beim FC 08 Homburg) und Aleksandro Petrovic (zuletzt Cheftrainer beim TSV Buchbach) mit. „Ich komme mit großer Vorfreude zur Spielvereinigung und will unserer Mannschaft helfen, dass wir zusammen zurück in die Erfolgsspur finden. Wir haben am Wochenende direkt ein besonderes Spiel vor der Brust und werden uns akribisch darauf vorbereiten“, erzählt Vogel am Montag im Rahmen der Unterschrift unter seinen Vertrag. Die erste Trainingseinheit mit dem neuen Trainerteam findet am Dienstag um 15 Uhr statt und ist laut Verein öffentlich.
Aus den letzten acht Zweitliga-Spielen holte das Kleeblatt nur vier Punkte und rutschte damit auf den 17. Tabellenplatz, einen direkten Abstiegsrang, ab. Das Besorgniserregende: Anders als der 1. FC Magdeburg, das aktuelle Tabellenschlusslicht, spiegelt die Fürther Platzierung ziemlich genau die gebotene Leistung wider. In Sachen Expected Points steht die Spielvereinigung auf dem letzten Platz, wohingegen Magdeburg eigentlich im Tabellenmittelfeld rangieren müsste. Dem Kleeblatt wurde bislang insbesondere das zum Verhängnis, was man dem ehemaligen Abwehrchef Kleine zutraute, verbessern zu können: die Defensive. 37 Gegentore stehen nach 14 Spieltagen zu Buche, diesen Wert hat in diesem Jahrtausend noch kein einziger Zweitligist überboten.
Durchschnittlich in jeder zweiten Partie kassierte Fürth mindestens drei Gegentreffer. Offensiv hingegen hat kein Team aus dem unteren Tabellendrittel öfter getroffen als das Kleeblatt, welches allerdings auch extrem von Felix Klaus profitiert, der im Spätherbst seiner Karriere aufblüht und an mehr als der Hälfte aller Treffer direkt beteiligt war. Andererseits könnte man dies auch als bedenkliche Abhängigkeit von einem Einzelspieler und dessen Form interpretieren. Wie dem auch sei: Die SpVgg Greuther Fürth geht also mit einem neuen Trainerteam in das bevorstehende Frankenderby am frühen Sonntagnachmittag (Anpfiff um 13.30 Uhr).
