
Der Winteranfang ist eigentlich noch etwas hin, am 1. Dezember fängt er aus meteorologischer Sicht an, am 21. Dezember folgt der kalendarische Winteranfang. Für die Menschen in Franken und der Umgebung ist der Winter aber schon seit einigen Tagen deutlich zu spüren: ungewöhnlich frostige Nächte mit Temperaturen bis zu -18,5 Grad und fast ebenso ungewöhnlich kalte Tage prägten die vergangene Woche.
Ab Sonntagnachmittag galt dann eine Warnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD): Schneefälle und gefrierender Regen könnten die Straßen mancherorts spiegelglatt machen.
In Mittelfranken berichtete die Polizei von zunächst rund 30 Unfällen auf glatter Fahrbahn, teils mit Verletzten.
Zahlreiche Unfälle, mehrere Verletzte und drei Tote in Franken und der Region
So geriet am späten Sonntagabend gegen 23.16 Uhr ein Auto auf der A6 zwischen Neuendettelsau und Schwabach ins Schlingern und touchierte dabei ein weiteres Fahrzeug. Als ein drittes Auto den beiden Unfallfahrzeugen ausweichen wollte, geriet es ebenfalls ins Schleudern und landete im Graben. Nach Angaben der Polizei wurde eine Person leicht verletzt.
Nur wenige Stunden später ereignete sich ein weiterer Unfall auf der A6, dieses Mal in der Nähe von Ansbach. Ein Lkw fuhr gegen 2.30 Uhr Richtung Waidhaus/Pilsen, als das Fahrzeug auf der schneebedeckten Fahrbahn ins Schleudern geriet und von der Fahrbahn abkam. Erst etwa drei Stunden später, als der Lkw geborgen wurde, konnte die gesamte Fahrbahn freigegeben werden.
Der bislang wohl schwerste Unfall in dem Zeitraum ereignete sich gegen 2.45 Uhr auf der A93 im oberpfälzischen Landkreis Schwandorf. Nach derzeitigem Kenntnisstand seien zwei Lkw und ein Auto darin verwickelt gewesen. Mehrere Personen erlitten dabei schwere Verletzungen. Drei Menschen starben bei dem Unfall. Nähere Details sind jedoch noch nicht bekannt.
Insgesamt verzeichnet das Polizeipräsidium Oberpfalz mehr als 40 Unfälle seit den Schneefällen, bei denen ausschließlich Sachschäden entstanden. Bei weiteren vier Unfällen erlitten Personen leichte Verletzungen. In einigen der Fälle waren auch Fahrzeuge mit Sommerreifen verwickelt.
Ein weiterer Lkw verunglückte am Montagmorgen auf der A9 zwischen Hormersdorf und Schnaittach in Fahrtrichtung München. Das Fahrzeug rutschte auf der spiegelglatten Fahrbahn und landete im Graben, wo es auf dem Dach liegen blieb. Die schwierige Bergung solle sich noch bis in die Mittagsstunden ziehen.
Bus- und Flugverkehr betroffen
Nicht nur Privatpersonen machte die Glätte zu schaffen. So habe die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) in der Nacht zum Montag ihren gesamten Busverkehr im Stadtgebiet ausgesetzt, schreibt die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Seit dem Morgen laufe aber alles wieder nach Fahrplan.
Der Flughafen Nürnberg meldete auf seiner Webseite mindestens neun verspätete Abflüge seit Mitternacht, vor allem bedingt durch die notwendige Enteisung der Flieger, so die dpa. Nach Angaben eines Flughafensprechers werde durchgängig geräumt.
Am Flughafen München gäbe es laut der dpa weitgehend keine wetterbedingten Probleme. Es komme aber ebenfalls zu leichten Verspätungen, da die Flugzeuge erst enteist werden müssen. Die Rollwege und Start- sowie Landebahnen seien aber noch in der Nacht mit einer speziellen Flüssigkeit behandelt worden, um einen gefahrlosen Flugverkehr zu ermöglichen.
Im Bahnverkehr gäbe es keine Auswirkungen des Wetters, so eine Sprecherin gegenüber der dpa.
Der DWD warnt weiterhin vor Glatteis im südlichen Mittelfranken bis nach Ober- und Niederbayern. In der Nacht zum Dienstag könnte sich in Niederbayern und dem östlichen Oberbayern beim Übergang von Regen in Schnee erneut Glatteis bilden. Auch in Franken sei dies bei leichtem Nieselregen möglich.
In Schwaben und Mittelfranken rechnet der DWD nicht mit erneutem Schneefall, stattdessen könnte es anhaltend regnen. Vom Fichtelgebirge bis zur Oberpfalz wird drei bis fünf Zentimeter Neuschnee erwartet, im Bayerischen Wald bis zu zehn Zentimeter.
Weitere Unfälle in der Region
In Hersbruck kam eine 38-Jährige in der Nacht auf Montag in einer Kurve von der Straße a und landete ebenfalls im Straßengraben. Die Frau blieb unverletzt, an dem Fahrzeug entstand ein Schaden von 2000 Euro.
Ein Lastwagen krachte in Heroldsbach (Landkreis Forchheim) in eine Garage. Angaben der Polizei zufolge war das Fahrzeug auf glatter Straße gerutscht.
Auf der A9 im Bereich Sophienberg/Trockau blieben mehrere Lkw kurz vor Mitternacht wegen des anhaltenden Schneefalls mitten auf der Fahrbahn zum Stehen. Die Fahrzeuge mussten geborgen werden, die Arbeiten zogen sich bis etwa 5 Uhr. Auf derselben Strecke blieben zudem drei Autos liegen, da sie trotz Schnee und Glätte mit Sommerreifen ausgestattet waren.
In Feucht kam es ebenso zu mehreren Verkehrsunfällen, wobei eine Person leicht verletzt wurde. Der Sachschaden liegt nach ersten Einschätzungen bei über 200.000 Euro.
Am Sonntagabend verlor ein Lkw-Fahrer auf der schneebedeckten A3 zwischen dem Autobahnkreuz Altdorf und Altdorf/Burgthann die Kontrolle. Der Lkw prallte gegen die Mittelschutzplanke.
Wenig später war ein Lkw-Fahrer auf der rechten Fahrspur der A9 Richtung München zu schnell unterwegs. Das Fahrzeug kam zwischen Hormersdorf und Schnaittach ins Rutschen, kollidierte mit der Schutzplanke und kippte eine Böschung hinab. Die Ladung von insgesamt 18 Tonnen Papierrollen beschädigte einen angrenzenden Wildtierzaun. Der Fahrer erlitt leichte Verletzungen.
In Heidenheim rutschte am Sonntagabend das Auto eines 56-Jährigen wegen nicht angepasster Geschwindigkeit auf einer Staatsstraße in den Graben. Der Fahrer und seine beiden Kinder wurden leicht verletzt, am Auto entstand ein Schaden von 18.000 Euro.
In Gnotzheim fuhr ein 21-Jähriger mit Sommerreifen auf der B446 Richtung Nördlingen. In einer Kurve verlor er die Kontrolle und geriet in die Gegenfahrbahn, wo er das Auto einer anderen Fahrerin touchierte. Dabei entstand ein Schaden von 7000 Euro.
Nahezu ganz Bayern betroffen
Bayernweit hatten die Einsatzkräfte in den Morgenstunden allerhand zu tun. Es gab mindestens 70 wetterbedingte Unfälle, wie die Polizeipräsidien meldeten, Tendenz steigend. Im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord erlitten mindestens acht Menschen bei Unfällen leichte bis mittelschwere Verletzungen.
Probleme bereitete das Wetter auch denjenigen, die bereits in der Nacht arbeiten mussten. Ein Zeitungsausträger verletzte sich in Kempten, als er über glatte Gehwege schlitterte. Er kam in ein Krankenhaus.
Die Passauer Neue Presse berichtete, dass ihre Zeitungszusteller wetterbedingt Zeitprobleme hätten. In Einzelfällen sei eine rechtzeitige Zustellung heute nicht möglich gewesen.
Bayern muss weiter mit glatten Straßen rechnen
In der Nacht zum Dienstag könnte sich in Niederbayern und dem östlichen Oberbayern beim Übergang von Regen in Schnee erneut Glatteis bilden. Auch in Franken sei dies bei leichtem Nieselregen möglich.
Mancherorts schneit es heute weiter, insbesondere im Bayerischen Wald, wo bis zu zehn Zentimeter Neuschnee erwartet werden. Vom Fichtelgebirge bis zur Oberpfalz könnten drei bis fünf Zentimeter fallen. Von Schwaben bis nach Mittelfranken könnte es anhaltend regnen.
Dieser Artikel wurde zuletzt am Montag, 24. November, aktualisiert.
Hier geht es zu allen aktuellen Polizeimeldungen.
