
Alle Jahre wieder finden Besucher nicht nur auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt, sondern überall in der Innenstadt und auch dem Rest der Stadt zahllose Glühweinbuden. Für Kenner und Kennerinnen ist es leicht, denn sie wissen, wo die Qualität hervorragend ist. Doch wer sich nicht auskennt oder als Besucher beziehungsweise Besucherin nach Nürnberg reist, hat genauso Möglichkeiten, einen guten Glühwein zu erkennen.
1. Eine lange Schlange
Die Regel ist einfach: Fällt eine lange oder wiederkehrende Schlange vor der Glühweinbude auf, hat sich auch die Qualität herumgesprochen. Hier gelten in Nürnberg natürlich Ausnahmen, denn auf dem Christkindlesmarkt selbst tummeln sich vorrangig Touristinnen und Touristen, die wohl eher die nächstgelegenen Stände aufsuchen. Prinzipiell: Qualität spricht sich schnell herum, daher sind viele Gäste vor einem Stand oder einer Bude ein untrügerisches Indiz für guten Glühwein.
2. Der Geruch
Riecht der Glühwein aus der Tasse komisch oder strömt ein intensiv-süßer Geruch aus ihr empor? Mit übermäßig vielen Gewürzen, starker Süße und sehr intensiven Aromen könnte schlechter Wein überdeckt werden wollen, berichtet zum Beispiel Sommelière Yvonne Heistermann, Präsidentin der Sommelier-Union Deutschland, gegenüber RUHR24. Doch Süße zieht für die Besuchenden der weihnachtlichen Märkte ein weiteres Problem mit sich: Denn zu viel Zucker und Alkohol belasten den Körper - Kopfschmerzen und Brand sind unter anderem Folgen daraus.
3. Der Geschmack
Das wichtigste Kriterium für guten und qualitätsvollen Glühwein ist natürlich der Geschmack. Ein hochwertiges Produkt bietet eine harmonische Mischung aus würziger und süßer Note. Die Säure des Rotweins sollte noch merkbar sein, ohne dominant zu wirken. Eine starke Süße oder ein stark überwürzter Nachgeschmack deuten hingegen oft darauf hin, dass minderwertiger Wein verwendet oder das Getränk zu lange erhitzt wurde. Guter Glühwein hat ein angenehmes Aroma, einen ausgewogenen Wein-Geschmack, ist klar und weist keine Trübungen auf, so Sommelière Heistermann.
4. Der Stand und die Standhygiene
Neben der passenden Würze, Süße und Temperatur sind für gute Glühwein-Qualität auch die Standhygiene und der Service wichtig. Wie sehen Tassen aus, wie sind sie gelagert? Werden die Gefäße ordentlich gespült? Wie sieht der Glühweintopf aus und wie arbeitet die Bedienung? Auch das sind Zeichen von Qualität.
5. Die richtige Temperatur
Optimaler Weise wird Glühwein warm, aber nicht kochend heiß serviert. Wird das Heißgetränk bei über 70 Grad Celsius erhitzt, verdampft der Alkoholgehalt. Außerdem zerstört zu viel Hitze die Aromen - der Glühwein entwickelt Bitterstoffe. Natürlich hat niemand ein Thermometer auf dem Weihnachtsmarkt dabei, man merkt aber dennoch schnell, wenn das Getränk zu stark oder zu lange zu stark erhitzt worden ist. Auch wenn der Glühwein lauwarm serviert wird, leidet der Genuss – wer möchte schon eine halbe Tassen kalten Glühwein an einem kalten Winterabend trinken? Faustregel: Guter Glühwein sollte auch kalt angenehm schmecken.
6. Die richtige Farbe
Wird roter Glühwein zu lange warm gehalten, verfärbt er sich bräunlich. Daher ist eine ungewöhnliche Färbung in der Tasse ein Anzeichen dafür, dass der Glühwein schon lange im Topf vor sich hinköchelt. Auch eine Eintrübung spricht für langes Vorrätighalten.
7. Winzerware statt Massenprodukt
Viele Stände oder Buden bieten auch Winzerglühwein an. Dieser ist weniger süß, dafür würziger, und stammt in der Regel von kleineren Winzereien. Je detailierter die Angaben zur Herkunft sind (Rebsorte, Anbaugebiet, etc.), desto eher ist das Getränk individuell hergestellt. Im Umkehrschluss kann dies generell bedeuten: Eine unvollständige oder irreführende Kennzeichnung kann auf mangelhafte Produktqualität hindeuten.
8. Zusatzstoffe
Achten Sie darauf, dass dem Glühwein keine Wasser, keine anderen Alkoholika und keine Fruchtsäfte hinzugefügt wurden. Traditionell wird Glühwein aus einem kräftigen Rotwein wie Merlot oder Spätburgunder zubereitet. Frische Gewürze und echte Fruchtsäfte sind ein Muss. Viele Stände setzen auf Fertigmischungen oder verwenden billige Weine, die mit Zucker kaschiert werden. An der Bude kann man da durchaus als Kunde oder Kundin nachfragen: „Saubere“ Anbieter legen Wert auf Transparenz und verraten Gästen, welche Zutaten sie verwenden. Generell gilt außerdem: Wenn der Glühwein sehr sauer ist, kann dies ein Zeichen für minderwertige Grundweine sein.

