
Über frisches Trinkwasser, das unaufhörlich aus dem Hahn fließt, dürften sich die Menschen in der Region bisher kaum Gedanken gemacht haben. Doch der Klimawandel könnte den Freistaat in Sachen Trinkwassersicherheit in Zukunft vor erhebliche Herausforderungen stellen und bringt damit die erlernte Sorglosigkeit in Sachen Verfügbarkeit in Bedrängnis. Durch fehlenden Regen könnte es gerade im Norden Bayerns, also auch in Franken, zu Knappheit kommen.
Die bayerische Staatsregierung und allen voran Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) arbeiten deshalb an Lösungen, um gut gewappnet in die Zukunft blicken zu können, in der hohe Temperaturen und häufige Trockenperioden zunehmen werden.
Wie die Deutsche Presseagentur (dpa) mitteilt, werde künftig die Entnahme von Grundwasser aus dem Lechmündungsgebiet in Schwaben, ein Bezug von Wasser aus der tschechischen Talsperre Nýrsko sowie der Bau einer dritten Talsperre in Ostbayern geprüft. Auch eine Kombination dieser Maßnahmen stehe im Raum. Durch Fernleitungen könnte das Wasser dann in die Regionen gebracht werden, in denen es benötigt wird.
Experten sehen den Bau einer Talsperre jedoch kritisch. Jörg Drewes, Leiter des Lehrstuhls für Siedlungswasserwirtschaft an der TU-München, sagte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, die klimatischen Bedingungen unterliegen derart großen Änderungen, dass niemand vorhersehen könne, ob künftig genug Regen falle, um einen Stausee überhaupt füllen zu können. Der Experte regt stattdessen an, Böden zu entsiegeln, Regenwasser aufzufangen und es versickern zu lassen, damit sich das Grundwasser neu bilden könne.
Trinkwasser in Bayern: So will die N-Ergie die Versorgung auch künftig sicherstellen
Eine weitere bisher angedachte Option, nämlich eine Versorgung aus dem Bodensee über Fernwasserleitungen, wird indes verworfen. Diese Handlungsoption werde aus ökonomischer und fachlicher Sicht nicht weiterverfolgt, teilte das bayerische Umweltministerium in München gegenüber der dpa mit.
Schon heute kommen Fernwasserleitungen zum Einsatz. Aktuell trägt das System aus Fernwasserversorgung und Talsperren laut Auskunft von Umweltminister Glauber dazu bei, den Trinkwasserbedarf von rund 2,6 Millionen Einwohnern zu decken.
Auch der für Nürnberg zuständige Versorger, die N-Ergie, nutzt bereits solche Fernleitungen. Auf Anfrage dieser Redaktion teilt ein Sprecher des Unternehmens mit: „Die N-Ergie bezieht das Trinkwasser für Nürnberg und Schwaig aus fünf verschiedenen Gewinnungsgebieten. Rund 70 Prozent des Bedarfs werden aus eigenen Wasserwerken gedeckt, unter anderem in Ranna und Erlenstegen. Die restlichen 30 Prozent des Trinkwassers liefert der Zweckverband Wasserversorgung Fränkischer Wirtschaftsraum (WFW) über eine Fernleitung aus dem Wasserwerk Genderkingen.“
Dank eines vorausschauenden Versorgungskonzeptes mit den verschiedenen Gewinnungsgebieten und einem seit längerem bestehendem Risikomanagement sei die Versorgungssicherheit für Nürnberg aktuell gewährleistet.
Und auch für die Zukunft sieht sich die N-Ergie gut gewappnet. Von Seiten des Unternehmens heißt es: „Insbesondere die Gebiete Genderkingen und Ranna im Veldensteiner Forst verfügen über sehr große Wasservorräte, sodass auch künftig die Versorgung Nürnbergs mit Trinkwasser sichergestellt ist.“
Die geplanten Maßnahmen des bayerischen Umweltministeriums sollen zusammen mit elf bayerischen Unternehmen der Fernwasserversorgung angegangen werden. Es handle sich dabei um eine Generationenaufgabe, für deren Umsetzung mehrere Jahrzehnte notwendig seien, hieß es gegenüber der dpa.
