
Viele Fans des 1. FC Nürnberg stellen sich Woche für Woche, seit Jahren und Jahrzehnten, immer wieder dieselbe Frage: Warum tun sie sich das eigentlich an? Die ständigen Enttäuschungen, der Frust im Stadion, das bange Hoffen auf Besserung – und doch wieder Ernüchterung. Die Antwort ist wahrscheinlich (wie so oft): Liebe. Vielleicht aber auch mangelnde Konsequenz.
Einer, der für sich Konsequenzen gezogen hat, ist Marek Mintál. Die Club-Legende war seit mehr als fünf Jahren nicht mehr im Max-Morlock-Stadion – aus Frust über die oft desolaten Auftritte des Nürnberger Herz- und Schmerzvereins. Im Podcast „United Nürnberg“ sprach der 48-Jährige nun offen darüber, was ihn an der Entwicklung des Vereins stört – und was er an Cheftrainer Miroslav Klose schätzt.
Von „geil, geil, geil“ zu „nur negativ“
Es war der 7. Juli 2020, als Marek Mintál letztmals ein Heimspiel der Club-Profis im Max-Morlock-Stadion verfolgte – damals noch selbst aktiv an der Seitenlinie. Unter Interimstrainer Michael Wiesinger und Co-Trainer Mintál gewann eine überraschend spielfreudige Nürnberger Mannschaft mit 2:0 gegen enttäuschende Ingolstädter. Eine vermeintlich komfortable Ausgangslage, die der 1. FC Nürnberg jedoch auf typisch Club-eske Weise im Rückspiel verspielte: Drei Gegentore innerhalb von nur 13 Minuten machten beinahe alles zunichte.
Zwar sicherte Fabian Schleusener mit seinem legendären Last-Minute-Treffer noch den emotionalen Klassenverbleib in der 2. Bundesliga – doch was folgte, beschreibt Mintál rückblickend als vier „richtig schwache und katastrophale“ Jahre: vier verschiedene Trainer, dreimal ein zweistelliger Tabellenplatz, unzählige desaströse Leistungen und ernüchternde Auftritte. „Das hatte einfach extrem wenig mit Fußball zu tun. Dann denke ich mir - boah, wenn ich hingehe, sehe ich nur ein bisschen Fußball oder gar keinen. Wenn meine Kinder zur gleichen Uhrzeit spielen, gehe ich lieber da hin“, lederte die Stürmerlegende entsprechend gegen seinen Herzensklub.
„Die Legende lebt, wenn auch der Wind sich dreht“, schallt es vor jedem Heimspiel durch das Achteck. Aber der Wind, das bemängelt Mintál besonders, dreht sich in Nürnberg unglaublich schnell: Die Stimmungslage schwanke schnell von „geil, geil, geil“ zu „nur negativ“. Das lässt sich laut dem 48-Jährigen auch an den Neuzugängen feststellen: „In der Vorbereitungszeit wird über jeden, der nach Nürnberg wechselt, gesagt, der ist eine Bombe, Granate, brutal gut - mich nervt das. Es ist jedes Jahr das Gleiche.“ Generell kritisierte der einstige Nürnberger Bundesliga-Torschützenkönig von 2005: „Du siehst unheimlich wenig von dem, was gesagt wird. Jeder spricht immer davon, wie fantastisch etwas ist - man sieht aber nichts davon.“
Lob für Klose, Hoffnung auf Klassenerhalt
Erst unter dem neuen Cheftrainer Miroslav Klose vernimmt Mintál eine positive Entwicklung bei seinem Herzensverein – wenngleich die Messlatte auch nach den „katastrophalen“ Vorjahren quasi am Boden lag: „Die Vorsaison war eine ruhige und gute Saison. Man wusste Gott sei Dank schon im März, dass man nächste Saison wieder 2. Bundesliga spielt.“
Große Stücke hält der einstige Topstürmer Mintál auf den einstigen Topstürmer und gegenwärtigen Cheftrainer Klose. Den 47-Jährigen beschreibt der Slowake als „einen richtig guten Trainer“ und lobt insbesondere dessen „Menschlichkeit und Persönlichkeit“. Mintál führt fort: „Wenn du bei diesem Menschen nicht Woche für Woche eine Topleistung auf dem Platz bringen möchtest, dann machst du was falsch.“
Tatsächlich läuft es für den 1. FC Nürnberg auch unter Klose bislang noch nicht ansatzweise rund: Mit einer klammen Ausbeute von neun Punkten aus zehn Spielen steht der Club nur knapp vor dem Relegationsrang und stellt zudem die schlechteste Offensive der 2. Bundesliga. Trotz des desolaten Saisonstarts gab sich Mintál vorsichtig optimistisch – einen Abstieg hält er für unwahrscheinlich: „Normalerweise solltest du mit dieser Platzierung nichts zu tun haben.“
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