Nürnberg - Die Rotlicht-Therapie erlebt ein Comeback. Was früher als altmodische Wärmequelle galt, wird heute als innovatives Tool im Biohacking gefeiert.

Vor allem in der Fitness-Szene sorgt der Trend für Aufmerksamkeit: Versprochen werden schnellere Regeneration, weniger Muskelkater, gesteigerte Leistungsfähigkeit und sogar ein besserer Schlaf.

Die Geräte sind inzwischen in Fitnessstudios, bei Influencern und im Onlinehandel allgegenwärtig. Doch die entscheidende Frage bleibt: Handelt es sich um eine echte Unterstützung für den Körper oder nur um einen überteuerten Lifestyle-Hype?

Fitness und Rotlicht im Trend

Fitness-Trends entstehen oft dort, wo soziale Medien und Lifestyle-Ideen zusammentreffen.

Genau das zeigt sich auch bei der Rotlicht-Therapie. Während einfache Lampen früher als unscheinbare Wärmespender galten, präsentieren sich heute stylische Panels und Masken als High-Tech-Tools für Sportler.

TikTok, Instagram und YouTube sind voller Erfahrungsberichte von Athleten, die auf Rotlicht schwören. Die Bilder sind überzeugend: trainierte Körper unter rotem Licht. Doch die entscheidende Frage lautet: Spiegeln die Clips die Realität wider?

Fitness und die Wirkung von Rotlicht

Um den Trend zu verstehen, muss man den angeblichen Mechanismus betrachten. Rotes Licht soll tief in Gewebe eindringen und die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, stimulieren. Mehr Energie in den Zellen könnte zu besserer Durchblutung und schnellerer Heilung führen. Auf diese verschiedenen Vorteile weisen erste Studien also hin. Genau das macht Rotlicht in der Fitness-Szene attraktiv. Doch wie stark sind die Effekte tatsächlich?

Erste kleine Untersuchungen liefern Hinweise, aber die Beweislage ist keineswegs eindeutig und bedarf weiterer Forschung. Kann das Licht also wirklich mehr als nur angenehm wärmen?

Fitness-Vorteile im Alltag?

Viele Sportler berichten von weniger Muskelkater nach intensiven Einheiten oder einer schnelleren Erholung zwischen Trainingstagen. Andere verweisen auf tieferen Schlaf und einen stabileren Tagesrhythmus. Auch im Biohacking-Bereich wird Rotlicht als tägliche Routine beworben, ähnlich wie Eisbäder oder Atemübungen.

Doch Kritiker betonen: Ein Teil dieser Vorteile könnte auf den Placebo-Effekt zurückgehen.

Fitness-Grenzen und offene Fragen

So verlockend die Versprechen klingen, es gibt klare Einschränkungen. Hochwertige Geräte kosten mehrere hundert Euro und Langzeitstudien sind (noch) rar.

Hinzu kommt: Die Intensität und Dauer der Anwendung variieren stark. Damit bleibt unklar, welche Routine tatsächlich sinnvoll wäre. Wer also auf Rotlicht setzt, bewegt sich zwischen Hoffnung und Unsicherheit. Lässt sich Fitness wirklich mit ein paar Minuten vor einer roten Lampe dauerhaft verbessern?

Das Rotlicht im Fitness-Hype: Zwischen Biohacking und Geldverschwendung

Trotz offener Fragen übt Rotlicht-Therapie eine besondere Faszination aus. Sie ist einfach anzuwenden, erzeugt ein starkes Ritualgefühl und passt perfekt in den Lifestyle moderner Fitness-Enthusiasten. Der Placebo-Effekt spielt dabei keine kleine Rolle und kann in manchen Fällen sogar von Vorteil sein.

Schaden tut eine Rotlicht-Therapie ergo nicht - im Gegenteil gibt es gute Argumente, dass diese wirklich Nutzen bietet. So kam eine Zwillingsstudie zum Ergebnis, dass die regelmäßige Anwendung von Rotlicht den Muskelaufbau deutlich steigern kann. Hier lag der Muskelaufbau mit 20 % deutlich höher als bei dem Zwilling (5 %), der keine diesbezüglichen Anwendungen durchführte.

Rotlicht-Therapie ist mehr als nur ein flüchtiger Fitness-Trend. Sie vereint wissenschaftlich interessante Ansätze mit einer großen Portion Lifestyle-Marketing. Für manche Athleten mag sie einen echten Nutzen bieten, für andere ist sie wohl eher ein kostspieliges Experiment.

Am Ende entscheidet nicht nur die Technik, sondern auch die persönliche Wahrnehmung. Ob lebensveränderndes Biohacking oder Geldverschwendung – die Antwort liegt vermutlich irgendwo dazwischen.