Nürnberg - In Nürnberg gibt es neuerdings eine weltweit wohl einzigartige Weihnachts-Leckerei. Dabei handelt es sich nicht nur um eine feine Süßigkeit, sondern auch um ein Zeichen der Verbundenheit.

Überpünktlich zum Start in den Oktober bricht die Weihnachtszeit an: Diverse Supermärkte listen schon jetzt Marzipan, Glühwein und Stollen in ihrem Sortiment. Der frühe Zeitpunkt stößt vielen vielleicht bitter auf, hat sich aber in den vergangenen Jahren etabliert.

Neu in dem schier unendlichen Spektrum an Weihnachtsleckereien sind nun auch koschere Lebkuchen: Vegane Schoko-Elisen-Lebkuchen, die den Speiseanforderungen im Judentum gerecht werden, gibt es nun in Nürnberg zu kaufen – nicht im Supermarkt, sondern im kleinen Laden „Brauch“.

Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde, ist sich sicher: Die koscheren Lebkuchen aus Nürnberg dürften die einzigen weltweit sein – und „können ein Hit werden“. Dabei handelt es sich laut Hamburger nicht nur um ein wichtiges Angebot für orthodoxe Juden in Franken, für welche der Einkauf von Lebensmittelns „eine echte Herausforderung“ sei. Zudem besitzt der koschere Lebkuchen reichlich Symbolkraft: „Wir reden momentan viel über Antisemitismus, jetzt haben wir etwas Positives und Tolles gerade in Nürnberg“, sagt Hamburger.

„Zeichen der Verbundenheit“

Die Lebkuchen sind das Ergebnis einer Kooperation der Israelitischen Kultusgemeinde mit dem Nürnberger Lebkuchenhersteller Schmidt, der die Produktion der 4.000 Lebkuchen übernahmen. Die Idee war bereits bei der Gründung des Städtepartnerschaftsvereins entstanden, durch Corona und den Krieg aber zuletzt ausgebremst worden: „Doch engagierte Menschen hielten an der Vision fest“, ließ der Verein verlauten. Zwischen Nürnberg und der israelischen Küstenstadt Hadera besteht seit 30 Jahren eine Partnerschaft.

Die Tatsache, dass sich das Nürnberger Traditionsunternehmen Lebkuchen-Schmidt der Produktion der koscheren Leckerei angenommen hat, ist kein Zufall. Firmenchef Gerd Schmelzer erklärte: „Ich war schon mit Hamburgers Vater Arno befreundet.“ Daher sei die zunächst einmalige Aktion auch ein „Zeichen der Verbundenheit“.

Nächste koschere Weihnachtsspezialität in Planung

Ebenfalls in die Entstehung der koscheren Lebkuchen involviert waren zwei orthodoxe Rabbiner: Die beiden jüdischen Gelehrten nahmen im Vorfeld die Produktion und die Inhaltsstoffe der Honigkuchen unter die Lupe. Beispielsweise dürfen die Backbleche nicht mit Schweinefett in Berührung gekommen sein, zudem bestehen besondere Anforderungen an das Mehl. Für die Schokolade kam nur die vegane Variante in Frage.

Verkauft werden die Lebkuchen in einer Dose, welche Bezug zur jüdischen Geschichte in Nürnberg nimmt und den Hauptmarkt sowie die Synagoge zeigt. Eine Packung kostet 22 Euro und ist im jüdischen Laden „Brauch“, der erst im Sommer in der Altstadt eröffnet wurde, erhältlich. Der Ladenbetreiber Vitali Liberov denkt sogar schon weiter: Er kann sich auch koscheren Glühwein vorstellen. Erste Gespräche mit einem Nürnberger Hersteller haben diesbezüglich bereits stattgefunden.