Nürnberg - Was als geniales Feature der Switch 2 angepriesen wurde, entpuppt sich als Bumerang: die Abwärtskompatibilität. Nintendo hat ein ernstes Problem, das merken auch langsam die Fans.

Eigentlich sollte alles perfekt sein. Die Switch 2 verkauft sich wie geschnitten Brot, Spiele wie Kirby und das vergessene Land, Donkey Kong: Bananza und Super Mario Party Jamboree – Nintendo Switch 2 Edition + Jamboree TV sind bei Fans und Kritikern sehr beliebt. Und auch (fast) alle alten Switch-1-Spiele funktionieren auch auf der neuen Konsole.

Das klingt erst mal nach einer tollen Sache. Die komplette Spielesammlung einfach mitnehmen in die nächste Generation. Auch Nintendo selbst hat das als Revolution verkauft. Bei dieser Überlegung gibt es aber einen Haken. Einen ziemlich großen sogar.


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Es ist wirklich bizarr. Fans geben für die brandneue Switch 2 stolze 470 Euro aus, mit Erweiterungen wie dem Pro-Controller oder einem Case sogar deutlich mehr, und wollen ihre Switch-Lieblingsspiele auf der technisch viel stärkeren Hardware spielen. Nur um dann festzustellen, dass das Lieblingsspiel aus der Switch-1-Zeit sogar noch schlechter aussieht als auf dem Vorgängermodell. So zum Beispiel bei Metroid Dread oder Persona 5 Royal. Hier wird das niedrig aufgelöste Spiel auf dem 1080p-Display der Switch 2 gestreckt, was zu einem deutlich verwascheneren Bild führt.

Nintendo Switch 2 Spiele Regal September 2025
Wirklich neue Spiele für die Nintendo Switch 2 sind selten. Die Abwärtskompatibilität trägt eine Teilschuld daran. © Johannes Gehrling

Und wenn das Spiel nicht schlechter aussieht, hat es zumindest keine Performance-Verbesserungen. Die Alternative? Neu aufgelegte sogenannte Switch-2-Editionen bereits veröffentlichter Spiele wie Civilization VII, Fortnite oder Hogwarts Legacy, die für das technisch limitierte Vorgängermodell entwickelt wurden und mit der neuen Version auf Augenhöhe mit anderen Plattformversionen gebracht werden. Diese Versionen spiegeln eher die Leistung der neuen Konsole wider und bieten ein modernes, angenehmes Gaming-Erlebnis. Nur ist das eine seltene Ausnahme.

Das „Next-Gen“-Angebot der Nintendo Switch 2 ist extrem enttäuschend

Denn bei einem genauen Blick auf das Spiele-Angebot fällt auf: Genau diese Neuauflagen sind nach wie vor Mangelware. Es fehlen auffällig viele plattformübergreifende Titel, die speziell für die Switch 2 optimiert wurden. Stattdessen verlassen sich die Entwicklerinnen und Entwickler größtenteils auf die Abwärtskompatibilität und sparen sich die Extra-Entwicklung. Deswegen scheint die nahtlose Integration der Vorgänger-Titel in das Switch-2-Ökosystem in der jetzigen Umsetzung mehr wie ein Fluch, denn wie ein Segen.

Auch die ersten Entwicklerinnen und Entwickler sprechen deswegen jetzt Klartext. Im Podcast Direct Weekly von Digital Foundry berichteten John Linneman und Oliver Mackenzie von Gesprächen mit zahlreichen Entwicklerstudios auf der Gamescom. Der Tenor: Viele Studios haben bislang keinen Zugriff auf Entwicklungskits für die Switch 2. Als Alternative habe Nintendo den Teams geraten, man solle doch die Titel einfach für Switch 1 veröffentlichen und sich auf die Abwärtskompatibilität verlassen.

Und selbst wenn mal ein Studio für die Switch 2 entwickeln will, bekommt es in der Regel nicht die Hardware, die dafür nötig wäre.

Natürlich ist Spieleentwicklung teuer und zeitintensiv. Einige Publisher dürften sich fragen, ob sich ein Update alter Titel für die neue Nintendo-Hardware überhaupt lohnt. Natürlich ist es schön, dass die alten Switch-Spiele weitergespielt werden können, aber Nintendo darf die Abwärtskompatibilität nicht als Ausrede nutzen, um Entwicklerinnen und Entwicklern den Zugang zu Switch-2-Entwicklungskits zu verwehren.

Denn bislang wirken selbst die seltenen Performance-Gewinne der Abwärtskompatibilität im Vergleich zu anderen Plattformen bescheiden - das ist enttäuschend.

Angesichts der Verkaufszahlen der Switch 2und des Interesses von Publishern ist es kaum nachvollziehbar, dass Nintendo sich so zurückhaltend gibt. Vielleicht hat man aus den zahlreichen Leaks vor der Enthüllung der Konsole Konsequenzen gezogen. Vielleicht ist es aber einfach wieder typisch Nintendo.