Nürnberg - Der 1. FC Nürnberg kann sportlich gesehen endlich wieder atmen. Nach 188 Tagen fuhr die Klose-Elf erstmals wieder einen Heimsieg ein. Nach Abpfiff kannten die Emotionen keine Grenzen mehr - war es der Wendepunkt?

Es war ein Erfolg, der in der Endabrechnung im Mai 2026 durchaus noch einmal rückblickend einen Wendepunkt darstellen könnte: Nach 188 Tagen ohne einen Heimsieg hat der 1. FC Nürnberg den Bann in der Zweiten Fußball-Bundesliga gegen den VfL Bochum im Topspiel am Samstagabend (20. September 2025) endlich brechen können.

188 Tage, in denen die Fans von Nürnbergs Herz- und Schmerzverein einmal mehr zeigen konnten, wie sehr sie wirklich ihrem Verein die Treue halten. Letztmals, mancher Club-Fan mag es kaum aussprechen, fuhren die Nürnberger in der zweiten Liga im März 2025 einen Heimsieg ein – ausgerechnet im Derby gegen den ewigen Rivalen aus der Kleeblattstadt.

Danach ging für das Team vom Valznerweiher jedoch nichts mehr – bis zu jenem Abend gegen den VfL aus Bochum.

Eine weitere Geschichte, die so wohl nur der Fußball schreibt: Wenige Tage vor dem Duell mit Nürnberg musste ausgerechnet Ex-FCN-Coach und Sportvorstand Dieter Hecking als Trainer bei den Bochumern gehen.

Wie groß der Druck bei manchen Beteiligten gewesen sein muss, zeigt auch die Tatsache, dass direkt nach Schlusspfiff Bilder im TV zu sehen waren, wie Tim Janisch in Tränen ausbricht. Der junge Spieler hatte vor dem Elfmeter für Bochum mit einer unbedachten Aktion dem Gegner den Ausgleich mehr oder weniger geschenkt.

Miro Klose machte nach dem Spiel im Interview klar, dass sein Spieler genau wisse, dass er sich in dieser Situation unklug verhalten habe. Die Tatsache, dass nun Tränen geflossen waren, seien der Beleg, wie sehr sich die Spieler mit dem Verein identifizieren. „Wenn das Spiel nach dem Elfmeter 1:1 ausgeht, weiß er genau, was nach Schlusspfiff auf ihn eingeprasselt wäre“, so DFB-Weltmeister Klose gegenüber dem Pay-TV-Sender Sky. Junge Spieler müssten aber auch Fehler machen dürfen. Als Team fange man sich immer wieder gegenseitig auf.

Eine mehr als fragwürdige VAR-Entscheidung kam nach dem Spiel ebenfalls nochmals auf Vorlage in den Mittelpunkt von Diskussionen. Als Kapitän Gruber die Führung in der ersten Hälfte für den FCN erzielt, greift plötzlich der Keller aus Köln ein. Nach Betrachten der Bilder lautet die Entscheidung: Kein Treffer wegen Abseits.

Als die DFL dann jedoch die halb-automatisierten Bilder zur Verfügung stellt, steht einmal mehr eine Szene, in der man – selbst nach Betrachten der VAR-Bilder – mit bloßem menschlichen Auge nicht eindeutig sagen kann, ob diese Situation wirklich Abseits gewesen ist. Einmal mehr werden Rufe laut, die bei solchen Millimeterentscheidungen einen Kulanzbereich fordern.

Kommentator, Moderator und auch der Experte des Abends, Simon Terodde – ausnahmsweise waren sich hier alle einig: Für den FCN mehr als bitter, dass dieses Tor nicht gegeben wird. Am Ende sollte nach einer irren Schlussphase aber Neuzugang Adriano Grimaldi das 2:1 für das Heimteam erzielen.

Klose, der nach der Partie zu Protokoll gab, dass die vergangenen Tage „ehrlich gesagt gar nicht so schwer“ für ihn gewesen seien, weil er sich eine maximale Schutzmauer aufbauen könne, um in Ruhe arbeiten zu können, kam dann aber doch noch einmal kurz aus sich heraus.

Auf die Frage des Moderators, ob die Spieler nun auf dem gerade eröffneten Altstadtfest ein wenig feiern dürfen, erklärte der einstige Weltklasse-Stürmer: „Die dürfen das Ding jetzt abreißen, ja“. Weitere Nachfrage des Moderators, ob auch der Trainer in der dritten Halbzeit mit von der Partie sei: „Wenn jemand den Anker wirft, bin ich dabei“.

Ob und wo genau es Mannschaft und Trainer an diesem Abend noch hinverschlagen hat, ist nicht überliefert. Für den gesamten Verein war es jedoch ein ganz wichtiger Moment des Durchschnaufens. Auf dass es im besten Falle im Mai 2026 rückblickend ein Wendepunkt gewesen sein könnte…