Nürnberg - Nürnberg plant einen großen Stadionumbau. Moderner, schöner, praktischer soll es sein. Trotzdem bewirbt sich die Stadt nicht gemeinsam mit dem DFB für die EM 2029. Warum?

Ein Großevent wie eine Fußball-EM ist gut für eine Stadt. Es kurbelt den Tourismus an, beschert Hotellerie und Gastronomie mehr Umsätze und bringt der Region weitreichende Aufmerksamkeit. Für die Einwohnerinnen und Einwohner bietet es außerdem die Möglichkeit, direkt vor ihrer Haustür Teil eines großen Events zu sein, vielleicht Veranstaltungen zu besuchen, zu denen sie nie gereist wären. Eine Chance also, die man sich ungern entgehen lässt.

Trotzdem hat die Stadt Nürnberg entschieden, sich nicht als Spielstätte für die Frauen-EM 2029 zu bewerben. Der DFB bewirbt sich auch ohne Nürnberg für die Austragung des Turniers. Inzwischen ist auch schon klar, welche Städte dabei sind: Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Köln, Leipzig, München und Wolfsburg. Eine verpasste Chance für Nürnberg? Doch die Stadt hat gute Gründe, warum sie sich gegen eine Bewerbung entschieden hat, sagt Stadionleiter Paul Kaltenegger.

Aber erstmal von vorn. Nürnberg hatte grundsätzlich nämlich schon Interesse daran, Spiele der Frauen-EM 2029 auszurichten. Der DFB hatte ursprünglich mehrere Städte angeschrieben und nach grundsätzlichem Interesse, Teil der Bewerbung zu sein, gefragt, so Kaltenegger. Dafür ist er mit etwa 30 bis 40 Vertreterinnen und Vertretern von anderen Städten nach Frankfurt an den DFB-Campus gereist, wo dann das Konzept und die Anforderungen vorgestellt wurden. Danach hatten die Städte mehrere Monate Zeit, um sich zu entscheiden.

Das Drumherum wäre möglich gewesen

Das Problem in Nürnberg: das Stadion. „Für große Sportveranstaltungen hat Nürnberg eigentlich ideale Voraussetzungen und viel Erfahrung“, sagt Kaltenegger. Egal, ob es um Verfügbarkeiten von Hotels, Logistik, Parkplätze, Erreichbarkeit oder das Organisieren von Fanfesten gehe, Nürnberg sei sehr gut darin, Großveranstaltungen auszutragen. Alles „Drumherum“ hätte man also gut hinbekommen. Mit dem neuen Stadion wären die Bedingungen hervorragend gewesen - aber der Zeitplan macht einen Strich durch die Rechnung. „Das hätten wir niemals geschafft.“

Dementsprechend habe es zwei realistische Optionen gegeben. Entweder die Stadt hätte den Umbau des Stadions auf nach der EM verschoben und sich mit dem aktuellen beworben. „Wir haben aber schnell festgestellt, dass wir mit dem jetzigen Stadion keine Chance haben“, sagt Kaltenegger. Mit den anderen modernen Stadien in der Auswahl hätte man niemals konkurrieren können. Das habe sich bereits bei der Bewerbung für die Austragung der Männer-EM 2024 gezeigt, bei der Nürnberg mit dem aktuellen Stadion gescheitert war und nicht als Spielort infrage kam.

Die zweite Möglichkeit wäre gewesen, mit dem Umbau anzufangen und ihn für die EM dann zu unterbrechen. Nürnberg hätte sich in dem Fall mit einem „halbfertigen“ Stadion bewerben können. „Die Risiken und Kosten wären aber nicht im Verhältnis zu den Erfolgschancen gestanden“, erklärt Kaltenegger. Also hat die Stadt sich gegen eine Bewerbung entschieden.

Eines der Top-Stadien Deutschlands

Das ist aber nicht die letzte Chance für Nürnberg. Natürlich solle das neue Stadion auch für Großveranstaltungen geeignet sein und Platz für über 40.000 Zuschauerinnen und Zuschauer bieten. „Es soll zu den Top-Stadion Deutschlands gehören“, betont der Stadionleiter. „Wir wissen nicht, wann und für welches Turnier sich der DFB als nächstes bewirbt, aber dann wollen wir dabei sein.“

Nürnberg könnte aber auch von einer anderen Bewerbung profitieren. Denn München hat sich für die Olympischen Spiele 36, 40 oder 44 beworben. Zumindest Fußballspiele könnten dann auch in Nürnberg stattfinden. Schließlich könne auf einem Fußballplatz nur eine begrenzte Anzahl an Partien gespielt werden, ohne dass der Rasen zerstört wird, so Kaltenegger.

In der Vergangenheit wurden für Fußballspiele der Frauen oft kleinere Stadien verwendet. „Man sieht aber einen großen Trend, dass immer mehr Zuschauer:innen kommen“, sagt der Stadionleiter. „Das heißt, auch bei diesen Turnieren werden große Stadien gefragt sein.“ Wie es das neue Stadion in Nürnberg dann auch wieder sein wird. Große Sportevents in Nürnberg sollen künftig also nur eine Frage der Zeit zu sein.