Nürnberg - Die Hoffnung schwindet schon vor dem vierten Spieltag - und zwar in Person von Caspar Jander nach England. Vor dem Heimspiel gegen den SC Paderborn sprach Miroslav Klose über den Verlust - und ein bisschen über das richtungsweisende Duell am Freitag.

Natürlich ging es bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den SC Paderborn nicht um das Spiel gegen den SC Paderborn. Stattdessen konzentrierten sich die Fragen insbesondere auf den bevorstehenden Wechsel von Caspar Jander zum FC Southampton. Den Abschied des wohl wichtigsten Club-Spielers der Vorsaison nahm Miroslav Klose – zumindest nach außen – nüchtern und gelassen hin: „Wir haben das so entschieden und waren darauf vorbereitet – es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Wir können nur kontrollieren, was jetzt ist. Ich habe dann sofort umgeschwenkt und den Fokus auf das Spiel gerichtet.“

Der Cheftrainer des 1. FC Nürnberg habe nach eigenen Angaben am Vorabend von der Causa erfahren und sich lange mit Sportvorstand Joti Chatzialexiou ausgetauscht. Dabei war klar: „Wenn ein Verein mit einer bestimmten Summe auf uns zukommt, müssen wir das machen“, erklärte Klose. Nun kam ein solventer englischer Zweitligist wenige Tage vor Ende der Transferfenster – und so verständlich es ist, für eine stolze Summe von zwölf Millionen Euro als Zweitligist einen Spieler abzugeben, so schwer ist ebendieser sportlich zu ersetzen. „Wir wissen, wie wichtig Caspar für uns war und es ist eine Lücke da, aber es gibt genug Spieler, die in diese Rolle schlüpfen können. Es ist eine Chance für Andere“, stellte Klose klar.

Als mögliche Nachfolger, die – zumindest für das Heimspiel gegen den SC Paderborn – die hinterlassene Jander-Lücke füllen könnten, gelten Rafael Lubach und Finn Ole Becker. Ersteres bekleidete den Posten im defensiven Mittelfeld bereits in den ersten Saisonspielen, welche der zukünftige Southampton-Spieler verletzungsbedingt verpasst hatte. Neuzugang Becker indes wurde als Achter, also eher als Ersatz für den ebenfalls abgewanderten Jens Castrop verpflichtet, kann aber auch auf der Sechs spielen. Er ist nur zwei Tage nach seiner Ankunft am Valznerweiher bereits „absolut eine Option“. Becker und Lubach bringen laut Klose unterschiedliche Profile für die Sechser-Position mit, „genauso kommen aber auch andere Spieler in Frage“. Eryk Grzywacz wird nach mehreren Einsätzen in der Reserve gegen Paderborn im Kader stehen, „weil er es sich absolut verdient hat“. Ein Startelfeinsatz des Youngsters käme aber doch sehr überraschend.

Mittelfristig – beziehungsweise angesichts der gegenwärtigen Endphase der Transferperiode: kurzfristig – soll noch ein Neuzugang für die vakante Position im Zentrum verpflichtet werden. Zu den Top-Kandidaten zählt Tim Breithaupt, der aber anders als Jander deutlich weniger progressiv spielt und stattdessen mehr den Spielertyp eines klassischen Sechsers verkörpert. „Jander war mit seinem Profil wichtig für meine Art, Fußball zu spielen“, stellte Coach Klose zwar klar, sagte aber auch: „Wir haben über viele verschiedene Profile gesprochen, beides ist möglich.“

„Intensität, Körpersprache und Glaube“

„Mein Fokus ist auf dem Spiel“, stellte Klose im Laufe der Pressekonferenz mehrfach klar. Und wenngleich der Abgang des Schlüsselspielers das Duell mit dem SC Paderborn überschattet, ist dessen Bedeutung ebenfalls enorm: Nach drei Liga-Pleiten und einer Pokal-Blamage lechzt man beim Club nach dem ersten Saisonsieg – und diskutiert umso mehr über den Trainer, falls ebendieser abermals ausbleibt. „Es geht nur um den Club, nicht um meine Person. Wir müssen morgen gemeinsam das Ruder rumreißen“, gab Klose zu Protokoll. Bei diesem Unterfangen braucht es das, was in den bisherigen Spielen kaum und wenn dann nur phasenweise zu sehen war: die Basics. „Intensität, Körpersprache und Glaube. Wir brauchen Spieler, die vorneweg marschieren“, so die Marschroute des 47-Jährigen.

Ein solcher Spieler ist qua Amt üblicherweise der Kapitän – und der saß beim letzten Spiel auf der Bank. Klose habe mit Robin Knoche ein „offenes und intensives Gespräch geführt“ und versicherte: „Er weiß, was seine Rolle ist, und hat auch im Training super reagiert. Das ist das, was ich sehen möchte.“ Eine Rückkehr des Routiniers in die Startelf ist allein vor dem Hintergrund, dass Ondrej Karafiat verletzungsbedingt ausfällt, nicht unwahrscheinlich. Zugleich ist aber auch eine Viererketten-Formation möglich.

Gegen eine Startelf-Rückkehr des Kapitäns sprechen indes dessen Tempodefizite in Verbindung mit der Paderborner Spielweise. Unter dem neuen Cheftrainer Ralf Kettemann setzt der SCP auf ein noch „geradlinigeres Spiel in die Spitze“ als unter Lukas Kwasniok in der Vorsaison. Zudem zeichnen „viele Tiefenläufe und Variationen im Spiel mit Ball“ die Ostwestfalen aus.

„Darauf müssen wir reagieren, aber der Fokus liegt auf meiner Mannschaft, dass wir Paderborn so gut es geht Schwierigkeiten bereiten“, konstatierte Klose. So gut es geht. Eine durchaus zarte, zurückhaltende Kampfansage, die einiges an Skepsis durchblicken lässt.