Nürnberg - Das erste Saisontor erzielte der 1. FC Nürnberg, für den ersten Sieg reichte es nicht: Nach einer abermals ernüchternden ersten Hälfte verliert der Club mit 1:2 gegen Preußen Münster. Der Spielbericht.

Es sollte alles besser werden – und dafür musste vieles anders werden, so zumindest der Plan: Miroslav Klose reagierte beim Auswärtsspiel gegen Preußen Münster mit manchen (mehr oder weniger) radikalen Maßnahmen auf den fatalen Fehlstart: neuer Kapitän, neue Dreierkette, neue Herangehensweise. Kapitän Robin Knoche rutschte ebenso wie Pokaltorhüter Christian Mathenia und Stürmer Mickael Biron aus der Startelf, verglichen mit dem Illertissen-Debakel fehlte zudem der zuletzt erkrankte Tim Janisch. Stattdessen kehrten mit Caspar Jander und Julian Justvan zwei Unterschiedsspieler ins Aufgebot zurück, Ondrej Karafiat übernahm den Posten in der Dreierkette.

Zwar blieb der Nürnberger Cheftrainer seiner Formation – trotz der Spekulationen und Forderungen nach einer Umstellung – treu, ließ seine Mannen aber erstmals in dieser Saison hoch anlaufen. Zwar erzielte der emsig beginnende Club in der Anfangsphase vereinzelte Ballgewinne, Torchancen blieben aber lange Mangelware – auf beiden Seiten.

Kurzer, aber intensiver Münsteraner Chancenwucher

Stattdessen prägten einige hart geführte Zweikämpfe und entsprechend einige Fouls die Partie der beiden bis dato sieglosen Teams. Nach 29 chancenarmen Minuten begann der Münsteraner Chancenwucher. Erst umkurvte Lars Lokotsch FCN-Keeper Reichert, traf dann aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz (29.). Innerhalb der nächsten zwei Zeigerumdrehungen zwangen Münsteraner Abschlüsse den Nürnberger Schlussmann zu einer Parade (30.) und Stürmer Semir Telalovic zu einer Rettungstat auf der Torlinie (31.). Und dann passierte das, was sich die ersten 29 Minuten gar nicht und die vorangegangenen drei Minuten sehr akut abgezeichnet hat – die Führung für Münster: Die Hausherren eroberten den Ball und setzten direkt zum Konter an, Ex-Nürnberger Rico Preißinger bediente Oliver Batista Meier, der vom linken Flügel nach innen zog, Fabio Gruber stehen ließ und mit einem satten Flachschuss ins kurze Eck den Führungstreffer erzielte (32.).

In der Folge glückte dem Club fast die perfekte Antwort: Caspar Jander setzte zum Solo an, setzte sich links im Strafraum durch und seinen Schuss aus spitzem Winkel aber über das Tor (34.). Kurz danach näherte sich Telalovic an, der nach Zuspiel von Jander den Ball über Preußen-Keeper Johannes Schenk hinweg lupfen wollte, ihn aber in dessen Arme bugsierte (37.). Annäherungen, ja. Wirklich zwingend wurde der Club aber nicht.

Stattdessen erhöhte Münster kurz vor der Pause auf 2:0 – und zwar durchaus sehenswert: Joshua Mees ließ einen Pass vom rechten Flügel zentral vor den Strafraum clever durch und überraschte damit die Nürnberger Abwehr. Marvin Schulz nahm den Ball mit dem ersten Kontakt hinter die Kette mit und schob ihn dann an Reichert vorbei ins lange Eck (43.).

Mit einem 0:2-Rückstand ging der Club in die Pause. Nach den Offensivschwierigkeiten in der Anfangsphase fand Preußen Münster – anders als der noch immer torlose 1. FC Nürnberg – nach 29 Minuten in die Spur. Und der Club? Hatte den zunehmend spielfreudigen Gastgebern nichts, aber gar nichts entgegenzusetzen. Eine abermals ernüchternde Halbzeit, in deren Folge der Nürnberger Anhang die Leistung der Klose-Elf mit Pfiffen quittierte.

Club geht mit Zoma, Baack und mehr Mut in die zweite Hälfte

Für die Herausforderung, einen 0:2-Rückstand zu drehen und die ersten Tore in der neuen Zweitliga-Saison zu erzielen, brachte Miroslav Klose Neuzugang Mohammed Ali Zoma sowie Tom Baack in die Partie. Mit der Herausnahme von Ayoub Chaikhoun und Ondrej Karafiat löste der Club damit die Dreierkette auf.

Tatsächlich fand der Club etwas aktiver, mutiger und zielstrebiger in den zweiten Durchgang. Entsprechend verbuchten die Gäste auch erste Annäherungen: Telalovic kam nach einer Halbfeldflanke des eingewechselten Baack zur ersten Chance im zweiten Durchgang (51.), wenig später versuchte der Mittelfeldmann selbst eine Hereingabe zu verwerten (56.). Beide scheiterten, dem Club fehlte weiterhin der Punch.

Für frischen Wind im Angriff brachte Klose schließlich Sturmjuwel Artem Stepanov für Semir Telalovic - und der Ukrainer hatte direkt den Anschlusstreffer auf dem Fuß: Nach einem Zuspiel von Henri Koudossou kam der junge Angreifer am Fünfmeterraum zum Abschluss, zielte aber über das Tor (63.). Wenngleich nicht das Gefühl von akuter Torgefahr entstand, erspielte sich der 1. FC Nürnberg in dieser Phase mehrere Chancen: Caspar Jander fing einen Querpass direkt am gegnerischen Strafraum ab und schloss direkt ab - sein flacher Abschluss traf aber nur den Pfosten (66.). Aber: Sämtliche Abschlüsse resultieren aus Zufallsprodukten, uninspirierten Flanken oder Einzelleistungen.

Genialer Justvan-Pass führt zum Anschluss

Eine solche Einzelleistung war es auch, die den Nürnberger Anschlusstreffer einleitete. Julian Justvan, der in diesem Spiel bislang kaum in Erscheinung getreten war, hob den Ball aus dem rechten Halbfeld mit dem linken Fuß diagonal hinter die Preußen-Abwehr. Dort lief Rafael Lubach stark ein, nahm den Ball mit der Brust mit und versenkte ihn im Tor (74.).

Die Münsteraner kamen in dieser Phase kaum mehr hinterher, wirkten platt und kamen kaum mehr vor das Gehäuse von FCN-Schlussmann Reichert. Der Club drängte und drückte in der Schlussphase, wirkliche Chancen - geschweige denn Großchancen - kamen aber nicht zu Stande.

Weil der Club also insgesamt zu harmlos und in der kurzen, aber effizienten Münsteraner Druckphase zu anfällig war, verliert die Klose-Elf auch das vierte Pflichtspiel der Saison. Die nächste Chance, den ersten Saisonsieg einzufahren, haben die Franken am kommenden Freitag um 18.30 Uhr gegen den SC Paderborn.