Nürnberg - Fehlstart-Frust beim FCN: Nach den torlosen Niederlagen in der 2. Bundesliga und der Pokalblamage in Illertissen herrscht beim fränkischen Herzschmerzklub akute Krisenstimmung. In den sozialen Medien machen die Fans ihrem Ärger Luft.

„Wir müssen jetzt alle zusammen versuchen, den Bock in Münster umzustoßen“, sagte Miroslav Klose nach der Blamage im DFB-Pokal gegen den FV Illertissen. Ein Satz, der exakt so auch schon ein Jahr zuvor hätte fallen könne. Denn: Bereits in der vergangenen Spielzeit zeigte der 1. FC Nürnberg zu Beginn schwache und uninspirierte Leistungen. Bereits damals geriet der Cheftrainer früh in Kritik. Und bereits damals sollte das Duell mit Preußen Münster das entscheidende, richtungsweisende Spiel werden.

Damals setzte sich der Club mit 3:2 durch und startete damit in den wohl begeisterndsten Monat der jüngeren Vergangenheit. Aber: Damals war der Club bei Weitem nicht gut, aber immer noch besser als heuer in die neue Spielzeit gestartet. Nun, nach zwei 0:1-Niederlagen inklusive Last-Minute-Gegentreffern und einem blamablen Pokal-Auftritt gegen einen Regionalligisten, stolpert der fränkische Traum- und Traumata-Verein von einem Fehlstart in eine regelrechte Krise. Und die Fans sind gleichermaßen wütend, verzweifelt und ernüchtert.

Die Liste an Problemen und Schwachstellen beim 1. FC Nürnberg ist derzeit lang - sie reicht von Standardschwäche, die bereits in der vergangenen Saison zu 18 Gegentoren führte, über fehlende Durchschlagskraft in der Offensive bis hin zu Tempodefiziten in der letzten Kette. Letzteres lasten die Fans insbesondere Robin Knoche an - und fordern mitunter eine Umstellung auf Viererkette, welcher der Kapitän zu Lasten fallen würde.

Tatsächlich ging der Leistungsaufschwung in der zweiten Hälfte gegen Illertissen mit der Herausnahme des Abwehrchefs und einer Umstellung auf eine Viererkette einher. Teil der Wahrheit ist aber auch: Ob eine Abwehr aus vier oder aus fünf Verteidigern besteht, beeinflusst nicht direkt die Anfälligkeit bei Pässen hinter die Kette. Vielmehr kommt es darauf an, wie hoch die Vierer- oder die Fünferkette steht und wie viel Platz sie in ihrem Rücken lässt - und hinsichtlich des Tempos ihrer Verteidiger lassen kann.

Dies ist aber eine Frage der Spielidee und des Spielansatzes - und damit eine Frage für Miroslav Klose. Der Cheftrainer steht aktuell aber trotz der ernüchternden Leistung seiner Truppe und der anhaltenden Probleme im Spiel mit und gegen den Ball zwar sicher unter Druck, nicht aber in völliger Kritik. In den sozialen Medien verteidigen viele Fans den Coach.

Anders verhält es sich bei Joti Chatzialexiou: Der Sportvorstand, der vor wenigen Wochen noch regelrecht vergöttert wurde, zieht massiv Kritik auf sich - weil der Kader auch nach drei Pflichtspielen noch erhebliche Schwachstellen aufweist und das Ende der Transferperiode näher rückt.

Und obwohl sich die Ausgangslage - in den vergangenen fünf Pflichtspielen je ein Gegentor ab der 90. Minute, letzter Heimsieg im März, tor- und punktloser Saisonstart in der Liga und Pokal-Aus gegen Viertligisten - regelrecht fatal liest, ziehen manche Club-Fans ihre Hoffnung beispielsweise aus der Vorsaison. Oder generell aus der Geschichte des Vereins, der wie kein Zweiter für seine Höhen und Tiefen bekannt ist. Oder vielleicht hofft man auch einfach, dass die gegenwärtige Krise „für den Plot“ ist, wie man neudeutsch sagt.