
Fans von Sportwetten dürften sich am vergangenen Wochenende mitunter ins Fäustchen gelacht haben – zumindest, wenn sie öfter auf den Underdog getippt haben: Am ersten Spieltag der neuen Zweitliga-Saison gewann im Großteil der Duelle jener Verein, dem es wohl eher weniger Fußballfreunde zugetraut hätten. Der FC Schalke, der in den vergangenen Jahren von Krise zu Krise dümpelte und mitunter abstiegsgefährdet war, besiegte den Aufstiegsfavoriten Hertha BSC. Aufsteiger Arminia Bielefeld setzte mit einem 5:1-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf, das vergangene Saison phasenweise am Bundesliga-Aufstieg schnupperte, ein Ausrufezeichen.
Und der SV Darmstadt, in der vergangenen Saison maximal Mittelmaß in der 2. Bundesliga, besiegte den VfL Bochum, der in seiner Rolle als Absteiger naturgemäß zum Favoritenkreis der möglichen Emporkömmlinge zählt. Mit einem 4:1-Auftaktsieg im Rücken gastieren die Lilien am Freitagabend im Max-Morlock-Stadion. „Wir wissen, dass ein Brett auf uns zukommt, dass dort eine Euphorie herrscht“, sagte Nürnbergs Cheftrainer Miroslav Klose auf der Pressekonferenz vor dem ersten Heimspiel.
Dabei besticht die Mannschaft von Coach Florian Kohfeldt in der Offensive durch gute Abstimmung und feines Timing: „Die Spieler sind allgemein gut eingespielt. Es reicht manchmal eine kleine Unaufmerksamkeit und dann sind sie brandgefährlich, weil sie mit 100 Prozent die Box fluten.“ Zudem profitieren die Südhessen von individueller Klasse: Stürmer Isac Lidberg schnürte gegen Bochum einen Dreierpack. „Er ist ein kompletter Stürmer, bringt ein richtig gutes Paket mit und ist schon sehr weit. Er gefällt mir sehr gut“, meinte Ex-Nationalstürmer Klose.
Seine eigene Offensivabteilung beim 1. FC Nürnberg ließ indes zuletzt an Punch vermissen. Ob demnach gegen Darmstadt andere Spieler stürmen dürfen – etwa Semir Telalovic statt Mickael Biron, der nach kicker-Noten am wenigsten zu überzeugen wusste? „Das ist noch ein Fragezeichen“, gab Klose zu Protokoll und verwies auf die Trainingsarbeit der vergangenen Tage: „Wir haben diese Woche Abläufe eingeschult, viel Videoarbeit mit den Stürmern gemacht. Da ging es viel um Details – so schlimm war das (gegen Elversberg, Anm. d. Red.) nicht. Ich bin mir sicher, dass wir die nächsten Spiele Fortschritte machen.“
Für Fortschritte sind aber sicherlich auch noch Neuzugänge von Nöten. Immerhin verpflichtete der Club zwar im Laufe der Woche Innenverteidiger Tarek Buchmann vom FC Bayern. Der Youngster, der zuletzt aufgrund einer langwierigen Verletzungen monatelang ausfiel und dementsprechend kaum Spielpraxis hat, ist allerdings keine Soforthilfe – vor allem nicht auf jenen Positionen, auf denen dringlichster Bedarf besteht, nämlich im Zentrum. „Wir brauchen Qualität in unserer Mannschaft. Wir wissen, dass das Transferfenster noch geöffnet ist, dass da absolut noch etwas passieren wird“, sagte Klose auf der Pressekonferenz.
Passieren kann theoretisch etwas in beide Richtungen: Caspar Jander wird weiterhin heiß umworben, könnte aber dennoch am Freitag (noch?) für den Club auflaufen. Nach seiner Knieverletzung konnte der Mittelfeldmann zuletzt wieder am Mannschaftstraining teilnehmen. Ob es auch schon für einen Einsatz gegen Darmstadt reicht, ist laut Klose von einem noch ausstehenden Gespräch mit dem Spieler und der Auswertung der Trainingsdaten abhängig. Abgesehen von Jander kann Klose aber aus dem Vollen schöpfen, große Umstellungen oder personelle Änderungen sind aber – verglichen mit dem Elversberg-Spiel – nicht zu erwarten.
Apropos: Das Spiel an der Kaiserlinde musste Klose „abhaken“, um dann den Fokus auf Darmstadt zu richten. „Wir freuen uns unheimlich, wieder zuhause zu spielen. Wenn wir das Spiel gewinnen sollten, dann haben die nicht mehr Punkte als wir“, rechnet Klose vor. Fußball kann so einfach sein.