
Nach dem Protestzug durch die Nürnberger Innenstadt machen Tierschutzaktivisten am Sonntag erneut auf die geplante Tötung aufmerksam - diesmal mit einer drastischen Aktion direkt vor den Toren des Nürnberger Tiergartens. Gegen 11.30 Uhr hätten sich ungefähr 20 Aktivistinnen und Aktivisten im Eingangsbereich des Tiergartens zu dem nahezu stillem Protest versammelt, wie Janine Mendel, Pressesprecherin der Polizei Mittelfranken, auf Nachfrage erklärt.
Bei der heutigen Aktion inszenierten die Demonstrierenden symbolisch die umstrittene Tötung: Einige von ihnen stellten die Paviane dar, während ein weiterer Aktivist mit einer Spielzeugwaffe die „Erschießung“ der Tiere vor dem Eingangstor nachstellte. Sie legten sich auf den Boden, führten Plakate mit sich und trugen teilweise Affenmasken.
Mit der Aktion wollen die Tierschützer ein Zeichen gegen das aus ihrer Sicht inakzeptable Vorhaben des Tiergartens setzen, Teile der Pavianengruppe zu töten – eine Maßnahme, die der Zoo mit innerartlicher Aggression und Platzproblemen begründet. Die Debatte hatte in den vergangenen Wochen bundesweit für Aufsehen gesorgt.
Aktivisten kleben sich fest - Polizei löst Veranstaltung auf
Einsatzkräfte der Polizei Nürnberg Nord-Ost seien vor Ort, um die Versammlung aufzulösen und an einen gesonderten, ausgewiesenen Platz zu verlegen. Der Großteil davon sei nach Aufforderung der Polizei schließlich aufgestanden und zur Seite gegangen. Etwa vier Personen hätten sich allerdings am Boden festgeklebt.
Spezialkräfte sollen diese nach Angaben der Polizeisprecherin nun mit Lösungsmitteln vom Boden losmachen. Die Beamten trugen drei der sieben verbliebenen Aktivisten aus dem Haupteingangsbereich. Die vier Teilnehmer, welche sich mittels Klebstoff auf dem Asphalt festgeklebt hatten, wurden inzwischen durch Beamte gelöst, ebenfalls weggetragen und im Nachgang durch Kräfte des Rettungsdienstes auf Verletzungen untersucht.
Von allen beteiligten Aktivisten stellten die Beamten die Personalien fest. Gegen diejenigen, die sich trotz mehrfacher Aufforderung nicht entfernt hatten, leiteten die Polizisten Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz ein. Es wird laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur wegen Verstöße gegen das Versammlungsrecht ermittelt, wobei es sich um Ordnungswidrigkeiten handelt.
Der Betrieb im Tiergarten konnte laut Angaben von Mendel auch trotz des Protests fortgeführt werden. Zwar habe der Haupteingang gesperrt werden müssen, allerdings konnten Besucherinnen und Besucher über einen alternativen Eingang in den Zoo. Hier hätten sich allerdings längere Schlangen gebildet. Besucher des Tiergartens konnten diesen laut einer Pressemitteilung dennoch ohne größere Probleme über das Zugangstor im Kassenbereich betreten. Bei dem betreffenden Eingangstor handelt es sich um einen Rettungsweg für Feuerwehr und Rettungsdienst. Die Beamten forderten die Aktivisten der nicht angezeigten Versammlung mehrfach auf, den Rettungsweg frei zu machen und stattdessen die ihnen zugewiesene Versammlungsfläche zu nutzen. Diesen Aufforderungen kamen einzelne Teilnehmer nach, der Großteil verblieb auf der ursprünglichen Fläche.
Erst am vergangenen Sonntag hatten sich mehrere Aktivistinnen und Aktivisten an das Gehege der Paviane im Nürnberger Tiergarten gekettet. Die sechs Personen müssen sich nun wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs strafrechtlich verantworten. Zudem werden mögliche Verstöße gegen das Versammlungsrecht geprüft.
In einem aktuellen Interview äußerte sich Tiergartenleiter Dag Encke zu den anhaltenden Protesten und betonte gegenüber News5: „Die Debatte, ob es dafür einen vernünftigen Grund gebe, müsse in der Gesellschaft geklärt werden.“ Auch von anderer Seite gibt es weiter Gesprächsbereitschaft: Colin Gold‘ner vom Great Ape Project erklärte, dass das Angebot, die Paviane aufzunehmen, nach wie vor stehe. Eine zentrale Bedingung sei allerdings, dass der Tiergarten Nürnberg künftig aufhöre, weiter zu züchten.
Dieser Artikel wurde am 27. Juli 2025 um 17.06 Uhr aktualisiert.
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