Nürnberg - Mehrere Aktivisten haben sich am Sonntag an das Gehege der Paviane im Nürnberger Tiergarten gekettet. Sie fordern ein Ende der Tötungspläne – und Alternativen zur Rettung der Tiere. Das hat nun ein Nachspiel.

Die Debatte um die geplante Tötung gesunder Guinea-Paviane im Nürnberger Tiergarten reißt nicht ab: Am Sonntagmittag (20. Juli 2025) haben Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe „Animal Rebellion“ mit einer Protestaktion im Nürnberger Tiergarten für Aufmerksamkeit gesorgt. Etwa gegen 12 Uhr ketteten sich mehrere Personen direkt an das Gehege der Guinea-Paviane – aus Protest gegen die geplante Tötung mehrerer Tiere. Die Gruppe fordert einen sofortigen Stopp der Maßnahme sowie eine ernsthafte Prüfung tierschutzgerechter Alternativen zur Reduzierung der Gruppe. Laut Angaben des Polizeisprechers Michael Petzold seien derzeit sechs Aktivistinnen und Aktivisten vor Ort, um dort einen „stillen Protest“ abzuhalten, teils direkt an das Gehege angekettet, teils mit Plakaten ausgestattet.

„Fünf Aktivistinnen haben sich ans Gehege gekettet und werden da so lange bleiben, bis die Polizei diese Ketten entfernt und sie rausträgt“, erklärt Emilia Schüler, Pressesprecherin Animal Rebellion, gegenüber News5. „Wir fordern einen Zuchtstopp, dass eben der Tiergarten, Nürnberg und generell Zoos keine Tiere mehr nachzüchten. Weil dieses Problem eben immer wieder besteht. Das ist ein Teufelskreis“, betont Schüler.

„Lasst die Paviane frei“ oder „Tiere töten ist ein Verbrechen“, heißt es etwa auf Transparenten. Die Aktion verlaufe laut Angaben der Polizei friedlich, so die Beamten am Sonntagnachmittag, eine Streife sei aber vor Ort. Auch der übliche Betrieb im Tiergarten könne normal fortgeführt werden, die Besucherzahl würde sich an diesem Sonntag eher in Grenzen halten, so der Polizeisprecher weiter.

Aktivisten müssen sich strafrechtlich verantworten

Bereits zuvor hatten sechs große Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen – darunter Pro Wildlife, Peta Deutschland und der Deutsche Tierschutzbund – in einem Appell an den Nürnberger Stadtrat gefordert, die geplante Tötung zu stoppen. Die Verbände sehen darin einen klaren Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Eine Strafanzeige sei in Vorbereitung.

Doch auch für die Aktivistinnen und Aktivisten, die sich am Sonntag am Pavian-Gelände festketteten, folgt ein Nachspiel zur Prostestaktion: Da sich die Personen der Form des stillen Prostests verschrieben hatten, verweigerten sie jegliche Kommunikation mit den Einsatzkräften, teilt die Polizei im Nachgang mit. So kamen Sie der Aufforderung des Leiter des Tiergartens den Ort zu verlassen ebenso nicht nach, wie sie auch eine zugewiesene Versammlungsfläche außerhalb des Tiergartengeländes schweigend nicht annahmen.

Weil der allgemeine Publikumsverkehr durch die Aktion kaum gestört wurde, entschied der Einsatzleiter nach Rücksprache mit dem Hausrechtsinhaber zunächst auf die Anwendung von Zwangsmittel, wie das gewaltsame Durchtrennen der Eisenketten, zu verzichten. Gegen 15 Uhr beendete die nicht angekettete Teilnehmerin ihren Protest und begab sich in polizeilichen Gewahrsam. Daraufhin wurde sie vorläufig festgenommen und wurde nach erfolgter Sachbearbeitung entlassen.

Kurz vor Schließung des Tiergartens forderte die Polizei die Protestierenden erneut auf, die Ketten zu lösen und sich aus dem Tiergarten zu begeben. Sollten die Personen dieser Aufforderung nicht nachkommen, werde die Feuerwehr die Ketten entfernen, was mit einer entsprechenden Rechnung verbunden sei. Daraufhin lösten die fünf Personen gegen 18.45 Uhr selbst die Schlösser. Nach erfolgter Identitätsfeststellung und polizeilicher Sachbearbeitung wurden sie des Platzes verwiesen.

Die sechs Personen müssen sich nun wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs strafrechtlich verantworten. Zudem werden mögliche Verstöße gegen das Versammlungsrecht geprüft.

Der Tiergarten hatte bereits im Februar 2024 angekündigt, mehrere Guinea-Paviane töten zu wollen. Der Grund: Die Gruppe sei mit rund 45 Tieren zu groß für das bestehende Gehege. Es komme zunehmend zu aggressivem Verhalten und Verletzungen. Zwar habe der Zoo über Jahre versucht, Tiere abzugeben, jedoch bislang ohne dauerhaften Erfolg. Aktuell wartet der Tiergarten auf eine Rückmeldung eines Primatenschutzzentrums in Wales.

Aktivisten ketten sich an Paviangehege: Aufsehen e
Die Gruppe fordert einen sofortigen Stopp der angekündigten Tötungspläne. © NEWS5 / Augenzeuge Augenzeugenma/NEWS5

Zucht ohne Konzept? Organisationen kritisieren Haltung

Die Kritiker werfen dem Tiergarten vor, über Jahrzehnte ohne nachhaltiges Zucht- und Haltungskonzept agiert zu haben. Die Anlage sei laut Angaben der Verbände inzwischen zu rund 80 Prozent überbelegt. Statt einer Tötung fordern sie Alternativen wie Verhütung, Umstrukturierung der Gruppen oder die gezielte Vermittlung an andere Einrichtungen.

Besonders besorgniserregend sei die mögliche Signalwirkung: „Mit den Pavianen wird hier ein gefährliches Exempel statuiert“, warnt Laura Zodrow von Pro Wildlife laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur. Es bestehe die Gefahr, dass die Tötung gesunder Zootiere künftig zur Routine werde.

Dieser Artikel wurde am 21. Juli um 16.30 Uhr aktualisiert. Neu sind die Folgen, die den Aktivisten nun drohen.