Nürnberg - Seit Jahren ist klar, Deutschland muss beim Hochwasserschutz nachbessern. Auch in der Region bemühen sich die Städte darum, Maßnahmen umzusetzen, doch: Fruchten diese?

Nach einer neuen Bewertung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sind alle deutschen Bundesländer einem teils enormen Risiko für schwere Schäden durch ein Jahrhunderthochwasser ausgesetzt: 10 von 16 Bundesländern weisen mindestens einen sehr hohen Risikograd auf. „Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen haben sogar einen extremen Risikograd“, betont der Verein.

Die DUH hat hierfür berechnet, dass in Bayern 65.517 Wohnadressen in potenziell von einem Jahrhunderthochwasser betroffenen Gebieten liegen. „Bislang tun die Bundesländer jedoch zu wenig für den Schutz der potenziell hunderttausenden Betroffenen“, betont Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Während die Umweltschützerinnen und -schützer sich für den verstärkten Einsatz von naturbasierten Wasserschutzmaßnahmen einsetzen, setzen Kommunen häufiger noch technische Schutzmaßnahmen ein: „Das ist teuer und verschenkt das Potenzial, wichtige Nebeneffekte für Biodiversität, Gewässerschutz und Dürrevorsorge zu erzielen“, erklärt Sabrina Schulz, Stellvertretende Bereichsleitung Naturschutz bei der DUH. Zu diesen naturbasierten Maßnahmen zählt auch das Prinzip „Schwammstadt“, wodurch Städte und Kommunen klimaresistenter werden sollen. In Nürnberg wie auch in Fürth spielt das Thema eine wichtige Rolle.

Schwammstädte in Mittelfranken: Städte lernen aus vergangenen Extremwettern

Nürnberg wie auch Fürth haben sich angesichts vergangener Extremwetteranlagen der wassersensiblen Stadtentwicklung verschrieben, teilen die Verwaltungen mit. Durch das Prinzip „Schwammstadt“ soll eine Speicherung von Regenwasser begünstigt werden, wodurch während heißen Jahreszeiten durch den Verdunstungseffekt so das Stadtklima abgekühlt werden soll. „Die Idee besteht darin, den natürlichen Wasserkreislauf in die Stadtplanung zu integrieren“. Auch vor den Folgen heftiger Regenfällen können diese Speicherfunktionen schützen.

Bereits 2021 hatte die Nürnberger Umweltreferentin Britta Walthelm betont, dass die Stadtverwaltung sich wappnen müsse, angesichts der Herausforderungen, die die Klimaerwärmung mit sich bringt. Die Stadt müsse „wie ein Schwamm funktionieren“ und resistenter gegen Starkregenereignisse sein. Allein in Nürnberg gab es 2024 zehn Starkregenereignisse.

Die Stadt Fürth betont, dass Starkregenfälle in den letzten Jahren nicht spurlos an der Region vorbeigingen: Nach heftigen Regenfällen im August 2023 waren in Fürth Bahnunterführungen und die Auffahrt zum Frankenschnellweg überflutet. Hinzu kommt, dass etliche Keller überschwemmt wurde. Auch in Nürnberg war nahezu das ganze Stadtgebiet betroffen.

Der Umbau sei aber eine Generationsaufgabe und erfordert intensive Anstrengungen über einen langen Zeitraum, erklärt die Stadt Nürnberg. Besonders großes Flächenpotenzial sei im Privatbesitz. Deswegen ist die Verwaltung auch auf die Zusammenarbeit mit der Stadtgesellschaft angewiesen.

Stadt Nürnberg ergreift Maßnahmen

Um das Konzept umsetzen zu können, helfen unversiegelte Boden und Bäume, künstlich angelegte Wasser- und Grünflächen sowie Gründächer, Zisterne und Rigolen, erklärt die Nürnberger Verwaltung.

Auf dem Weg zur wassersensiblen Stadt, konnte Nürnberg in den letzten zehn Jahren umsetzten, dass in fast allen seither in Kraft getretenen Bebauungsplänen Niederschlagswasser vor Ort bleibt. Zudem sind in allen Bebauungsplänen Dachbegrünung Bestandteil des Regenwasserkonzepts.

An öffentlichen Verkehrsflächen und Plätzen soll derweil, wenn möglich, wassersensibel entwässert werden. Unter anderem ist die Umstrukturierung in der Bayernstraße, bei den Hafenbrücken und zum Teil auch bei einigen Bauvorhaben in der Innenstadt gelungen. Erst im Juli 2025 hatte die Stadt Nürnberg neue Ausgleichsflächen am Gaulnhofer Graben geschaffen, die zum Schutz vor Starkregen und Hochwassern dienen sollen.

Um das Stadtklima abzukühlen, unterstützt die Stadt Fürth Begrünungsmaßnahmen für private Haushalte. In dem Förderprogramm „Fürth blüht auf“, können Fürther Haushalte einen Zuschuss beantragen, um ihr Grundstück oder Haus begrünen wollen. Dadurch soll die Stadt besser durch Starkregen geschützt und Fürth grüner und nachhaltiger gestaltet werden.

Wann gilt „Hochwasser“?

Von einem Hochwasser spricht man, wenn ein Gelände, welches normalerweise nicht mit Wasser bedeckt ist, zeitlich beschränkt überschwemmt ist, erklärt das Umweltamt der Stadt Nürnberg. Ursache sind vor allem meist lange Dauerregen oder die Schneeschmelze, denn: Wenn in einem durch Wasser gesättigter oder gefrorener Boden kein Wasser mehr versickern kann, dann fließt dieses direkt in die Gewässer. Diese können dann bei lange anhaltenden Regen anschwellen und über die Ufer treten.

Wie die Stadt informiert, können in der Region neben großen Gewässern wie der Pegnitz, Rednitz oder Gründlach auch zahlreiche kleine Landgräben betroffen sein. Da diese zum Teil auch unter die Erde und teilweise unter Straßen verlegt würden, könnten bei Hochwasser es auch in Bereichen zu Überschwemmungen kommen, in denen Gewässer sonst nicht wahrgenommen werden. Zudem könnten Grundhochwasser, Starkregen (15 bis 25 l/m² Regenmenge pro Stunde) oder Sturzfluten sowie Überlastungen des Kanalnetzes die Ursache sein.

Auch im Stadtgebiet Fürth spielt das Thema Hochwasser eine wichtige Rolle. Besonders wegen seiner vielen Flussauen und Gewässer, erklärt die Stadt.