Nürnberg - Bei ihm haben Präsidenten und Bundeskanzler diniert. Jetzt ist der einstige Nürnberger Promi-Wirt Karl „Charly“ Krestel im Alter von 74 Jahren im Südklinikum gestorben.

Das noble „Sudhaus“ im Burgviertel, das „Hexenhäusle“ beim Vestnertor, das Restaurant der Meistersingerhalle, die Lederer Kulturbrauerei und zuletzt der rustikale „Kettensteg“ am Maxplatz (weiterhin geschlossen), das alles waren bekannte Lokale von Karl Krestel. Nun ist der einstige Promi-Wirt im Alter von 74 Jahren nach schwerer Krankheit im Südklinikum gestorben. Krestel prägte die Nürnberger Gastro-Szene wie kaum ein zweiter, seine Person galt jedoch nicht als unumstritten.

Bardentrreffen, Rock im Park, Norisring, Bierfest

Wie unter anderem der Marktspiegel berichtet, führte Krestel einst acht Betriebe, darunter auch das Hotel Kronprinz von Bayern in seiner Heimatstadt Wunsiedel. Zudem bewirtschaftete er große Veranstaltungen wie den Norisring, das Bardentreffen, Rock im Park sowie das von ihm initiierte Bierfest im Burggraben. Promis und Politiker gaben sich bei den Krestels die Klinke in die Hand, zum Beispiel beim Deutsch-Französischen Gipfel oder bei der WM 2006, als Krestel das Fandorf bewirtschaftete. Als Gastwirt trat der ehemalige Polizist und einst jüngste Polizeihauptmeister Bayerns unter anderem auch in der Lederer Kulturbrauerei in Gostenhof auf, die seine Ehefrau Frieda gepachtet hatte. Zuletzt war der Gastronom Pächter des Goldenen Posthorns, ein urfränkisches Traditionslokal und die älteste Weinstube Deutschlands, das er mit seiner Frau führte. Noch in diesem Jahr stand Krestel im Posthorn, hat serviert und gepaludert.

Im Visier der Steuerfahndung

Der einstige Gastro-Magnat Nürnbergs war Zeit seines Lebens nicht unumstritten, wie unser Portal in der Vergangenheit berichtete. Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung sowie dem Vorwurf, zahlreichen 400-Euro-Kräften nicht ordnungsgemäß Sozialabgaben an Krankenkassen und die Rentenversicherung überwiesen zu haben, hatte die Steuerfahndung im Dezember 2008 hunderte Aktenordner in Krestels Wohnung, bei seinem Steuerberater und in seinen Wirtshäusern beschlagnahmt. Krestel räumte entsprechende Vorwürfe ein. Das Landgericht Nürnberg-Fürth verurteilte ihn in diesem Zusammenhang 2015 zu zwei Jahren Haft auf Bewährung.