
Am vergangenen Freitag, dem 20. Juni, wurden mehrere Badegäste am Brombachsee verletzt: Ein etwa zwei Meter langer und 90 Kilogramm schwerer Wels hat laut Polizeiangaben mindestens fünf Personen gebissen. Nachdem der Badebereich erst abgesperrt worden war, fielen Schüsse und der Fisch wurde aus dem Wasser geborgen.
Die Polizei teilte den ungewöhnlichen Einsatz auch auf Social Media – dort schlägt die Nachricht hohe Wellen. Hunderte Kommentare sammeln sich unter dem Beitrag, und immer wieder äußern Nutzerinnen und Nutzer ihr Unverständnis. Vielen ist nicht klar, warum das Tier getötet werden musste. Der Einsatz sei jedoch verhältnismäßig gewesen und so auch in Ordnung, erklärt ein Experte im Gespräch.
Zunächst zum Einsatz: Wie das Polizeipräsidium Mittelfranken erklärt, lockten das sonnige Wetter und das nahegelegene Burning Beach Festival in Allmannsdorf viele Besucherinnen und Besucher ins Wasser. Da viel los war, stellte der Fisch ein Sicherheitsrisiko für die Badegäste dar, so die Meinung der Beamten. Ein Biss hätte bei manchen Panik auslösen können – im schlimmsten Fall hätte jemand ertrinken können. Deshalb war klar: Der Fisch musste weg.
Nachdem der Badebereich zunächst gesperrt worden war, klärten die Einsatzkräfte in Absprache mit dem örtlichen Angelverein das weitere Vorgehen. Den Fisch zu angeln, hätte Tage dauern können – deshalb griff man schließlich zur Waffe.
Durch die Schüsse wurde der Fisch jedoch nur verletzt, stellt die Polizei klar. Die Schüsse sollten ihn eigentlich nur vertreiben. Anwesende Fischer bargen den Waller schließlich und töteten ihn dann, bestätigt der Fischereiverband Mittelfranken e.V. am Montag im Gespräch mit der Redaktion.
Bei einem zwei Meter großen Fisch ist es verständlich, dass manche Badegäste panisch reagieren, erklärt Hans Padberg, Experte für Ichthyologie (Fischkunde) beim Fischereiverband Mittelfranken. In das Maul eines Welses passe nämlich problemlos ein Arm oder sogar ein Bein. Damit es vor Ort – und angesichts der vielen Besucherinnen und Besucher – nicht zu einer Massenpanik kommt, habe der Fisch also entfernt werden müssen. Der Polizeieinsatz und das Vorgehen seien daher durchaus gerechtfertigt gewesen, betont Padberg.
Experte: Fisch folgte nur seinen natürlichen Instinkten
Alternativen wären seiner Meinung nach völlig unverhältnismäßig gewesen. Da Fische nach der Entnahme nicht einfach an anderer Stelle ausgesetzt werden können, hätte man nur das Festival verlegen können. In einem solchen Fall gehe es auch um die Verhältnismäßigkeit, so der Experte.
Glücklicherweise kommen solche Vorfälle nur selten vor. Europaweit werden pro Jahr gerade einmal zwei kleinere Angriffe gemeldet – und das ausschließlich im Sommer, wenn die Tiere laichen. Nur dann zeigen sie ein aggressiveres Verhalten, erklärt Padberg. Vor etwa drei oder vier Wochen muss ein Weibchen in der Nähe der Badeplattform Eier abgelegt haben: „Sonst würde er nicht so reagieren.“
Deshalb fühlte sich der Waller durch die Badegäste bedroht und wollte laut dem Experten seine Nachkommen verteidigen.
Obwohl der Einsatz in Absprache mit dem lokalen Angelverein – also den Fischereirechtsinhabern – korrekt durchgeführt wurde, sei es dennoch bedauerlich, findet Padberg. Das Tier könne schließlich nichts für den Vorfall, sondern folgte lediglich seinen natürlichen Instinkten. Da der Wels ansonsten kein gefährlicher Räuber sei, müssten sich Badegäste eigentlich keine Sorgen machen. Der Fisch besitzt lediglich Raspelzähne – durch einen Biss entstehen daher keine tiefen Fleischwunden, sondern eher Schürfwunden, wie man sie etwa beim Sturz auf Asphalt erleidet.
Der Fisch wird nun weiterverwertet und soll beim Altmühlsee-Fischerfest zu Frikadellen verarbeitet werden, erklärt der Fischereiverband.