Nürnberg - Der 1. FC Nürnberg ist ein Depp, das ist eine geflügelte Phrase. Aber ist er auch eine Currywurst-Mannschaft? Ja, laut einem Ex-Bundesliga-Profi schon – zumindest indirekt.

Miroslav Klose erntet heftige Kritik. Ausnahmsweise ist aber nicht das chronisch ambitionierte Umfeld des 1. FC Nürnberg, das für gewöhnlich bereits nach wenigen Misserfolgen unruhig wird und den Trainer anzweifelt, für diese Kritik verantwortlich – wie auch, es ist schließlich Sommerpause – sondern ein ehemaliger Bundesliga-Profi.

Die ganze Causa beginnt bei Robert Lewandowski: Der Starstürmer vom FC Barcelona hatte vor wenigen Wochen seinen vorläufigen Rücktritt aus der polnischen Nationalmannschaft bekannt gegeben. Der Grund: Der Ex-Bayern-Star wollte nicht mehr unter Trainer Michal Probierz spielen. Nach dem öffentlich ausgetragenen Zoff trat der Chefcoach schließlich zurück, wodurch der Trainerstuhl der polnischen Nationalmannschaft wieder frei ist. Laut einem Bericht der Zeitung „Fakt“ steht auch Miroslav Klose auf der Liste möglicher Nachfolger.

Angst um einen Abgang des Cheftrainers, der in seinem ersten Amtsjahr am Valznerweiher eine sorgenfreie Saison verantwortete und dessen Team teils sehr ansehnlichen Fußball spielen ließ, muss man sich aber in Nürnberg wohl nicht machen – da ist sich Tomasz Hajto sicher. Der Ex-Bundesliga-Profi, der unter anderem für Duisburg und Schalke gespielt hat, sagte gegenüber RevierSport: „Er wird kein Polen-Trainer. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Dafür kenne ich ja auch Verbandschef Cezary Kulesza zu gut.“

„Wir sind kein Experiment“

Und: Hajto fände ein Engagement von Miroslav Klose bei der polnischen Nationalmannschaft auch unangemessen, verweist er doch auf dessen knappe Erfahrung. „Er war Amateurtrainer bei den Bayern, und jetzt ist er beim 1. FC Nürnberg. Was sind das denn für Erfahrungen?“, fragt der 52-Jährige und führt fort: „Die polnische Nationalmannschaft ist doch keine Currywurst-Mannschaft. Wir sind kein Experiment, sondern ein stolzes Land.“

Tatsächlich sammelte Klose vor seinem Engagement beim Nürnberger Herzensverein lediglich in der Jugend des FC Bayern und beim österreichischen Bundesligisten SCR Altach Trainererfahrungen, wobei insbesondere die Bilanz in Altach nicht unbedingt für Klose sprach: In der gesamten Vereinshistorie holte nur ein Trainer, der mindestens ein halbes Jahr für den SCR arbeitete, noch weniger Punkte pro Spiel als Klose. Entsprechend wurde der Weltmeister bei seiner ersten Station als Cheftrainer nach 24 Partien und einem Punkteschnitt von 0,83 Zählern frühzeitig entlassen.

Bei Nürnberg absolvierte der 47-Jährige nun seine erste komplette Saison – eine sorgenfreie Spielzeit, in der man nach anfänglichen Schwierigkeiten im Frühjahr eher nach oben als nach unten schielen konnte. Dabei überzeugte Klose als Nürnberger Cheftrainer mit einer klaren Spielidee und mit der Entwicklung zahlreicher Talente, die sich unter seiner Führung schnell zu Stammspielern und Leistungsträgern mauserten.

„Hat die polnische Sprache vergessen“

Dennoch: Die knappen Erfahrungen Kloses als Cheftrainer sind für Tomasz Hajto nur eines von mehreren Argumenten, die gegen ein Engagement des aktuellen Club-Coaches als polnischen Nationaltrainer sprechen. „Ich habe Klose mal getroffen und ihn auf polnisch angesprochen, er hat mir auf deutsch geantwortet“, erzählte der Ex-Schalker gegenüber RevierSport.

Klose wurde im polnischen Opole geboren, ehe er im Alter von sieben Jahren nach Deutschland zog. „Aber er hat scheinbar die polnische Sprache vergessen“, empörte sich Hajto und argumentiert: „Das wäre auch für das Umfeld und die Fans keine gute Lösung. Die Stimmung rund um die Nationalmannschaft wäre schlecht.“