München - Plötzlich bricht die Fahrbahn. Blow-up nennt sich das Phänomen, das auf alten Beton-Fahrbahnen besonders Biker gefährdet. Für sie gelten nun besondere Tempolimits auf einigen Autobahnabschnitten.

Was kann ist fest wie Beton, kann aber trotzdem reißen, brechen und platzen? Die Antwort ist: Beton. Die Rede ist von Blow-Ups: Bei großer Hitze dehnt sich Beton derart aus, dass insbesondere ältere Fahrbahndecken plötzlich aufplatzen, aufwölben oder aufbrechen können. Dadurch entstehen nicht nur Straßenschäden, sondern mitunter lebensgefährliche Situationen für Auto- und Motorradfahrer.

Angesichts der gegenwärtigen Hitzewelle in Deutschland, die in Nürnberg laut wetter.de zur Wochenmitte Höchstwerte bis 37 Grad bringen soll, warnte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV am Montag vor ebendiesen Blow-Ups. Insbesondere der Mix aus teilweise älteren Fahrbahndecken und extremer Hitze könnte zu derartigen Straßenschäden führen. Dabei mache die Blow-Ups „ihr plötzliches und unerwartetes Auftreten“ besonders riskant, warnt der Verband.

Entsprechend rät auch Anja Käfer-Rohrbach, die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin: „An heißen Tagen besonders vorausschauend fahren.“ Damit verringert man nicht nur das Risiko von Unfällen infolge von Blow-Ups, sondern auch Beschädigungen am Auto - und damit hohe Kosten.

Denn: Wie die Versicherungswirtschaft mitteilt, übernimmt nur die Vollkasko die Kosten infolge einer solchen Beschädigung des Autos. Die Straßen- oder Autobahnmeisterei indes hafte nur in seltenen Fällen - nämlich dann, wenn ein Versäumnis bei der Verkehrssicherung nachgewiesen werden kann, also beispielsweise wenn eine bekannte Gefahr nicht kenntlich gemacht wurde.

Neben der eigenen Sicherheit und der Vermeidung von kostspieligen Schäden am Fahrzeug gibt es noch einen dritten Punkt, warum man bei Hitze besser etwas langsamer über die Autobahn fahren sollte - und zwar eigens zu diesem Zweck verhängte Tempolimits.

Tempolimits auf Autobahnabschnitten

Aus Sorge um mögliche Verwerfungen an der Fahrbahn durch sommerliche Hitze verhängte die Autobahn-Gesellschaft Südbayern für einige noch unsanierte Autobahnabschnitte Tempolimits. Betroffen sind Abschnitte mit alten Betonfahrbahnen auf den Autobahnen A3, A92 und A93, wie die Autobahn-Gesellschaft mitteilte.

Für Autos gilt seit Mai ein Tempolimit von 120 Stundenkilometern, Motorradfahrer dürfen von Mai bis September nicht schneller als 80 Stundenkilometer fahren. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen wurden den Angaben zufolge ab Mai durch das Aufstellen der Beschilderung gültig.

Grund für die Maßnahmen sei der Fahrbahnzustand. Die Betonfahrbahnen aus den 1980er Jahren hätten das Ende ihrer geplanten Nutzungszeit überschritten, sie würden Stück für Stück erneuert.

Auf noch nicht von Grund auf erneuerten Abschnitten gebe es seit 2013 regelmäßig Reparaturen zur Schadensbegrenzung. Zudem seien in Abständen von rund 400 Metern Asphaltstreifen quer über die Fahrbahnen eingebaut worden, um hitzebedingte Spannungen in den alten Betonfahrbahnen zu verringern. Im Extremfall können die Spannungen plötzlich zu Hitzeschäden führen, sogenannten Blow-ups. Die plötzlichen Unebenheiten sind vor allem für Motorradfahrer eine große Gefahr.

Hier wird‘s langsam: Die betroffenen Abschnitte

Im Einzelnen gelten die Geschwindigkeitsbegrenzungen an der A3 vom Autobahnkreuz Deggendorf bis Anschlussstelle Hengersberg, an der A92 von der Anschlussstelle Oberschleißheim bis Eching-Ost, von Freising-Süd bis Freising-Ost und von Landshut-West bis Dingolfing-Ost sowie an der A93 vom Dreieck Saalhaupt bis Elsendorf.

Bei einer weiteren Verschlechterung des Fahrbahnzustands könnten die Höchstgeschwindigkeiten weiter reduziert werden, hieß es.

Bei Betonfahrbahnen lässt sich den Angaben zufolge anders als bei Fahrbahnen mit Asphaltdeckschicht die Oberfläche nicht alle zehn Jahre zügig abfräsen und erneuern. Sie müsse in größeren Zeitabständen von Grund auf erneuert werden. Die bis zu 30 Zentimeter dicken Betonplatten müssten abgebrochen und der Fahrbahnoberbau neu aufgebaut werden. Dies sei bei laufendem Verkehr komplexer und zeitlich aufwändiger als eine Erneuerung bei einer Vollsperrung.