
Arbeit um jeden Preis, das kann für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer nicht das Ziel sein. Jedenfalls nicht, wenn es nach Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, geht. "Wenn wir von einer nachhaltigen Integration sprechen, ist wichtig, dass die Menschen, die zu uns kommen, auf der Ebene ihrer Qualifikation und Kompetenzen eingestellt werden - und nicht in Helferjobs oder Arbeit vermittelt werden, die prekär ist oder nah an der Grenze dessen, was wir ethisch und moralisch wollen", sagt er.
Die Voraussetzungen dafür sind zunächst einmal nicht schlecht: "Das Bildungsniveau der Geflüchteten ist im internationalen Vergleich hoch", sagt Terzenbach. Das Problem: Die Abschlüsse werden in Deutschland in der Regel zunächst einmal nicht anerkannt. Die gute Nachricht: Seit 2012, als ein entsprechendes Gesetz in Kraft trat, ist diese Anerkennung leichter geworden.
Damals gründeten die deutschen Industrie- und Handelskammern (IHK) die Einrichtung Foreign Skills Approval (zu deutsch: Anerkennung im Ausland erworbener Kenntnisse), kurz Fosa - ihr bundesweiter Sitz ist die Nürnberger Ulmenstraße. Die Fosa soll mithelfen, den Fachkräftemangel abzumildern. Konkret ist sie für die Anerkennung in sogenannten nicht reglementierten Berufen zuständig. Das sind Berufe wie beispielsweise Kfz-Mechatronikerin oder Kaufmann.
"Hier sehen wir gute Entwicklungen bei der Anerkennung, die Lernkurve ist insbesondere seit 2015 und 2016 hoch", sagt Terzenbach über die Fosa. Für reglementierte Berufe wie Arzt und Pflegerin, für die neben entsprechender Qualifikation noch weitere Zulassungsvoraussetzungen rechtlich vorgeschrieben sind, sind dagegen die Bundesländer federführend, "ein noch sehr träges System", urteilt der Bundesagentur-Vorstand.
IHK Fosa: "Kompetenzzentrum mit deutschlandweiter Bedeutung"
45.000 Anträge zur Anerkennung von Abschlüssen aus 153 Ländern hat die Nürnberger Fosa insgesamt bearbeitet, 32.000 davon positiv beschieden, schreibt die IHK in ihrer Bilanz zum zehnjährigen Bestehen. "Mit der IHK Fosa haben die deutschen IHKn in Nürnberg ein Kompetenzzentrum mit deutschlandweiter Bedeutung geschaffen", sagt Armin Zitzmann, Präsident der IHK Nürnberg für Mittelfranken und zugleich Fosa-Vorsitzender. "Die Einrichtung ist von unschätzbarem Wert, um die Herausforderungen bei der Zuwanderung zu bewältigen – nicht zuletzt auch mit Blick auf die Integration von Flüchtlingen aus der Ukraine.“
Hätten anfangs vor allem Menschen aus anderen EU-Staaten Anträge eingereicht, würden diese inzwischen zunehmend von Zuwanderungswilligen außerhalb Europas gestellt - und das oft schon vor Einreise. „Der Anerkennungsbescheid hat sich mittlerweile als unverzichtbarer Standard auf dem deutschen Arbeitsmarkt etabliert“, sagt Fosa-Geschäftsführerin Heike Klembt-Kriegel. Das helfe Zuwanderern wie auch den Arbeitgebern - denn die könnten die Qualifikation ihrer Bewerber heute ungleich leichter als zuvor einschätzen.

