
Die Omikron-Welle rollt natürlich auch über Bayern und die Region hinweg. Doch was heißt das für die Krankenhäuser in der Metropolregion tatsächlich? Müssen sie weniger dringliche Operationen weiterhin verschieben? Oder können sie aufgrund der sinkenden Zahl von schwerst erkrankten Corona-Patienten reguläre Operationen wieder im Normalbetrieb durchführen?
Der Hintergrund: Obwohl sich die Lage auf den Intensivstationen entspannt hat, gilt in Gebieten mit besonders hohen Fallzahlen nach wie vor eine Allgemeinverfügung der bayerischen Staatsregierung aus dem November 2021. Darin heißt es: „In Abhängigkeit vom aktuellen Belegungsdruck vor Ort sind verschiebbare Behandlungen ganz oder teilweise zurückzustellen, um Covid-19-Patienten behandeln zu können.“ Mittel- und Oberfranken gehören zu diesen stark betroffenen Gebieten.
Auf Nachfrage sagt die Sprecherin des Klinikums Nürnberg, Sabine Stoll, man setze die Allgemeinverfügung der Staatsregierung weiterhin um. „Aktuell können wir jedoch viele dringliche Operationen nachholen, die im Laufe der Pandemie verschoben werden mussten.“ Die „Bugwelle“ von abgesagten Operationen aus vergangenen Wellen muss das Klinikum trotzdem noch bewältigen.
Impfpflicht bereitet Sorgen
Vielerorts wurde befürchtet, dass aufgrund explodierenden Fallzahlen in der Omikron-Welle und der daraus resultierenden hohen Zahl an Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Quarantäne ein Personalengpass in den Kliniken entstehen könnte. Auch die ab 16. März geltende Impfpflicht für Angestellte im Gesundheitswesen bereitete einigen Verantwortlichen Sorgen. Man befürchtete Kündigungen von Fachpersonal und somit weiter Druck auf die ohnehin schon ausgedünnte Belegschaft.
Das Klinikum Nürnberg kann diese Entwicklung nicht bestätigen. Der Dienstbetrieb ist weiterhin stabil, nur 120 Mitarbeiter von knapp 7000 sind aktuell in Quarantäne, versichert Stoll. „Ausfälle wegen Omikron können wir aktuell noch ganz gut kompensieren.“
Ähnlich ist die Lage beim Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz in Oberfranken. „Wie überall haben wir natürlich immer wieder Mitarbeiter, die in Quarantäne müssen. Aktuell hält sich die Zahl aber in Grenzen“, sagt Krankenhausdirektor Sven Oelkers. Zwischen zehn und 15 Mitarbeitende sind es laut seiner Einschätzung derzeit, knapp 1000 Beschäftigte hat die Klinik an den beiden Standorten Forchheim und Ebermannstadt, etwa 700 davon im medizinischen Bereich.
Anders als in Mittelfranken werden in Forchheim aktuell jedoch keine Operationen mehr verschoben; die Allgemeinverfügung hat man zum 31. Januar auslaufen lassen. Trotzdem belastet auch das Forchheimer Haus ein großer Rückstau: „In der Hochphase der vierten Welle im November haben wir 90 Prozent der Operationen verschoben, das waren fast 30 OPs pro Woche. Das muss man erst mal wieder abarbeiten“, veranschaulicht Oelkers. Abgewogen habe man in der Vergangenheit immer nach medizinischer Dringlichkeit und alle Notfalloperationen durchgeführt. Die Wartezeit für einen nicht dringenden Eingriff ist weiterhin lang und liegt derzeit zwischen drei und sechs Monaten.
Fahren auf Sicht
Am Uniklinikum Erlangen gilt nach wie vor die Allgemeinverfügung des Freistaats. In der Praxis muss das Krankenhaus jedoch kaum Operationen streichen, da die Zahl von Corona-Intensivpatienten verhältnismäßig gering ist. Pressesprecher Johannes Eissing weist darauf hin, dass, wenn sich die Lage wieder verschärfen sollte, auch die Operationspläne wieder angepasst werden. „Wir fahren auf Sicht und arbeiten die Rückstände ab. Die OP-Säle sind weiterhin komplett ausgelastet.“
Im Fürther Krankenhaus empfindet man nun weniger die Zahl der Corona-Kranken als belastend, sondern vielmehr den Ausfall von Personal aufgrund strenger Quarantäne-Vorschriften. Viele Beschäftigte sind dort zwar nicht infiziert, aber als Kontaktperson in Isolation.
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