Nürnberg - Um Bier richtig zu genießen, braucht man ein geeignetes Gefäß. Hopfengetränk aus einem Pappbecher ist für echte Kenner tabu. Daher haben Brauereien dicke Ein-Liter-Steinkrüge anfertigen lassen, in denen das Bier länger kühl bleibt.

Fest muss der Krug sein, damit er bei Anstoßen und Zuprosten nicht in die Brüche geht. Zugleich ist das Gefäß Werbung für das jeweilige Unternehmen, denn häufig trägt es den Schriftzug oder ein Emblem der Brauerei.

Der Nürnberger Walter Geißler hat sich zwar auf Weizenbier-Gläser spezialisiert und präsentiert in seinem Privatmuseum 5500 zerbrechliche Exponate. Doch nebenbei hat er auch Krüge von etwa 30 Nürnberg und Fürther Brauereien, die es teilweise längst schon nicht mehr gibt, in seinen Regalen stehen.

Angefangen hatte die Sammelei nach einem unvorsichtigen Ausspruch von Geißlers Frau vor mehreren Jahrzehnten: Etwas mickrig würden die acht Weizenbier-Gläser aussehen, die ihr Mann auf einem Küchenbord drapiert hatte. Von da an gab es für ihn kein Halten mehr, die Bestände wuchsen gewaltig an. Der heute 66-Jährige hat ein kleines Museum in seinem Wohnhaus eingerichtet – und er ist sicher: „Meine Frau bereut ihren damaligen Ausspruch auf jeden Fall.“

Bunte Motive beim Wettbewerb

Der Süddeutsche Schaustellerverband tut etwas dafür, dass die bunte Vielfalt der Krüge erhalten bleibt. Seit 2001 organisiert er einen Volksfestkrug-Wettbewerb. Jedes Jahr ziert ein anderes Motiv den Liter-Krug. Rund 30 Kreative reichen pro Saison ihre Vorschläge ein. Die Jury hat die Auswahl zwischen 40 bis 60 Entwürfen und die Zeitungsleser können ihren Favoriten mit auswählen.

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Kai Eschenbacher und Nadja Gößner von der Tucher Brauerei sind im Glaslager des Unternehmens, wo die unterschiedlichen Trinkgefäße aufbewahrt werden. © Eduard Weigert, NNZ

Es gibt Liebhaber, die sich den Jahreskrug als Erinnerung an den Volksfestbesuch in Nürnberg kaufen. Am „Aktionstag“ 2019 war das Liter-Gefäß mit entsprechender Füllung für 9,90 Euro zu haben. Pro Jahr gehen zwischen 1500 und 2000 Krüge als Andenken über den Tresen. Und wer seine private Volksfestkrug-Sammlung mit früheren Exemplaren ergänzen will, der klopft beim Büro der Schausteller am Volksfestplatz an. Dort sind noch Exemplare aus manchen Jahrgängen zu haben.

Riesiges Glaslager

Ob Steinkrug oder Glas: Das alkoholische Getränk braucht die richtige Fassung. „Aus unterschiedlichen Gläsern schmeckt unser Bier ganz unterschiedlich. Ich habe es bei einer Verkostung mit einem Bier-Sommelier selbst ausprobiert“, sagt Kai Eschenbacher, Marketing-Chef bei Nürnbergs Traditions-Brauerei Tucher.

Daher gehören nicht nur Braukessel und Vorratsbehälter für Hopfen zur Grundausstattung des Unternehmens, sondern auch ein riesiges Glaslager: Ob Pils, Helles, Weizen – für jede Sorte gibt es ein speziell geformtes Glas. Von den einzelnen Gefäßen muss immer eine ausreichende Zahl vorhanden sein, schließlich beliefert Tucher rund 2500 Gaststätten. Dort soll jede Biersorte in das dafür vorgesehene Glas fließen.