
Eine Woche tagen sie nun schon im schottischen Glasgow. Klar, dass es noch keine konkreten Ergebnisse gibt. Doch die Meldungen, die während des Klima-Gipfels COP 26 bisher zu vernehmen waren, stimmen nicht wirklich zuverlässig, dass bei dem Treffen ein großer, mutiger Wurf gelingt. Das gilt zumindest bisher auch für andere Beratungen: Bei den Ampel-Gesprächen zwischen SPD, Grünen und FDP scheint es beim Klima zu haken.
Die Wut ist nachvollziehbar
Solche Botschaften machen die Wut vieler junger Menschen sehr nachvollziehbar, die sich nun bei den Protesten in Glasgow entladen hat. Da bangt eine Generation zu Recht um ihre Zukunft - und muss beobachten, dass trotz aller Warnsignale zu wenig und zu spät geschieht, um die Erderwärmung einzudämmen und die Weichen ernsthaft in Richtung Nachhaltigkeit zu stellen.
Die Koalitionsverhandlungen kommen, wie zu hören ist, nicht voran - die Grünen appellieren daher schon an befreundete Verbände, Druck auf die anderen Parteien zu machen. Was im Sondierungspapier stand, muss in der Tat Hoffnungen enttäuschen, Klimapolitik habe Vorrang. Vieles trägt die Handschrift der FDP. Die Absage an ein Tempolimit vor allem: Da wurde eine Chance vertan, mit wenig Kosten einen nicht unerheblichen Klima-Effekt zu liefern. Wenn schon kein bloßes "Tempo 130", so wären doch Alternativen denkbar gewesen - variable Regelungen, die flexibel auf die Auslastung der Autobahnen reagieren, vielleicht mit Tempo 110 bei vollen Routen und 160 nachts. Doch es kommt nichts dergleichen.
Rekord-Zuwachs bei den Emissionen
Für Berlin wie für viele andere Regierungen gilt: Die langfristigen Klima-Pläne sind ehrgeizig; bis 2050 wollen fast alle den CO2-Ausstoß massiv senken. Doch was die kommenden Jahre angeht, da ist bisher jedenfalls zu wenig Konkretes geplant. Genau das aber wäre notwendig, um auch die Langfrist-Ziele zu erreichen.
Stattdessen ist von neuen Rekord-Zuwächsen bei dem Emissionen zu lesen. Corona sorgte da 2020 wegen der Lockdowns für einen Rückgang. Doch allein in der EU ist heuer mit einem Anstieg um 7,5 Prozent zu rechnen. Das kann man nun feiern als Beitrag zum Wiedererstarken der zuvor gebeutelten Wirtschaft. Vielen scheint da die Rückkehr zu einem "Weiter so" gar nicht schnell genug zu gehen. Man kann aber auch zum Schluss kommen, dass die Klima-Wende so in weite Ferne rückt.
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Ohne Verbote wird es nicht gehen
Es wird, das zeichnet sich ab, nicht ohne Eingriffe, ohne Regeln, auch nicht ohne Verbote gehen - so sehr sich selbst die Grünen inzwischen davor hüten. Eine auf stetes "Mehr" getrimmte Gesellschaft wird ein "Weniger" nur bedingt akzeptieren. Es braucht aber eine deutliche Reduzierung der Emissionen und damit eine Änderung unserer Art des Lebens und Wirtschaftens, damit die zu Recht protestierende Jugend Hoffnung auf eine gute Zukunft haben kann.
