
Geschuldet ist das auch der Tatsache, dass die Politik von vornherein - teils nachvollziehbar, teils aus Opportunismus - auf Maßnahmen, die richtig klotzen würden, verzichtet: Lockdown, 2G-Regel, Kontaktbeschränkungen, Grenzschließungen, Impfpflicht. Denn die Lage hat sich absurderweise durch die Impfkampagne kompliziert: Man darf jetzt nicht mehr alle über einen Kamm scheren. Oder anders ausgedrückt: Geimpfte zu sehr in ihrer Freiheit beschränken.
Es bleibt nur Kleckern
So bleibt tatsächlich nur noch das Kleckern und man muss sich mit dem Drehen an kleinen Stellschrauben begnügen: Mehr FFP2-Masken hier, mehr PCR-Tests dort und wieder mal ein paar Boni für das Pflegepersonal. Dieses hat übrigens auch im Vorzeigeland Bayern längst die Abstimmung mit den Füßen angetreten: Ein Fünftel des Intensivbettenpersonals soll seit Beginn der Pandemie dem Stressjob den Rücken gekehrt haben. Ob man da wirklich nichts hätte besser machen können?
Da aber nicht einmal Bayerns Ministerpräsident Markus Söder seinen Stellvertreter und Impfskeptiker Hubert Aiwanger zwangsweise zum Impfen vorführen lassen kann, bleibt das politische Handlungsinstrumentarium recht begrenzt. Es könnte zu begrenzt sein, um den von Söder befürchteten "harten Winter" abmildern zu können. Die erste Quittung wäre das befürchtete "Volllaufen der Krankenhäuser" nicht für eine gespaltene und in Teilen realitätsentrückte Gesellschaft, deren Frustrationstoleranz schon an Grenzen stößt, wenn WhatsApp für ein paar Stunden die Grätsche macht.
Nur ein schwacher Trost
Dass die Deutschen in dieser Verfassung keineswegs allein auf der Welt sind, ist nur ein schwacher Trost. Besser machen ist schwierig, zumal in einer pluralistischen Gesellschaft. Aber es ist nicht unmöglich.
Für diejenigen, die sich verständlicherweise mit den geltenden Corona-Regeln nicht mehr auskennen, hier eine praktische Faustregel: Wer sich impfen lässt, in unklaren Situationen seine FFP2-Maske aufsetzt und den Nachweis über seine Eigenschaft als Genesener oder Geimpfter jedem unter die Nase hält, der danach fragt, kann wenig falsch machen - egal, welche Ampel gerade auf grün, gelb oder rot steht. Alle anderen müssen sich mit der 14. Ausgabe des Monstrums "Infektionsschutzmaßnahmenverordnung" herumschlagen.
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