
Nach dem eher kühlen und feuchten Frühjahr und Sommer geht es dem Wald in Bayern wieder etwas besser, aber noch nicht richtig gut. Dasselbe gilt für die Bayerischen Staatsforsten (BaySF), die im Freistaat 808.000 Hektar Staatswald oder 11,2 Prozent der Landesfläche bewirtschaften. Auch im Geschäftsjahr 2020/2021 (1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021) verzeichnete die Anstalt öffentlichen Rechts einen operativen Verlust von 19,2 Millionen Euro - fast die Hälfte weniger als im Vorjahr (minus 36,3 Millionen). Der Holzmarkt entwickele sich weiterhin positiv, so dass die Staatsforsten im laufenden Geschäftsjahr wieder in die schwarzen Zahlen kommen werde, sagte Vorstandsvorsitzender Martin Neumeyer am Freitag in München.
Weiter belastet wird das Staatsunternehmen allerdings durch hohe Rückstellungen für Pensionslasten. Diese führten zusammen mit dem operativen Verlust zu einem Jahresfehlbetrag von 64,2 Millionen Euro. Das Unternehmen werde noch vier bis fünf Jahre lang mit Rückstellungen für Pensionen zu tun haben, sagte Finanzvorstand Manfred Kröninger.
Falls es bei den Staatsforsten wieder zu Gewinnen kommen sollte, müssten diese dort verbleiben, forderte indes der forstpolitische Sprecher der Grünen im Landtag Hans Urban. Damit werde notwendiger Spielraum geschaffen, um Fremdkapital zurückzahlen zu können und Waldbau nicht auf Pump betreiben zu müssen.
2019/2020 waren ein schlechtes Jahr für den Wald und damit auch für die Staatsforsten. Schäden durch das heiße und trockene Klima und den Borkenkäfer hatten zu einem Überangebot an Schadholz und damit einem Verfall der Holzpreise geführt. Seit Frühjahr 2021 spüre man jedoch eine deutliche Verbesserung, teilte Neumeyer mit. Die Nachfrage nach Holz sei gestiegen und das kühlere und feuchtere Wetter in diesem Sommer wirke sich positiv auf den Staatswald aus. Im Geschäftsjahr 2021 fielen 1,35 Festmeter Schadholz an. Das waren 33 Prozent des Gesamteinschlags (2019/2020: 60 Prozent).
Sechs Millionen Bäume gepflanzt
Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) sprach von einem "Ende der schwersten Holzmarktkrise seit Jahrzehnten". Der klare Fokus des Staatsbetriebs liege jedoch auf "Klimawald". "Oberste Priorität" habe der Umbau hin zu "klimafesten Zukunftswäldern", so die Ministerin. Dazu habe man im vergangenen Geschäftsjahr etwa sechs Millionen klimatolerante Bäume geplanzt. Dank des bayerischen "30-Millionen-Bäume-Programms" seien das eine Million Bäume mehr als ursprünglich geplant gewesen. Die Umsetzung des Programms liege "voll im Plan".
Der Umbau der bayerische Staatswälder geht nach Angaben von Vorstand Reinhardt Neft "auf Rekordniveau" voran. Pro Jahr könnten jetzt etwa 8.000 Hektar Fläche Staatswald umgebaut werden. Über die Hälfte der zusätzlichen "Klimawaldbäume", die im letzten Geschäftsjahr (bis 30. Juni 2021) gepflanzt wurden, seien Eichen gewesen. Aber auch Tannen, Buchen, Douglasien und Lärchen sowie seltenere Baumarten wie Elsbeeren, Kirschen und Esskastanien werden verstärkt verwendet. Kiefern hingegen kämen nur bei "Nachverjüngungen" durch natürliche Aussaat zum Einsatz und Fichten würden so gut wie nicht mehr neu gepflanzt. Bei den Staatsforsten rechnet man damit, dass der Umbau der staatseigenen Wälder zu klimafördernden und -resistenten Mischwäldern bis etwa 2030 abgeschlossen sein könnte.
10H muss verfeinert werden
Ähnlich schwierige Zeiten wie in den zurückliegenden Hitze- und Trockenheitsjahren würden unweigerlich wiederkehren, warnte Ministerin Kaniber. Der immer rascher voranschreitende Klimawandel lasse "weder Zeit noch Raum". Schon heute müssten sich die Staatsforsten auf kommende Krisensituationen vorbereiten. Daher verbiete sich ein Personalabbau bei den Staatsforsten. Offen zeigte sich die Ministerin für die Errichtung von Windkraftanlagen im Staatswald. Die in Bayern geltende umstrittene 10H-Abstandsregel (Abstand eines Windrades zur nächsten Wohnbebauung mindestens dem Zahnfachen der Höhe) müsse "weiterentwickelt und verfeinert werden, so die CSU-Ministerin.
Von einem Verbot der Abgabe von Staatswaldflächen etwa für Gewerbebetriebe oder Wohnsiedlungen, hält Kaniber nichts. Dies würde dem Ziel, gleichwertige Lebensbedingungen im gesamten Freistaat herzustellen, widersprechen. Im Übrigen sei die Fläche des Staatswalds um etwa 1.200 Hektar gewachsen. Dem widersprach der grüne Forstpolitiker Urban: "Moderne Klimapolitik in Bayern bedeutet auch, dass kein Staatswald mehr für Gewerbegebiete gerodet werden darf. Auch hier gilt: Denken bevor der Bagger kommt."
Die Staatsforsten ist am 20. Oktober in Form einer Anhörung von Sachverständigen zur Reform „Forstbetrieb 2030“ Thema im Landtag. Urban hatte diese beantragt mit dem Hinweis, dass die Umstrukturierung der Bayerischen Staatsforsten "nicht hinter verschlossenen Türen in einer Vorstandsetage, unterstützt durch eine wirtschaftsorientierte Unternehmensberatung" geschehen dürfe.
